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Die Tote ohne Augen

Die Tote ohne Augen

Titel: Die Tote ohne Augen
Autoren: Jeff Herr
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sah den Bürgermeister an, der nur einmal kurz nickte. Die so nette
Kommissarin war auf einmal gar nicht mehr so süß wie noch zehn Minuten zuvor.
    „Das ist kein Problem“, sagte
Henry, „nur dass es da nicht viele Möglichkeiten gibt. Jeder Gemeindearbeiter
hat einen Generalschlüssel für jede Räumlichkeit der Gemeinde. Dazu gehören
auch sämtliche Wasserbehälter, Quellenfassungen und so weiter. Nur mit dem
einen Schlüssel alleine bekommt man die Tür zu allem, was mit der
Wasserversorgung zu tun hat, nicht auf. Man braucht einen zweiten Schlüssel.
Dieser hängt immer hier bei mir im Büro. Jeder, der den Schlüssel nimmt, muss
sich in ein Heft eintragen. Sehen Sie, genau das hat Pierre gestern auch
gemacht. Schlüssel entnommen um 09.30 Uhr. Schlüssel zurückgehängt: 16.30 Uhr.
Unterschrift: Pierre Clement.“
    „Das Heft nehme ich auf jeden
Fall mit. Wer hat noch Zugang zu diesem Raum?“ „Eigentlich jeder, der hier bei
uns arbeitet, jeder weiß auch, dass dieser Schlüssel hier hängt!“
    „Also hat eigentlich jeder Zugang
zur Quellenfassung?“
    „Nein, nicht jeder, nur die
Gemeindearbeiter und ich. Wir sind die Einzigen die einen Generalschlüssel
haben.“
    „Also theoretisch haben also nur Sie
und die Gemeindearbeiter Zugang zu den Wasserbehältern?“
    „Ja!“

Kapitel 4
     
    Als er fertig war und sie
wimmernd in der Ecke lag, machte er seine Hose wieder zu, richtete die
Gürtelschnalle gerade und drehte sich um. „Hoffentlich geht er, bitte, lieber
Gott, lass ihn gehen!“ Er ging raus, kam jedoch einige Sekunden später zurück
mit einer Spritze in der Hand. Aus seiner Tasche zog er einen kleinen
Glasbehälter. „Den kennst du ja, den hast du ja schon mal gesehen, die Wirkung
des Inhaltes kennst du auch.“ Sie wollte schreien, brachte jedoch keinen Ton
heraus. „Damit du dich nicht zu dumm anstellst, werde ich dich jetzt etwas
betäuben.“ Noch ehe sie sich wehren konnte, steckte die Spritze schon im
Oberschenkel. Das Beruhigungsmittel floss in ihren Muskel, gleich würde es
wirken.
     
    Mike Lüttich wusste nicht mehr
weiter. Jetzt, zwei Tage nach dem tragischen Attentat auf zwei seiner Pferde,
waren die Kadaver zwar wegtransportiert, aber die Probleme wurden nicht
weniger. Viele seiner Kunden hatten ihre Kinder nicht mehr zum Reitunterricht
geschickt. Zu groß war die Angst, dass ihnen etwas zustoßen könnte. Niemand
wusste, wer den Tieren das angetan hatte. Niemand wusste, ob der Täter nicht
wieder zuschlagen würde. Ebenfalls hatten schon drei Kunden, die ihre Pferde
als Pflegepferde bei Mike stehen hatten, diese in einem anderen Stall
untergestellt. Mikes Stall war eigentlich sehr beliebt, da er das zwar
hauptberuflich, aber auch als Leidenschaft tat. Jede Pferdebox hatte ein
Fenster, was in anderen Ställen nicht üblich war, und zu guter Letzt war er der
billigste Stall in der ganzen Gegend. Das Heu und Stroh bezog er von einem
lokalen Bauern und es war garantiert frei von Pflanzenschutzmitteln. Wer sollte
also ein Motiv haben, dem Stall Böses zu tun, außer vielleicht ein Besitzer
eines benachbarten Stalles, dem es nicht so gut ging?
    Um auf andere Gedanken zu kommen,
beschäftigte er sich mit verschiedenen Arbeiten. Am frühen Nachmittag fuhr er
mit seinem Geländewagen zu einer angrenzenden Weide, um den Elektrozaun
abzubauen. Er hatte alle seine Pferde in den Stall gebracht, da er sie wegen
der Vorfälle nicht mehr auf der Weide stehen lassen wollte. Den Elektrozaun
wickelte er immer im Herbst auf eine Rolle, damit er im Winter nicht verwitterte.
Wenn er Zeit hatte, strich er den Stall, da die Pferde immer wieder an der
Holzverschalung knabberten. Jede seiner Wiesen hatte einen Stall, damit die
Pferde sich bei starkem Regen unterstellen können. Im Stall stand auch immer
etwas Heu zur Verfügung. Als er gerade die letzten Meter fertig hatte, kam sein
alter Schulfreund Manni. Manni hatte sich einen Hund, einen braunen Labrador
zugelegt, um endlich wieder mehr Bewegung zu haben. Er hatte einen Bürojob und
war auch nicht der sportlichste. Jeden Tag ging er mindestens eine Stunde mit
dem Hund spazieren, leider hatte er noch kein Gramm abgenommen, aber er und
sein Hund waren die besten Freunde und Manni kannte jeden Wald- und Feldweg in
der ganzen Gegend.
    „Na, wie geht es dir?“, fragte
Manni.
    „Nicht so gut.“
    „Ja, ich habe von den Vorfällen
gehört. Ganz schrecklich, was da passiert ist.“
    „Und ich habe keine Ahnung, wie
es weitergehen soll, wenn ich
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