Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition)
Autoren: Anne Gold
Vom Netzwerk:
besseren Vorschlag, Sie kennen doch Chris Habegger.»
    «Mein Exschwager.»
    «Wir fahren jetzt zu ihm und lassen ihm freie Hand. Man könnte auch sagen, er bekommt von uns die Carte blanche. Soviel wir wissen, hat er noch eine Rechnung mit Ihnen zu begleichen.»
    «Alles nur leere Drohungen. Geben Sie doch einfach zu, dass ich Ihnen überlegen bin. Sie wissen nichts. Überhaupt nichts. Sie tappen im Dunkeln. Wenn Sie Lena lebendig zurückhaben wollen, dann schlagen Sie das Verfahren gegen Johnny nieder. Und zwar so, dass Borer den Deal einfädelt. Sobald Johnny ein freier Mann und Borer zurückgetreten ist, sehen wir weiter.»
    «Borer ist bereits zurückgetreten. Er kann nichts mehr für Johnny tun.»
    «Sie bluffen!»
    «Sollen wir den Ersten Staatsanwalt anrufen? Sie können gern mit ihm reden.»
    Heller schlug wie ein Irrer auf den Tisch.
    «Damit kommt er nicht durch! Das lasse ich nicht zu. Ich entscheide, wann Borer zurücktritt. Ich und niemand sonst. Das Spiel wird nach meinen Regeln gespielt. Haben Sie mich verstanden?»
    «Laut und deutlich. Aber es scheint, als ob eine Ihrer Spielfiguren vorzeitig das Spielfeld verlässt.»
    «Borer soll die Kündigung rückgängig machen, sofort! Sonst …»
    «Was sonst?»
    «Sonst trägt er nicht nur die Verantwortung für den Tod von Josef Doppler, sondern auch die für Lenas Tod. Sagen Sie ihm das.»
    «Wir werden es ihm ausrichten. Sonst noch etwas?»
    «Der Erste Staatsanwalt soll mich anrufen. Ich will hören, dass Borer die Kündigung zurückgenommen hat.»
    «Gut. Ist das alles?»
    «Was ist Ihnen das Leben von Lena wert?»
    Heller setzte wieder sein Pokerface auf.
    «Stellen Sie Ihre Bedingungen.»
    «Borer soll den Prozess gegen Johnny führen und ihn verlieren. Dann sehen Sie Lena wieder.»
    «Gesund und munter?»
    «Gesund und munter!»
    «Garantieren Sie uns, dass Lena noch lebt?»
    «Glauben Sie mir?», stellte Heller süffisant lächelnd die Gegenfrage.
    «Hör zu, Heller!», Nadine verlor zusehends die Nerven. «Wenn wir deine Bedingungen erfüllen und du Lena ermordet hast, und das traue ich dir zu, du perverse Sau, dann hetzen wir dir Chris Habeggers Leute auf den Hals. Und ich schwöre dir, die Polizei schaut weg. Ganz egal, was sie mit dir machen.»
    Franz Heller sass regungslos am Tisch und sah Nadine lange in die Augen. Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte er kurz. Ein einziges Mal, nicht mehr und nicht weniger. Damit schien der Deal besiegelt zu sein.
    «Sie lebt!», frohlockte Nadine glücklich, als sie draussen am Rheinbord standen.
    «Da bin ich mir nicht so sicher. Immerhin beeindruckten ihn deine letzten Worte.»
    «Das war keine leere Drohung, Francesco. Ich mache das.»
    «Und wir verschliessen alle die Augen, das verspreche ich dir.»
    Ein Frachter fuhr schwer beladen an ihnen vorbei und liess sein durchdringendes Horn ertönen. Manchmal möchte ich alles einfach hinschmeissen, den Alltag hinter mir lassen und zu neuen Ufern aufbrechen, besonders an solchen Tagen wie heute. Sehnsüchtig blickte Ferrari rheinabwärts. Für einen kurzen Augenblick schwelgte er in ungeahnten Möglichkeiten, in anderen Realitäten, die er hätte leben können. Aber nein, er musste ja Kommissär werden und hinter Verbrechern herjagen, sich mit dem Abschaum der Stadt herumschlagen und Tag für Tag Familiendramen erleben. Wozu das alles? In diesem Moment küsste ihn Nadine auf die Wange.
    «Wofür ist denn der?»
    «Dafür, dass du mein Partner bist, und um dich von deinen trüben Gedanken abzulenken.»
    Jakob Borer liess sich nicht zum Rücktritt vom Rücktritt bewegen. Alle Überredungskünste blieben erfolglos.
    «Der spielt doch nur mit uns. Glauben Sie tatsächlich, dass er Lena freilässt, wenn ich den Prozess verliere?»
    «Darum geht es überhaupt nicht. Wir brauchen mehr Zeit, und die schinden wir heraus, wenn Sie ihm sagen, dass Sie den Prozess führen.»
    «Bitte, Papa, mach es für uns, für Lena.»
    «Was haben Sie zu verlieren, Herr Borer? Ihren Ruf? Das kümmert sich doch schon seit zwei Wochen nicht mehr.»
    Borer schaute Nadine Kupfer traurig an.
    «Weiss Gott nicht, Frau Kupfer. Sie haben mir ja deutlich gesagt, was Sie von mir halten.»
    «So ein Blödsinn! Jetzt reissen Sie sich endlich am Riemen. Wir benötigen Aufschub, um Hellers Freundin aufzutreiben. Sie ist der Schlüssel zu Lena. Verstehen Sie nicht? Die Zeit gewinnen wir nur, wenn Sie den Prozess führen.»
    «Ist Fabian damit einverstanden?»
    «Wenn Sie mitmachen, rufe ich ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher