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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Wilson
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die Pistole?«
    »Das ist Señor Vegas Privatangelegenheit. Dies ist sein Haus. Ich bin lediglich sein Anwalt.«
    »Aber er hat Ihnen die Schlüssel zu seinem Haus anvertraut.«
    »Er hat keine Familie in der Gegend. Wenn sie in den Urlaub gefahren sind, haben sie häufig auch Lucías Eltern mitgenommen. Meine Kanzlei ist immer besetzt. Es schien…«
    »Was ist mit den Amerikanern von nebenan?«
    »Sie leben erst seit knapp einem Jahr hier«, sagte Vázquez. »Señor Vega hat ihnen das Haus vermietet. Der Mann arbeitet als Architekt für ihn. Señor Vega ließ andere Menschen nicht gern zu weit in sein Leben. Für den Notfall hat er ihnen meine Telefonnummer gegeben.«
    »Ist Vega Construcciones seine einzige Firma?«
    »Nun, er ist gewissermaßen als Makler tätig. Er baut und vermietet Wohnungen und Büros. Er errichtet gewerbliche Gebäude auf Bestellung. Er kauft und verkauft Grundstücke. Er besitzt eine Reihe von Immobilienagenturen.«
    Falcón setzte sich auf die Schreibtischkante und ließ einen Fuß baumeln.
    »Diese Waffe dient nicht zur Abschreckung von Einbrechern, Señor Vázquez. Es ist eine Waffe, um einen Menschen zu töten. Selbst ein Schulterschuss aus einer 9-mm Heckler & Koch wäre wahrscheinlich tödlich.«
    »Wenn Sie ein reicher Mann wären, der seine Familie und sein Heim schützen will, würden Sie eine Spielzeugpistole kaufen oder eine ernst zu nehmende Waffe?«
    »Señor Vega ist Ihrer Kenntnis nach nicht in kriminelle oder zumindest halblegale Geschäfte verwickelt?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Und Sie können sich auch keinen Grund vorstellen, warum ihn irgendjemand töten wollte?«
    »Hören Sie, Inspector Jefe, ich bin für die juristischen Aspekte der Geschäftsangelegenheiten meiner Mandanten zuständig. Ich mische mich nur selten in ihr Privatleben ein, solange es keine geschäftlichen Auswirkungen hat. Ich weiß nur über seine Firma Bescheid. Wenn er noch anderweitig tätig war, hat er meine Dienste dafür nicht in Anspruch genommen. Wenn er eine Affäre mit der Frau eines anderen Mannes hatte, was ich bezweifle, hätte ich nichts davon gewusst.«
    »Und wie deuten Sie die Indizien am Tatort, Señor Vázquez? Señora Vega liegt oben, mit einem Kopfkissen erstickt. Señor Vega liegt unten, neben sich eine Literflasche Abflussreiniger, während ihr Sohn Mario bei einer Nachbarin übernachtet.«
    Er schwieg, die braunen Augen starr auf Falcóns Brust gerichtet. »Sieht aus wie Selbstmord«, meinte er schließlich.
    »Zumindest einer der beiden Todesfälle muss ein Mord gewesen sein.«
    »Es sieht so aus, als hätte Rafael erst seine Frau und dann sich selber getötet.«
    »Haben Sie bei Ihrem verstorbenen Mandanten je ein entsprechendes Maß an Instabilität beobachtet?«
    »Wie kann irgendjemand wissen, was im Kopf eines Menschen vor sich geht?«
    »Das heißt, er stand nicht vor einer geschäftlichen Pleite oder finanziellem Ruin?«
    »Das müssen Sie seinen Buchhalter fragen, auch wenn der nicht der kaufmännische Geschäftsführer war, weshalb sein Wissen vermutlich begrenzt sein dürfte.«
    »Wer hatte die Leitung der kaufmännischen Abteilung inne?«
    »Rafael hat die Fäden immer gern selbst in der Hand gehabt.«
    Falcón gab dem Anwalt sein Notizbuch, und Vázquez schrieb Namen, Adresse und Telefonnummer des Buchhalters Francisco Dourado auf.
    »Braut sich Ihres Wissens irgendein Skandal zusammen, in den Señor Vega oder seine Firma verwickelt sein könnten?«, fragte Falcón.
    »Jetzt erkenne ich Sie«, sagte Señor Vázquez, lächelte zum ersten Mal und entblößte eine Reihe erstaunlich perfekter Zähne. »Falcón. Ich habe den Zusammenhang zunächst gar nicht hergestellt. Nun… Sie sind noch hier, Inspector Jefe, und mein Mandant hat nichts auch nur annähernd Vergleichbares durchgemacht wie Sie.«
    »Aber ich habe kein Verbrechen begangen, Señor Vázquez. Ich stand nicht vor dem moralischen Ruin oder persönlicher Schande.«
    »Schande«, wiederholte der Anwalt. »Glauben Sie, dass Schande in der modernen Welt immer noch solche Macht hat?«
    »Es kommt auf die Gesellschaft an, in der Sie sich Ihr Leben aufgebaut haben, und wie wichtig Ihnen deren Meinung ist«, sagte Falcón. »Bewahren Sie übrigens Señor Vegas Testament auf?«
    »Ja.«
    »Wer ist sein nächster Verwandter?«
    »Er hatte, wie gesagt, keine Verwandtschaft.«
    »Und seine Frau?«
    »Sie hat eine Schwester in Madrid, und ihre Eltern leben hier in Sevilla.«
    »Irgendjemand muss die Leichen
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