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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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was Sie auf meinem Bankkonto finden, ist mein monatliches Gehalt als Profihandballer. Und sonst nichts. Was Sie mir vorwerfen, ist absurd. Verhaften Sie mich doch, wenn Sie sicher sind, dass ich bewusst danebengreife.»
    Ursula blickte irritiert zu Ferrari. Das Verhör verlief anders, als sie es sich vorgestellt hatte.
    «Wir werden Sie nicht verhaften, Herr Trummer», unterstützte Ferrari seine Kollegin. «Dies hier ist lediglich ein erstes Gespräch. Überlegen Sie sich die Angelegenheit. Wenn Sie nichts zu vertuschen haben, ist ja alles in bester Ordnung. Nur, falls Sie ein Wettbetrüger sind, kommen wir Ihnen auf die Schliche. Darauf können Sie sich verlassen. Ihre Karriere wäre in diesem Fall futsch. Kein Verein wird einen Torwart engagieren, der in einen Wettskandal verwickelt ist oder war. Wenn Sie hingegen mit uns zusammenarbeiten, werden wir sehen, was wir machen können.»
    «Ich habe nichts zu verbergen und mir ist absolut klar, wer Ihnen den Mist erzählt hat.»
    «Da bin ich jetzt aber gespannt.»
    «Lukas Doppler und sein Vater.»
    «Interessant. Woher wissen Sie das?»
    «Josef ist … war ein Gerechtigkeitsfanatiker. Der sah überall Gespenster, lief nach jedem Match wie ein Spion durch die Gegend. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er unseren Präsi aufgehetzt hat, genauso wie Marcel. Der stellte auch plötzlich eigenartige Fragen. Und Lukas … Lukas hat mich doch tatsächlich vor allen anderen gefragt: ‹Wie viel kriegst du, dass du die faulen Eier reinlässt?› Mann, da habe ich echt rotgesehen. Ich bin auf ihn los. Wären die anderen nicht dazwischen, hätte ich ihm alle Zähne ausgeschlagen. Garantiert. Liege ich mit meiner Vermutung so falsch?»
    «Ich muss zugeben, Sie sind nahe dran.»
    «Wusste ich es doch. Typisch für die Polizei, dass sie diesem Krüppel und seinem unfähigen Sohn glauben. Buchten Sie mich ruhig ein. Das gibt einen Skandal, das schwöre ich Ihnen.»
    Ferrari stand auf.
    «Vielleicht waren wir ein wenig voreilig, Herr Trummer. Bitte entschuldigen Sie. Wurden die anderen Spieler von Josef Doppler ebenfalls verdächtigt?»
    «Alle ohne Ausnahme. Der sah doch überall Verräter. Das wurde zur richtigen Manie.»
    «Wie reagierten die anderen auf die Vorwürfe?»
    «Sie lachten ihn aus, genau wie ich. Doch als mir Lukas in der Öffentlichkeit Betrug vorwarf, ging er zu weit. Ich lasse mir meinen guten Ruf nicht von einem zweitklassigen Hotelier kaputt machen.»
    «Haben Sie auch mit Josef Doppler darüber gesprochen?», brachte sich Nadine erstmals ins Gespräch ein.
    «Ach was! Der alte Idiot hätte nicht einmal zugehört. Der lebte doch in seiner eigenen, kleinen Welt. Hielt uns Vorträge über die vergangenen Zeiten. Übers Militär, wo Männer noch Männer sind.»
    Ferrari nickte Ursula zu.
    «Das wars dann, Herr Trummer. Ich schliesse mich der Entschuldigung von Kommissär Ferrari an. Die Angelegenheit ist für uns somit erledigt.»
    «Ich kann gehen?»
    «Selbstverständlich. Und viel Erfolg beim nächsten Match.»
    «Er lügt!»
    «Das denke ich auch, Ursula. Aber vielleicht wiegt er sich jetzt in Sicherheit und macht bald einen Fehler. Hat Lustig seinen Kumpel erreicht?»
    «Noch nicht. Sobald ich weiss, wer es war, rufe ich euch an. Ich werde Trummer im Auge behalten.»
    Bis zum Abend gab es keinen Fahndungserfolg. Heller und seine Freundin blieben verschwunden.
    «Ich fahre dich nach Hause.»
    «Oh! Keine Verabredung heute?»
    «Erst später mit Viviane.»
    Jetzt kommts, der überfällige Anschiss! Da muss ich durch. Und, meine werte Kollegin, es berührt mich überhaupt nicht. Ich nehme die Vorwürfe lächelnd entgegen, ich bin die Ruhe selbst. Wortlos lenkte Nadine den Porsche durch den Abendverkehr. Was denn?! Kein Wutausbruch? Keine Zurechtweisung, dass mich ihr Privatleben nichts angeht? Verkehrte Welt. Quietschend kam der Wagen vor dem Haus zum Stehen. Aha! Sie zieht die Show vor Publikum ab, raffiniert.
    Viviane sah viel besser aus als in den vergangenen Tagen. Eigenartig. Die drei plaudern unbeschwert miteinander und ich kriege keins aufs Dach. Ganz im Gegenteil, sie umsorgen mich. Francesco, ein Glas Wein. Francesco, ein Schnittchen. Francesco, ein Kissen. Ich komme mir vor wie ein Opferlamm, das von den Kannibalinnen gestopft und dann im grossen Topf gekocht werden soll. Seit langer Zeit lachte Viviane sogar wieder richtig befreit. Das ist zwar schön, aber überaus verdächtig. Ich bleibe dabei, sie haben Robert Häring um die Ecke gebracht!
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