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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten
Autoren: Camilla Läckberg
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Kommst du mit?« Sie musste sich auf ihn stützen, weil ihr der Schmerz so in die Füße schnitt.
    »Wo du hingehst, da will auch ich hingehen«, flötete Patrik. Erica nahm amüsiert zur Kenntnis, dass er schon ordentlich einen im Tee hatte. Ein Glück, dass sie nachher nur die Treppe hochgehen mussten.
    Sie traten in den gepflasterten Innenhof. Patrik wollte gerade den Mund aufmachen, als ihm Erica einen Finger an die Lippen legte und ihn zum Schweigen brachte.
    Sie machte ihm ein Zeichen, dass er ihr folgen sollte. Vorsichtig tapsten sie in die Richtung, in der Erica etwas gesehen hatte. Man konnte nicht behaupten, dass sie sich lautlos bewegten. Patrik kicherte und stolperte beinahe übereinen Blumentopf, aber das Pärchen, das umschlungen in einem dunklen Winkel des Hofs stand, schien für akustische Reize nicht empfänglich zu sein.
    »Wer steht denn da hinten und knutscht?«, flüsterte Patrik, allerdings so laut wie ein Schauspieler auf einer Theaterbühne.
    »Pscht«, machte Erica, doch sie konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Der Sekt und der gute Wein waren auch ihr zu Kopf gestiegen. Sie schlichen noch näher heran. Plötzlich blieb Erica ruckartig stehen und drehte sich zu Patrik um, der auf diese unerwartete Bewegung nicht vorbereitet war und prompt mit ihr zusammenprallte. Beide hielten sich die Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten.
    »Komm, lass uns verschwinden.«
    »Wieso, wer ist es denn?« Patrik reckte den Hals. Aber das Paar war so eng umschlungen, dass ihre Gesichter nicht zu erkennen waren.
    »Das ist Dan, du Idiot. Mit Anna.«
    »Dan und Anna?« Patrik glotzte sie dümmlich an. »Haben die was miteinander?«
    »Männer!«, zischte Erica. »Ihr merkt aber auch gar nichts. Das war doch nicht zu übersehen. Mir war das schon klar, als sie selbst noch nichts davon wussten!«
    »Ist das okay für dich? Ich meine, … deine Schwester und dein Ex?« Patrik schwankte ein bisschen, als sie wieder das Hotel ansteuerten.
    Erica drehte sich um und warf einen Blick auf das Paar, das offenbar alles um sich her vergessen hatte.
    »Okay?« Erica lächelte. »Mehr als okay. Ich find’s total super!«
    Dann zog sie ihren Mann auf die Tanzfläche, schleuderte ihre Schuhe in die Ecke und rockte barfuß los. Zum Abschluss spielte die Band die Ballade »Wonderful tonight« für das Brautpaar. Erica legte Patrik glücklich die Wange an die Schulter und schloss die Augen.
    PatriksHochzeit war ein richtig nettes Fest gewesen. Gutes Essen, kostenlose Getränke, und er selbst hatte auf der Tanzfläche zweifellos eine ausgezeichnete Figur gemacht. Er hatte es den jungen Burschen gezeigt. Allerdings konnte sich keine der Damen mit Rose-Marie messen. Leider hatte er sich nicht getraut, Patrik so kurz vor der Hochzeit zu fragen, ob er weibliche Begleitung mitbringen dürfte. Aber heute Abend wollten sie alles nachholen. Er hatte sich erneut als Koch versucht und war ungeheuer zufrieden mit sich. Wieder hatte er das feine Service rausgeholt, und die Kerzen brannten schon. Er sah dem Abend gespannt entgegen. Die Idee, die ihm in der Bank gekommen war, schien ihm noch immer brillant. Natürlich war es ein schneller Entschluss gewesen, aber Rose-Marie und er waren ja auch nicht mehr die Jüngsten. Wenn man in ihrem Alter eine neue Liebe fand, durfte man keine Zeit verlieren.
    Er hatte lange überlegt, wie er es anstellen sollte. Wenn sie den gedeckten Tisch und das Essen erblickte, würde er sagen, die gemeinsame Wohnung sei schließlich ein besonderer Anlass, der einen gewissen Aufwand rechtfertige und gebührend gefeiert werden müsse. Er glaubte nicht, dass sie Verdacht schöpfen würde. Nach langem Brüten war er auf die glorreiche Idee verfallen, die Überraschung in der Nachspeise zu verstecken. Einen Ring! In der Mousse au Chocolat! Er hatte ihn am Freitag gekauft und wollte ihn ihr mit der Frage überreichen, die er noch keiner Frau gestellt hatte. Mellberg konnte es kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen. Er hatte keine Kosten gescheut – nur das Beste war gut genug für seine zukünftige Frau. Sie würde hingerissen sein!
    Fünf vor sieben. Noch fünf Minuten, dann würde sie an der Tür klingeln. Er wollte ihr bald einen Schlüssel nachmachen lassen. Schließlich sollte die eigene Verlobte nicht vor der Tür stehen und klingeln müssen wie ein Gast.
    Fünf Minuten nach sieben wurde Mellberg unruhig. Rose-Marie war doch sonst immer so pünktlich. Nervös rückteer das Geschirr zurecht, zupfte an den Servietten
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