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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten
Autoren: Camilla Läckberg
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alle zu sehen. Noch vor zwei Tagen hatte er nicht geglaubt, dass er zu dieser Hochzeit imstande sein würde. Als er mit ansehen musste, wie Hanna und Lars in der Tiefe verschwanden, empfand er nur noch eine irrsinnige Trauer und Müdigkeit. Doch zu Hause steckte Erica ihn ins Bett, und er schlief einen ganzen Tag. Als sie ihm dann vorsichtig erzählte, dass im Stora Hotel ein Zimmer für sie reserviert war, und ihn fragte, ob er vielleicht Lust habe, dort zu Abend zu essen, da spürte er, dass er genau das brauchte. Zeit mit Erica, ein gutes Essen, ganz dicht neben ihr liegen und reden, reden, reden.
    Nun war er bereit. Alles Dunkle und Böse erschien ihm weit weg. Hier hatte es keinen Platz. Nicht an einem Tag wie diesem.
    Sie waren vorm Altar angekommen. Die Zeremonie begann. Harald predigte über die Liebe, die langmütig und freundlich sei, er sprach über Maja und erzählte, wie Erica und Patrik sich kennengelernt hatten. Er fand genau die richtigen Worte, als er die beiden und ihr gemeinsames Leben beschrieb.
    Als Maja ihren Namen hörte, wollte sie nicht länger auf dem Schoß ihrer Oma bleiben, sondern zu Mama und Papa, die in diesem merkwürdigen Haus aus irgendeinem Grund ganz vorne standen und so komisch angezogen waren. Kristina versuchte eine Weile, Maja ruhig zu halten. Doch auf ein Nicken von Patrik ließ sie die Kleine schließlich durch den Mittelgang nach vorne krabbeln. Patriknahm sie hoch und streifte Erica mit Maja auf dem Arm den Ring über den Finger. Als sie sich endlich küssen durften, zum ersten Mal als Mann und Frau, drängte Maja entzückt ihr Gesicht dazwischen. In diesem Augenblick kam sich Patrik vor wie der reichste Mann auf der Welt. Wieder kamen ihm die Tränen, und diesmal ließen sie sich nicht zurückhalten. Er tat, als würde er sich an Maja schmiegen, um seine Tränen unauffällig an ihrem Kleidchen abzuwischen. Allerdings konnte er niemand etwas vormachen. Wozu auch? Bei Majas Geburt hatte er geheult wie ein Schlosshund, also durfte er sich das bei seiner Hochzeit auch erlauben.
    Als sich die Kirche allmählich leerte, nahm Martin Maja auf den Arm. Erica und Patrik warteten, bis alle draußen waren. Dann traten sie hinaus auf die Kirchentreppe und wurden mit Reis beworfen. Die Kameras klickten und blitzten. Wieder kamen ihm die Tränen. Patrik ließ sie laufen.
    Völlig ausgepumpt gönnte Erica ihren Füßen eine kleine Pause. Sie befreite sie aus den weißen Pumps und wackelte mit den Zehen. Himmel, taten ihre Füße weh! Trotzdem war sie wahnsinnig zufrieden. Die Trauung war wunderbar gewesen, das Menü im Hotel ausgezeichnet. Nicht einmal an den Reden war etwas auszusetzen gewesen. Genau der richtige Ton, nicht zu lang – und vor allem nicht zu viele. Annas Rede hatte sie am meisten berührt. Ihre Schwester musste mehrere Pausen einlegen, weil sich ihre Stimme überschlug und ihr die Tränen kamen. Anna erzählte, wie sehr und auf welche Weise sie ihre Schwester liebte. Sie verwob ernste Worte mit Anekdoten aus ihrer Kindheit. Dann erwähnte sie kurz die schwere Zeit, die hinter ihnen lag, und endete damit, dass Erica immer eine Schwester und eine Mutter für sie gewesen sei, mittlerweile sei sie aber auch ihre beste Freundin. Diese Worte trafen Erica mitten ins Herz. Mehrmals hatte sie sich die Augen mit der Serviette abtupfen müssen.
    Abernun war das Essen vorbei, und es wurde seit einigen Stunden getanzt. In Anbetracht der vielen Einwände, die ihre Schwiegermutter gegen die Hochzeitsplanung gehabt hatte, war Erica von ihrer guten Stimmung äußerst überrascht. Kristina tanzte von allen am fleißigsten, unter anderem mit Patriks Vater Lars, und nun trank sie auch noch Likör mit Bittan, seiner Lebensgefährtin. Erica verstand die Welt nicht mehr.
    Als ihre Füße sich ein bisschen erholt hatten, wollte Erica an die frische Luft. Die Luft im Saal war heiß und stickig von all den tanzenden Körpern, und sie sehnte sich nach einer kühlen Brise auf ihrer Haut. Mit gequältem Gesichtsausdruck zog sie die Schuhe wieder an. Sie wollte gerade aufstehen, als sie eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte.
    »Wie geht es denn meiner lieben Frau?«
    Erica sah Patrik an und nahm seine Hand. Er sah glücklich aus, wenn auch ein bisschen zerrupft. Nach mehreren Runden Swing mit Bittan saß sein Frack nicht mehr ganz so, wie es sich gehörte. Erica hatte schmunzelnd festgestellt, dass Patriks Leidenschaft für Swing sein Talent bei weitem überwog.
    »Ich gehe an die frische Luft.
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