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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall
Autoren: Andreas J. Schulte
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ihren Tanzbars und Kneipen sollte ich einen Bogen machen.
    Die Rheinstraße hat ihren leicht verruchten Ruf in den letzten Jahren verloren, aber sie bleibt eine wichtige V erbindung zwischen den Rheinanlagen und der Hochstraße und damit der Innenstadt.
    Im Mittelalter war diese Verbindung ohne Zweifel noch bedeutsamer.
    Die Rheinstraße hieß damals noc h Korngasse, da an ihrem Ende, in der Nähe des Stadttores, der Kornspeicher und der Kornmarkt des Hafens lag. Das heutige Rheintor wurde deshalb früher auch Kornpforte genannt.

    Noch heute ist die Rheinstraße eine wichtige Verbindung zwischen Rheinanlagen und Innenstadt
    Jeder , der – wie z. B. der Meister – vom Hafen aus durch die Kornpforte kam, musste die Korngasse entlang gehen. Für einen Gasthof sicher keine schlechte Lage.

    Wie der Gasthof „Zum Hirsch“ aussah und wo er genau lag, durfte ich mir selber ausdenken, allerdings wird in der Häuserliste des Andernacher Stadtmuseums für das Jahr 1620 der Name des Gasthofes vermerkt. Dass es ihn schon früher gegeben haben muss, belegen weitere Aufzeichnungen über den Besitz des Klosters Maria Laach. „Pachtreversen aus dem 15. Jahrhundert ist zu entnehmen, dass das Kloster das Haus ‚Zum Hirsch‘ in der Korngasse, das Haus ‚Zum roten Löwen‘ in der Hochstraße und das Haus ‚Hinter dem Wolf‘, besaß.“ [Brommer, Peter: Klöster und Klösterhöfe; Andernach, Geschichte einer rheinischen Stadt; S. 77]
    Dass diese Pachtverträge auch vorsahen, dass der Besitzer des Gasthofes regelmäßig eine Gästeliste ans Kloster schicken musste, was für Konrad der Grund war, zum Laacher See zu wandern, ist hingegen frei erfunden.
    Station 6
    Die Kornpforte (heute Rheintor/Bäckerjungen-Tor)
    „Er ging mit schnellen Schritten auf das große Stadttor zu. Das hektische Treiben des Hafens interessierte ihn nicht. Geschickt wich er Karre n und Hafenarbeitern mit Säcken und Fässern aus. (...) Das Stadttor war ein mächtiges Doppeltor mit zwei Erkern im Obergeschoss. Zwischen dem Außentor und dem Tor zur Stadtseite lagen mehr als 20 Schritte. Sollte das Außento r bei einem Angriff fallen, konnten die V erteidiger von den obenliegenden Wehr gängen die Ang reifer in Schach halten. Das wuchtige Mauerwer k war jedenfalls nicht nur zur Zierde gewählt.“
    Die Kornpforte habe ich ja bei unserer letzten Station bereits kurz erwähnt und wenn Sie jetzt auf sie zu laufen, dann sehen Sie als Erstes den stadtseitigen, älte ren Teil des Doppeltores. „Um 1200 als Hauptzugang vom Rhein aus errichtet, ist es die älteste mittelalterliche Doppeltoranlage im Rheinland.“ [Custodis, Paul Georg: Kunstdenkmäler; Andernach, Geschichte einer rheinischen Stadt; S. 178]
    Weitere Teile der Kornpforte werden auf das Jahr 1228 datiert.

    Das Rheintor, damals Kornpforte, gehört zu den großen Stadttoren Andernachs.

    Aus den beiden Kriegern über dem Torbogen wurden die Andernacher Bäckerjungen.
    Rund 800 Jahre ist dieses Stadttor alt und wie bei vielen Bauwerken, die ihren Ursprung im Mittelalter haben, blieb es nicht bei dem einen Grundriss und dem einen Aussehen.
    Sicher ist , dass dieser wichtige Zugang zur Stadt zunächst den jeweiligen V erteidigungsbedürfnissen angepasst wurde.
    Die größten baulichen Veränderungen musste die Kornpforte allerdings im 18. Jahrhundert erfahren. Ursprünglich gab es wahrscheinlich einen Torturm zur Stadtseite hin und einen davor gelagerten länglichen Torbau, der es ermöglichte, dass Wachen das darin eingelassene erste Tor verteidigen konnten. Im 18. Jahrhundert verwandelte sich langsam das wehrhafte Stadttor in eine Art Wohnhaus mit Durchfahrt, so erhielt z. B. das Torhaus große Fenster und ein Mansardendach.
    „Im Jahr 1819 schenkte der preußische König Friedrich Wilhelm III. [...] der Stadt die Stadtmauer. Bereits ein Jahr darauf wurde fast die gesamte Rheinfront der Mauer niedergelegt.“ [Dr. Schäfer, Klaus: Der runde Turm in Andernach – Anmerkungen zum Wahrzeichen der Stadt; in 550 Jahre Runder Turm, S. 17] Die Häuserzeilen zum Rhein hin forderten ihren Tribut, eine historische Stadtmauer störte da wohl nur. Gleichzeitig veränderte sich durch die angelegten Straßen das Aussehen der Uferpromenade.
    1894 gab es Pläne, das Tor ganz abzureißen, da das Straßenniveau sich deutlich erhöht hatte. Zum Glück konnten sich Denkmalpfleger durchsetzen. So entschied der Stadtrat, den inneren Bogen zu ver größern und den vorderen Teil komplett abzutragen und gut 1,50 m höher
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