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Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin
Autoren: Elke Pupke
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ihrer Idee ermuntert, schaltet sie den Computer wieder ein und öffnet die Seite mit den Immobilienangeboten.
    Â»Das ist der letzte dieses Jahr«, erklärt Plötz, »den nächsten gibt es erst wieder zu Pfingsten.« Er sticht die Metallstange durch einen Aal und hängt ihn in den Räucherofen neben der Hütte.
    Steffi sieht interessiert zu. »Wie lange muss der da drinnen hängen?«, will sie wissen.
    Â»Na ja, bei diesen Außentemperaturen dauert das schon so vier, fünf Stunden.«
    Â»Was? So lange?«
    Â»Das ist nicht lange. Es hängt natürlich vom Fisch ab. Sprotten sind schneller durch.« Der Fischer lacht. »Aber die machen mir zu viel Arbeit, die lütten Dinger. Lachs zum Beispiel, der braucht noch länger.«
    Â»Vor allem, wenn du ihn kalt räucherst.« Berta ist an die beiden herangetreten.
    Â»Jau«, stimmt Plötz zu. »Das mach ich auch noch vor Weihnachten.«
    Â»Dann denk an mich. Kalt geräucherter Lachs ist das Beste, was es gibt«, erklärt Berta ihrer neuen Bekannten. »Der muss richtig lange im Ofen bleiben, mehrere Tage, aber das lohnt sich. Er wird ganz fest, so wie Schinken, und schmeckt sagenhaft gut.«
    Berta sieht sich um. »Weiter hast du heute auch nichts, was?«
    Â»Nein, die Netze holen wir morgen erst rein. Zum Wochenende ist Sturm angesagt, da will ich die drin haben. Letztes Mal hat er die mir so aufgewickelt, das ganze Netz war wie ein Seil, nicht, Arno?«
    Der nickt und bringt die leere Fischkiste weg.
    Â»Na, vielleicht hast du morgen ein paar Zander drin«, hofft Berta.
    Â»Ja. Aber meist hat man vor dem Sturm auch nicht viel. Als ob die Biester das merken und sich zurückziehen. Am besten ist der Fang bei Windstärke zwei bis drei. Aber egal, wird schon was dabei sein. Reinholen müssen wir sie sowieso.«
    Er hängt die letzte Stange mit den aufgereihten Fischen in den Räucherofen und schließt die Metalltür. Dann gehen sie in die Bude. Plötz hängt seine gummierte Jacke an einen Haken und tauscht die hohen Fischerstiefel gegen normale Schuhe. Heute spannt sich eine blaue Latzhose über seinen Bauch, darunter trägt er einen ebenfalls dunkelblauen, dicken Troyer und ein kariertes Flanellhemd. Arno hat schon den Ofen angeheizt, Plötz setzt sich daneben und wärmt seine Hände über der Platte.
    Â»Denn wollen wir uns erst mal einen schönen Grog machen«, verkündet er und stellt vier Gläser zurecht.
    Â»Ich trink lieber einen Tee«, ruft Arno aus seiner Ecke, wo er mit den Aalschnüren beschäftigt ist. »Ich muss nachher noch fahren.«
    Der Briefträger steckt den Kopf durch die Tür. »Tach auch. Soll ich deinen Brief gleich hierlassen oder soll ich ihn dir zu Hause in den Kasten stecken?«, fragt er.
    Â»Nun komm schon rein und trink einen Grog mit«, fordert Plötz ihn auf. »Und zeig her, was du wieder für einen Mist bringst.«
    Der junge Mann reicht ihm einen Brief und nimmt bereitwillig ein Glas Grog entgegen. »Räucherst du?«, fragt er dann scheinheilig.
    Der Fischer lacht. »Nun tu man nicht so, das hast du doch gerochen. Deswegen bist du doch reingekommen. Kannst vorbeikommen, wenn du Feierabend hast, und dir ein paar Aale holen.«
    Mit seinem Taschenmesser hat er den Brief geöffnet, liest und schimpft los.
    Â»Von der Berufsgenossenschaft«, erklärt er, »die werden doch immer bekloppter. Nun sollen wir jeder einen Überlebensanzug im Boot haben. Wo sollen wir denn da noch mit hin? Wir haben sowieso schon keinen Platz im Ruderhaus. Und im kleinen Boot schon gar nicht.«
    Â»Na ja«, wagt der Briefträger einzuwenden, »es ist doch für eure Sicherheit. Kann doch leicht mal einer über Bord gehen, wenn ihr die Netze oder Angeln ins Boot zieht bei Seegang.«
    Â»Quatsch!«, poltert Plötz. »Da fällt keiner raus, wir fischen doch nicht erst seit gestern. Und wenn, dafür haben wir die Schwimmwesten, das reicht. Kostet bloß wieder Geld. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer, immer mehr Bürokratie und weniger Verdienst.«
    Â»War das denn zu DDR-Zeiten besser?«, fragt Steffi.
    Der Fischer zögert mit seiner Antwort. »Na ja, besser verdient haben wir schon. Für eine Tonne Plötz hab ich tausend Mark bekommen, das war schönes Geld. Jetzt gibt es so gerade mal 200 Euro, wenn ich ihn abliefere beim Großhandel, für Blei 150. Aber
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