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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek
Autoren: Agatha Christie
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zum Besten steht. Sie müssen sich etwas beweisen. Sie wagen nicht zu streiten! Verheiratete Paare dagegen, habe ich festgestellt, genießen ihre Schlachten und die, äh, die dazugehörigen Versöhnungen.»
    Sie hielt inne und zwinkerte milde.
    «Also, ich…» Dinah brach ab und musste lachen. Sie nahm Platz und zündete sich eine Zigarette an. «Sie sind einmalig!», sagte sie. «Aber warum möchten Sie denn, dass wir uns hier als respektables Ehepaar zu erkennen geben?»
    Miss Marple blieb ernst. «Weil Ihr Mann jeden Moment wegen Mordes verhaftet werden kann.»
     

III
     
    Dinah starrte sie eine ganze Weile an. Dann fragte sie ungläubig: «Basil? Wegen Mordes? Soll das ein Witz sein?»
    «Nein. Haben Sie denn die Zeitung nicht gelesen?»
    Dinah schnappte nach Luft. «Sie meinen – das Mädchen im Hotel Majestic? Wird Basil etwa verdächtigt, sie umgebracht zu haben?»
    «Ja.»
    «Aber das ist doch absurd!»
    Draußen hörte man ein Auto vorfahren und die Gartentür scheppern. Die Tür flog auf, und Basil trat mit ein paar Flaschen in den Händen ein.
    «Da ist der Gin und der Wermut», sagte er. «Hast du…?»
    Er blieb stehen und sah die sittsam und aufrecht dasitzende Besucherin überrascht an.
    «Sie muss verrückt sein!», stieß Dinah atemlos hervor. «Sie sagt, du wirst verhaftet, wegen Mordes an dieser Ruby Keene!»
    «O Gott!» Basil Blake ließ die Flaschen aufs Sofa fallen. Er wankte zu einem Sessel, warf sich hinein und vergrub das Gesicht in den Händen. «O Gott! O Gott!», rief er noch einmal.
    Dinah stürzte zu ihm und packte ihn an den Schultern. «Sieh mich an, Basil! Das ist nicht wahr! Ich weiß, dass es nicht wahr ist! Das glaube ich keine Sekunde!»
    Er fasste nach ihren Händen. «Du bist ein Engel.»
    «Aber wie kommen die darauf – du hast sie doch gar nicht gekannt, oder?»
    «O doch, er hat sie gekannt», sagte Miss Marple.
    «Halten Sie den Mund, Sie alte Hexe!», rief Basil. «Hör zu, Dinah, Liebling, ich hab sie kaum gekannt. Bin ihr ein paar Mal im Majestic über den Weg gelaufen. Das ist alles, ich schwör’s dir.»
    «Ich versteh das nicht», sagte Dinah verwirrt. «Wieso verdächtigt man dich dann?»
    Basil stöhnte. Er bedeckte die Augen mit den Händen und wiegte sich vor und zurück.
    «Was haben Sie denn mit Ihrem Kaminvorleger gemacht?», fragte Miss Marple.
    «Den hab ich in den Mülleimer geworfen», antwortete er mechanisch.
    Miss Marple schnalzte ärgerlich mit der Zunge. «Wie dumm von Ihnen – wie überaus dumm. Einen guten Kaminvorleger wirft man nicht in den Mülleimer. Da hatten sich Pailletten von ihrem Kleid drin verfangen, nicht wahr?»
    «Ja, und ich hab sie nicht rausgekriegt.»
    «Wovon redet ihr eigentlich?», rief Dinah.
    «Frag sie», sagte Basil finster. «Sie weiß anscheinend alles.»
    «Ich sage Ihnen, was ich glaube, wenn Sie möchten. Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, Mr. Blake. Ich glaube, dass Sie auf einem Fest einen handfesten Krach mit Ihrer Frau hatten, dass Sie zu viel, äh, getrunken hatten und dann nach Danemouth gefahren sind. Ich weiß nicht, wann sie dort angekommen sind…»
    «Um zwei Uhr morgens ungefähr», sagte Basil düster. «Ich wollte erst reinfahren, hab’s mir aber am Ortsrand anders überlegt. Ich dachte, vielleicht kommt Dinah gleich nach Hause, und bin hierher zurückgefahren. Aber alles war dunkel. Ich hab die Tür geöffnet und Licht gemacht, und da – und da…»
    Er brach ab und schluckte.
    «Da lag ein Mädchen auf dem Kaminvorleger, ein Mädchen in einem weißen Abendkleid – erwürgt. Ich weiß nicht, ob Sie sie gleich erkannt haben…»
    Basil Blake schüttelte heftig den Kopf. «Ich konnte gar nicht richtig hinschauen. Ihr Gesicht war ganz blau und geschwollen. Sie war wohl schon länger tot, und da lag sie – in meinem Zimmer!»
    Er schauderte.
    «Sie waren natürlich außer sich», sagte Miss Marple sanft. «Sie waren beschwipst, und Ihre Nerven sind ohnehin nicht die besten. Wahrscheinlich waren Sie in Panik. Sie wussten nicht, was tun…»
    «Ich dachte, Dinah kann jeden Moment kommen. Und dann sieht sie mich da, mit einer Leiche, der Leiche eines Mädchens, und denkt, ich hab sie umgebracht. Da kam mir eine Idee – eine gute Idee, fand ich da noch, ich weiß auch nicht, warum. Ich dachte: Ich schaff sie in die Bibliothek vom alten Bantry. Verdammt aufgeblasener alter Knacker, sitzt immer auf dem hohen Ross, nennt mich einen verweichlichten Künstler und macht sich lustig über mich.
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