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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall
Autoren: Andreas J. Schulte
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der den Fluss oder die Rheintalstraße nutzte, konnte sich diesem steingewordenen Selbstbewusstsein der Andernacher entziehen.“ [ siehe ebd. S. 10–11 ]
    So wurde vom Turmwächter z. B. der Schiffsverkehr auf dem Rhein genau beobachtet. Mittels eines Trompetensignals informierte der Wächter die Rheinzöllner über ankommende Schiffe.
    Aufzeichnungen aus dem Jahr 1515 legen genau die Pflichten des Turmwächters mit Namen Blasius fest, der z. B. auch als Feuerwache eingesetzt wurde. „Als Jahreslohn erhielt Blasius neun Goldflorin, zwei Wagen Holz zur Feuerung seiner Wohnung im Turm und eine Kleidung wie die Ratsdiener.“ [ siehe ebd. S. 12 ]
    Im Verteidigungsfall erhielt der Turmwächter natürlich Verstärkung aus der Bürgerschaft. Unterlagen aus dem 16. Jahrhundert belegen, dass der Turm mit Artillerie und Schießpulver gut ausgestattet war.
    Schließlich bot er mit seiner Höhe von 56 Metern ein ideales Schussfeld. So konnten die Verteidiger sowohl Angreifer auf der Rheinseite (Richtung Kornpforte) als auch zum Dom hin, wo früher mit der Kölnpforte ein weiteres großes Stadttor stand, unter Beschuss nehmen.
    Mit seinen fünfzehn Metern Durchmesser und zum Tei l vier Meter starken Mauern war der Turm selber gegen Angriffe gut gewappnet.

    So scheiterten auch die Soldaten des französische n Königs Ludwig XIV. daran, den Turm zu sprengen. Im pfälzischen Krieg (1699–1697) besetzten sie Andernach und legten vor ihrem Abzug Feuer in der Stadt. Außerdem wollten sie den Turm zum Einsturz bringen. Doch in der Nacht zum 1. Mai 1689 zeigte sich, wie solide die Baumeister mehr als 200 Jahre zuvor gearbeitet hatten. Die Franzosen unter schätzten die Mauerstärke, so dass der Turm stehenblieb und nur ein vergleichsweise kleines Stück der Mauer herausgespreng t wurde.
    Wenn Sie um den Turm herumgehen, dann können Sie das Ergebnis der misslungenen Sprengung heute noch sehen.
    Der „Runde Turm“ diente also verschiedenen Zwecken – übrigens auch als Gefängnis für Schwerverbrecher. Dafür gab es die berüchtigte „Dunkle Kammer“. „Diese ‚dunkle‘ oder ‚deustere‘ Kammer war nur durch eine Falltür vom ersten Geschoss aus zugänglich, so dass der Gefangene mittels Seil in sein Verließ herab gelassen werden konnte.“ [ebd. S. 12–13] Mit Sicherheit kein angenehmer Ort, um auf seinen Prozess zu warten.
    Der Turm als Wahrzeichen der Stadt wurde in zahlreichen Stichen, Zeichnungen und Gemälden verewigt und von vielen Künstlern und Rheinreisenden bewundert. Sein baulicher Zustand aber verschlechterte sich zunehmend.
    Im 19. Jahrhundert gab es deshalb größere Renovierungsarbeiten. Eine neue Bestimmung erhielt der Turm erst im 20. Jahrhundert: 1922 wurden seine Räume zur Jugendherberge umgebaut. Die Jugendherberge existierte, mit Unterbrechungen während des Zweiten Weltkrieges, bis 1961. Danach wurde sie geschlossen, weil die beengten räumlichen Verhältnisse im Turm den Anforderungen nicht mehr entsprachen.
    Öffnungszeiten und Besichtigungen:
    www.runder-turm-andernach.de
    Mit der achten Station endet unsere gemeinsame Spurensuche. Natürlich gäbe es zu den meisten Sehenswürdigkeiten noch viel mehr zu sagen. Aber vielleicht ist der kleine Rundgang ja für Sie Anreiz genug, selber den weiteren Spuren in der Geschichte Andernachs nachzugehen.
    Literaturverzeichnis (in der Reihefolge der Nennung)
    Merzbacher, Friedrich (1964): Europa im 15. Jahrhundert; in: Propyläen Weltgeschichte Bd.6 Weltkulturen Renaissance in Europa; Frankfurt a.M./Berlin: Ullstein
    Gies McGuigan, Dorothy (1967): Familie Habsburg 1273 bis 1918; München: Goldmann
    Dr. Huiskes, Manfred (1994): Zeitzeugenberichte über die Andernacher Katastrophe vor Linz am Julianentag des Jahres 1475; in: Die Andernacher Bäckerjungen – Hintergründe einer Sage; Dr. Schäfer, Klaus (Hrsg); Andernach: Andernacher Beiträge 11/ Stadtmuseum Andernach
    v. Severus OSB, Emmanuel (1993): Maria Laach in neun Jahrhunderten (1093–1993); in: 900 Jahre Abtei Maria Laach (1093–1993); Dr. Schäfer, Klaus (Hrsg); Andernach: Andernacher Beiträge 10/ Stadtmuseum Andernach
    unbekannter Autor (1966): Abteikirche Maria Laach; Regensburg: Schnell & Steiner
    Krüger, Hans Jürgen (1988): Andernach in neuerer Zeit (16.–18. Jahrhundert); in: Andernach Geschichte einer rheinischen Stadt; Heyen, Franz-Josef (Hrsg.); Andernach: Stadtverwaltung Andernach
    Hunder, Hans (1986): Andernach Darstellungen zur Geschichte der Stadt; Andernach: Stadtverwaltung
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