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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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unternehmen Sie, um Lena zu finden? Hä?»
    Ferrari nestelte an seiner Uhr.
    «Wir … ich kann es Ihnen nicht sagen, Herr Doppler.»
    «Noch so ein Sprücheklopfer wie der Jakob!»
    «Jetzt ists aber genug, Josef! Ich lasse nicht zu, dass du Frau Kupfer und Herrn Ferrari weiter beleidigst.»
    «Das hier ist …»
    «Es ist unser Haus, Josef! Und die beiden sind unsere Gäste. Ich bitte dich, das zu respektieren!»
    «Genau genommen ist es dein Haus! Es war schon immer dein Haus! Ich bin hier ja nur der geduldete Trottel, der gottverdammte Krüppel, mehr nicht!»
    Doppler schlurfte, sein linkes Bein nachziehend, aus dem Wohnzimmer.
    «Entschuldigen Sie …»
    «Schon gut, Frau Doppler. Verständlicherweise liegen bei allen die Nerven blank. Ist Ihr Mann verletzt?»
    «Das liegt Jahrzehnte zurück, ein Militärunfall in jungen Jahren. Bei einer Übung ist eine Handgranate losgegangen und zerfetzte ihm das linke Bein. Josef trägt seither eine Prothese. Einen invaliden Offizier konnte man im Militär nicht brauchen, vor allem nicht bei der Infanterie.»
    «Ihr Mann ist Offizier?»
    «Major bei der Infanterie. Sie müssen wissen, das Militär war seine grosse Leidenschaft, das Hotel weniger. Aber nach dem Unfall hatte er keine Wahl und so führte er den Römerhof, bis Julia und Lukas den Betrieb übernahmen.»
    «Es soll nicht mehr sehr lukrativ gewesen sein.»
    «Wir standen vor dem Konkurs, Herr Ferrari. Dank Julia gibts den Römerhof überhaupt noch. Lukas ist ähnlich gestrickt wie sein Vater. Wenn immer möglich geht er jeder Auseinandersetzung aus dem Weg. Nicht unbedingt das, was ein Hotelmanager mitbringen sollte. Da ist Julia ein anderes Kaliber.»
    «Und Sie auch!»
    «Das stimmt, Frau Kupfer. Bei uns in der Familie tragen die Frauen die Hosen. Und das ist gut so.» Ihr Blick verfinsterte sich. «In einem gebe ich Josef recht. Die Entführung macht nur Sinn, wenn sie gegen Jakob gerichtet ist.»
    «Es sieht ganz danach aus. Nur, solange sich die Entführer nicht melden, können und dürfen wir nichts ausschliessen.»
    «Zum Beispiel?»
    «Dem Aussenstehenden bietet sich das Bild einer vermeintlich wohlhabenden Familie, die in einem schönen alten Haus lebt und den stattlichen Römerhof betreibt. Durchaus denkbar, dass es sich bei der Entführung Ihrer Enkelin um Erpressung handelt.»
    «Und warum melden sich die Erpresser nicht und stellen ihre Forderungen?»
    «Verzweifelte Menschen bezahlen schneller.»
    «Sie meinen, dass sie uns leiden lassen, um schneller ans Ziel zu kommen?»
    «Möglich wäre es. Ist Ihnen am Freitag wirklich nichts aufgefallen?»
    «Überhaupt nichts. Hundert Mal, was sage ich, tausend Mal habe ich darüber nachgedacht. Mir ist beim besten Willen nichts aufgefallen. Und Josef hat auch nichts bemerkt. Er macht immer bis kurz nach zwei seinen Mittagsschlaf.»
    Emma Doppler zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Mit zittrigen Händen nahm sie ab.
    «Ja, er ist da. Einen Augenblick. Josef … Telefon für dich.»
    Mürrisch nahm er den Anruf entgegen. Immer wieder nickte er kurz.
    «Ja, gut. Rufen Sie mich bitte morgen wieder an. Ich schaue, was ich tun kann.»
    Dann war das Gespräch beendet.
    «Wer war das?», fragte Emma besorgt.
    «Einer unserer Getränkelieferanten … Ich versuche, beim BHC etwas Ordnung ins Chaos zu bringen», erklärte er.
    «Dem Handballclub?»
    «Ja, das ist mein Hobby, Herr Kommissär. Es herrscht ein ziemliches Durcheinander. Unser Buchhalter hat den Bettel hingeworfen. Das ist halt so, wenn alle ehrenamtlich arbeiten. Nun versuchen wir, das Ganze einigermassen in den Griff zu kriegen. Ohne den Hauptsponsor wären wir längst pleite. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir über die Runden kommen. Marcel Wiedmer von der Bank Schwandorf unterstützt mich dabei. Ihm und dem CEO der Bank hat Lukas auch den Kredit für den Römerhof zu verdanken. Sie müssen wissen, die Wiedmers wohnten im Haus neben uns, bevor sie vor einigen Jahren zurück nach Ascona sind, denn Marcels Mutter, sie ist Tessinerin, fühlte sich hier nie heimisch. Marcel und Lukas sind Tür an Tür zusammen aufgewachsen, gingen auch in die gleiche Schule, immer in der gleichen Klasse, auf der gleichen Stufe. Sie arbeiteten sogar zusammen bei Schwandorf. Inzwischen ist Marcel unser Ansprechpartner bei der Bank. Ich verstehe nicht viel vom Finanziellen. Das war immer schon meine schwache Seite. Wie heisst es so schön: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr … Wir schulden dem
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