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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace
Autoren: Anne Perry
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Sie, es könnte sich um drei Komplizen handeln?«
    »Nein – höchstens zwei«, sagte Pitt kopfschüttelnd. »Sorokine wollte er sich auf jeden Fall vom Hals schaffen.«
    »Trotzdem könnte er der Verrückte aus Kapstadt sein«, unterbrach ihn Narraway. »Vielleicht hat er danach erneut eine solche Tat begangen, Dunkeld wusste davon und hat auf diese Weise von seiner Methode erfahren.«
    »Viel zu kompliziert. Außerdem bringt uns das immer noch nicht auf die Fährte des Fuhrmanns«, entgegnete Pitt. Er biss noch einmal in seinen Toast, trank seine Tasse leer, bevor der Tee kalt wurde, und goss sie sich erneut voll.
    »Sondern?«, fragte Narraway, ohne seine Tasse anzurühren.
    »Wir müssen annehmen, dass die Sache nicht nach Plan abgelaufen ist.« Fieberhaft ging Pitt eine unwahrscheinliche Lösung nach der anderen durch. »Und wenn es doch so wäre?«
    »Dunkeld wird wegen Hochverrats gehängt«, sagte Narraway. »Seine Tochter ist tot, seine Frau verachtet ihn und liebt Sorokine, den er hasst. Einen schlimmeren Fehlschlag kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Ich meine nicht Dunkelds Plan, sondern den seines Komplizen«, erläuterte Pitt. »Des Fuhrmanns, ganz gleich, wer das ist.«
Endlich begannen sich die Dinge in seinem Kopf zu klären, und er sah deutliche Zusammenhänge. »Wer hat bei der Sache gewonnen?«
    »Niemand, es sei denn, dass jemand von Anfang an die Absicht hatte, Dunkeld auszubooten«, gab Narraway zur Antwort. »Aber Sorokine hat es abgelehnt, die Leitung des Projekts zu übernehmen, und den beiden anderen hat man sie gar nicht erst angeboten. Unter Forbes werden Marquand und Quase noch weniger Spielraum haben als zuvor.«
    »Aber der war vorher in keiner Weise beteiligt und hat jetzt nicht nur sämtliche Vollmachten, sondern kann sich auch in der Dankbarkeit des Kronprinzen sonnen«, sagte Pitt.
    Narraway erstarrte. »Forbes? Der ist doch gegen den Bau der verdammten Bahnlinie! Sein ganzes Vermögen steckt in Seeschifffahrtsunternehmen.« Mit einem Mal trat Verstehen in seine Augen.
    »Genau«, sagte Pitt und stieß die Luft aus. »Gibt es eine bessere Position, dafür zu sorgen, dass das Projekt scheitert, als die des Leiters?«
    »Großer Gott im Himmel!«, stieß Narraway hervor. »Er war der Fuhrmann! Er weiß über den Mord in Kapstadt Bescheid, weil er ebenfalls dort war! Sie wollen aber doch nicht sagen, dass er die Frau umgebracht hat, oder?«
    Pitt überlegte eine Weile. »Was fürchtet Quase so sehr? Auch Liliane hat entsetzliche Angst, scheint aber nicht recht zu wissen, wovor. Sie versucht ihn ständig zu beschützen. Das kann nur heißen, dass er in Gefahr schwebt.«
    »Sie meinen, er hat die Frau getötet, und Forbes weiß das?« Narraway schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht, Pitt. Dann hätte er nie und nimmer zugelassen, dass der Mann seine Tochter heiratet.«
    »Es geht nicht um etwas, was Quase getan hat, sondern eher um etwas, das er weiß.« Pitt ertastete sich nach wie vor mühevoll den Weg durch die Unzahl von Möglichkeiten, die ihm vor Augen standen.

    »Wollen Sie damit sagen, Forbes hat sie selbst umgebracht? Das scheint mir schwer vorstellbar.«
    »Mir auch – ich weiß nicht recht.«
    »Selbst wenn es so wäre – wir könnten das nie und nimmer beweisen …« In Narraways Blick mischten sich Zorn und Enttäuschung. »Uns sind die Hände gebunden«, sagte er schmallippig.
    »Ich weiß nicht, was er getan hat«, fuhr Pitt in einem Ton fort, als habe Narraway nichts gesagt. »Aber etwas muss er getan haben, bevor er jene Kate getötet hat. Offenbar weiß Hamilton Quase das, nicht aber seine Frau.« Allmählich entstand in seinem Kopf eine Vorstellung, die Narraway vermutlich nicht recht sein würde. »Zumindest nehme ich das an. Allerdings ist es möglich, dass sie ähnlich wie Minnie Sorokine ebenfalls allmählich auf die Lösung kommt. Ich frage mich, wen sie mehr liebt, ihren Vater oder ihren Mann.«
    »Pitt!«
    »Ja?«
    »Sehen Sie mich nicht so unschuldig an, verdammt noch mal! Wir haben gegen Forbes nichts in der Hand. Das sind alles Hypothesen, und dabei können wir uns gewaltig irren.«
    »Aber nein«, sagte Pitt, der seinen Weg immer klarer sah. »Ich habe keine Vorstellung davon, ob es ihm lediglich darum ging, Dunkeld auszubooten und die Leitung des Projekts zu übernehmen, damit er dafür sorgen kann, dass es scheitert, oder ob es noch weitere Gründe gab.«
    »Welche könnten das sein?«
    »Das weiß ich nicht.« Zwar hatte er gewisse Vermutungen, war
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