Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote ohne Augen

Die Tote ohne Augen

Titel: Die Tote ohne Augen
Autoren: Jeff Herr
Vom Netzwerk:
nahm er zwei Stufen auf einmal,
passte kurz nicht auf, verpasste eine Stufe und fiel hin. Er verspürte einen
höllischen Schmerz in seinem rechten Fußgelenk. Er versuchte aufzustehen, doch
es ging nicht. Er konnte seinen Fuß nicht belasten. „Hier herumzuschreien wie
ein Verrückter bringt gar nichts“, dachte er und nahm sein Telefon aus der
Tasche. Etwa zwanzig Sekunden nach seinem Anruf kam Marianne Blies auch schon
die Treppe heruntergeeilt. „Soll ich einen Krankenwagen rufen?“
    „Ja bitte, die Schmerzen sind
unerträglich.“ Sein Fuß begann zu schwellen.
    „Ich zieh dir deinen Schuh aus“, meinte
Frau Blies, „damit der anschwellende Fuß keine Gefäße abdrückt.“
    Pierre versuchte nicht zu
schreien, da er die Kinder nicht erschrecken wollte. Die dreizehn Minuten, bis
der Rettungswagen kam, schienen wie eine kleine Ewigkeit. Die Rettungssanitäter
schienten seinen Fuß mithilfe einer Vakuumschiene, kühlten die verletzte Stelle,
damit die Schmerzen weniger wurden und hoben Pierre auf die Trage. „Was soll
die Polizei denn jetzt hier?“, schrie Pierre auf, als er die beiden uniformierten
Beamten durch das Fenster des Rettungswagens bemerkte.
    „Utter, mein Name“, stellte sich
einer der Beamten vor. „Bei jedem Arbeitsunfall werden wir mitgerufen, um die
Umstände zu überprüfen. Wie Frau Blies mir schon mitteilte, sind Sie die Treppe
hinuntergefallen? Wären Sie zu einem Alkoholtest bereit?“
    „Ich bin nicht runtergefallen,
ich habe lediglich einen Tritt verfehlt. Alkoholtest? Na wenn es sein muss“, ächzte
Pierre. Er hoffte insgeheim, dass die zwei Bier vorhin an der Tankstelle nicht
anschlagen würden.
    „Fast null“, sagte der Polizist.
Dann noch eine Unterschrift auf diesem Bogen bitte. Pierre fand es lachhaft,
dass man als Verletzter auch noch Formulare ausfüllen musste. Jedoch wollte er
nach der Aktion, bei der er als einer der Tatverdächtigen in der Pferdesache
galt, sich nicht auch noch mit einem Streifenpolizisten auseinandersetzen.
Pierre wurde anschließend ins diensttuende Krankenhaus verbracht. Die Fahrt mit
Blaulicht und Sondersignal kam ihm zwar nicht lange vor, ihm wurde jedoch etwas
flau im Magen, da man im Rettungswagen gegen die Fahrtrichtung transportiert
wird. Die Rettungssanitäter meldeten ihn an und er wurde in der Notaufnahme auf
eine Trage gebettet. Die Trage stand in einem großen Saal, in dem mehrere
Tragen nebeneinanderstanden, nur von Vorhängen getrennt. Der diensthabende Arzt,
der sich Pierres Fuß anschaute, hatte sofort den Verdacht, dass er nur
verstaucht sei. Weitere Erkenntnisse sollten eine Röntgenuntersuchung bringen.
Pierre wurde von einem Praktikanten abgeholt und in die Röntgenabteilung
gerollt. In dem Moment, in dem der Vorhang sich öffnete, um Pierre
hinauszuschieben, öffnete sich auch der Vorhang des Nachbarn. Pierre staunte
nicht schlecht, als er sah, wer auf der Nachbartrage lag. Der Tierarzt! „Was
haben Sie denn gemacht? Ich habe mir den Fuß verknackst“, meinte Pierre.
    „Oh, hallo“, entgegnete Dr.
Lomesch. Er war genauso überrascht wie Pierre. „So klein ist doch die Welt. Ich
habe mir eine Verbrennung zweiten Grades zugezogen. Besser, eine Verätzung.“
    „Wie haben Sie das denn gemacht?“
    „Ganz einfach, es gibt eine Säure,
die in kleinen Ampullen eingefüllt ist und die benutzt wird, um bei Pferden
Warzen zu verätzen. Ich habe mir eine solche Ampulle in die Hosentasche
gesteckt und das Pferd hat nach mir getreten. Mehr brauch ich ja wohl nicht
mehr zu erzählen.“
    „Das tat bestimmt nicht gut“, sagte
Pierre, doch da wurde er auch schon mit seiner Trage in Richtung
Röntgenabteilung geschoben.
    „Viel Glück“, rief er dem
Tierarzt noch zu.
    Bei der Durchleuchtung des Fußes
wurde festgestellt, dass der Fuß stark verstaucht war, ohne Beteiligung der
Bänder. Die Krankenschwester legte Pierre eine Schiene an. Die musste er jetzt sechs
Wochen tragen. Er wurde eine Woche krankgeschrieben und durfte wieder nach
Hause.

Kapitel 8
     
    Durch das Beruhigungsmittel
sowie die starken Schmerzen schwanden ihr die Sinne. Als er zu ihr sprach, nahm
sie nur noch wirres Gerede war. Sie konnte und wollte nicht mehr verstehen, was
er sagte. Sie gab sich auf. Als er mit einem Skalpell ihren BH aufschnitt, ließ
sie ihn gewähren. Als die Spitze des Skalpells ihre Haut unter ihrer linken
Brust durchtrennte, spürte sie nur ein leichtes Brennen. „Na, spürst du es?“, hauchte
er in ihr Ohr. „Spürst du, wie ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher