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Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
Autoren: Paul Cleave
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Kurz darauf verstummt es wieder, und ich rede mir ein, dass das nur der Wind war. Aber auf einmal ist es erneut zu hören. Um mich zu orientieren, knipse ich die Taschenlampe kurz wieder an, dann taste ich mich zum Ende des Grabes vor und klettere auf den Sarg; um nicht hinzufallen, stütze ich mich mit den Händen an den feuchten Wänden ab. Ich denke an Sidney Alderman, und an all die Polizisten und Polizistinnen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe, und an all die Cops aus Film und Fernsehen und aus Büchern, die behaupten, dass sie nicht an Fügung glauben. Dann denke ich an Quentin James und daran, was aus mir geworden ist. All die Cops, die nicht an Fügung glauben, haben einfach noch nicht genug erlebt.
    Ich greife nach oben, stütze mich mit den Armen auf den Boden und stoße mich mit den Füßen von der kalten Wand aus Erde ab. Jeder Tag über der Erde ist ein guter Tag, lautet ein Sprichwort, und sein Urheber hatte verdammt recht damit. Ich lausche erneut auf das Geräusch, kann aber nichts hören. Als ich die Taschenlampe auf den provisorischen Grabstein richte, erscheint im Lichtstrahl Vater Julians Name, sonst nichts – den Rest der Inschrift hat man sich für den richtigen Grabstein aufgehoben.
    Etwa einen Meter vom Sarg entfernt türmt sich ein Hügel aus Erde auf. Der große Grabstein davor muss mir vorhin die Sicht darauf versperrt haben. Ich bleibe am Boden und schaue mich um, doch alles, was ich sehe, sind dunkle Schatten vor einer schwarzen Landschaft. Ich krabble an ein paar Grabsteinen vorbei, dann hocke ich mich hin. Als ich in meiner Hosentasche nach dem Handy krame, muss ich feststellen, dass es beim Sturz kaputtgegangen ist. Vielleicht will Gott mir irgendwas zum Thema Handys mitteilen.
    Ich knie mich hin und lausche angestrengt in die Dunkelheit. Dann schließe ich die Augen und warte, und nach ein paar Sekunden höre ich das Geräusch wieder – gerade lange genug, um seine Richtung zu bestimmen.
    Ich entferne mich ein Stück vom Grab.
    Plötzlich ist auf dem Boden ein dunkler Umriss zu erkennen. Ich gehe in die Hocke und schalte die Taschenlampe ein. Ein Mädchen um die zwanzig liegt nackt vor mir, ihre Haut ist mit Schlamm beschmiert. Man hat ihr die Hände auf den Rücken gebunden, an den Fußgelenken ist sie ebenfalls gefesselt. Mit demselben Klebeband, das auch über ihrem Mund klebt. Der Regen hat das Blut von einer Schnittwunde an der Schulter über ihre Brust gespült. Sie zittert. Ihr Gesicht ist so blass, als wäre sie völlig ausgeblutet. Mit dunklen Augen starrt sie mich angsterfüllt an und versucht davonzukriechen. Sie kann lediglich die Taschenlampe sehen, darum hält sie mich für die Person, die ihr das angetan hat. Ich habe keine Ahnung, wer sie ist, welche der Schwestern sie sein könnte. Ich mache das Licht aus und streife meine Jacke ab, um sie damit zu bedecken, als ein Motorengeräusch die Stille durchbricht.

Kapitel 58
     
    »Keine Angst, ich bring dich von hier fort, okay?«
    Meine Taschenlampe ist immer noch ausgeschaltet, so dass ich nicht erkennen kann, ob sie mir glaubt oder nicht. Doch ich bin mir sicher, dass ihr Verstand sich in das »oder nicht« verbeißen wird, wenn ich ihr sage, was als Nächstes geschieht. Ich habe meine Jacke wieder übergezogen.
    »Ich werde dich jetzt gefesselt hier liegen lassen, okay?«
    Sie fängt an zu wimmern.
    »Er muss glauben, dass er mit dir alleine ist.«
    Die Scheinwerfer gleiten über meinen Körper, und ich tauche auf der dem Mädchen abgewandten Seite des Grabsteins ab. Der Wagen bremst; ich vermute, dass David Vater Julian gerade in den See geworfen hat. Er geht nach demselben Muster vor, auch wenn er nicht damit angefangen hat.
    »Du darfst ihm nichts sagen, okay? Wenn er dich reden lässt, sag ihm nichts. Behalt es für dich. Ich bin Polizeibeamter und werde dafür sorgen, dass du das hier unbeschadet überstehst, aber du musst mir vertrauen. Dir wird nichts passieren, versprochen.«
    Die Scheinwerfer zeigen jetzt nicht mehr in meine Richtung, sondern auf das Grab, in das ich gefallen bin. David lässt sie brennen, den Motor schaltet er aus. Als er aus dem Fahrzeug steigt und durch die Lichtstrahlen tritt, kann ich sehen, dass er ganz in Schwarz gekleidet ist. Vielleicht trauert er um seinen Vater.
    Und noch etwas scheint anders seit unserer letzten Begegnung – oder doch nicht. Der Mann vor mir ist der David Harding, der er auch schon die letzten zwei Jahre war, seit er herausgefunden hat, dass die
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