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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek
Autoren: Agatha Christie
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Geschieht dem alten Wichtigtuer recht, dachte ich. Wird schön dumm aus der Wäsche schauen, wenn plötzlich eine tote Blondine auf seinem Kaminvorleger liegt.
    Ich hatte etwas zu viel getrunken, verstehen Sie?», setzte er in kläglichem Erklärungseifer hinzu. «Richtig lustig kam mir das alles vor – der alte Bantry mit einer toten Schönheit.»
    «Hm», sagte Miss Marple, «das erinnert mich an den kleinen Tommy Bond. Ein sehr sensibler Junge mit Minderwertigkeitskomplexen. Die Lehrerin würde ständig auf ihm herumhacken, hat er gesagt und einen Frosch in die Uhr gesetzt, der ihr dann ins Gesicht gehüpft ist. So war’s bei Ihnen auch, nur dass Leichen natürlich etwas anderes sind als Frösche.»
    Basil stöhnte von neuem. «Am Morgen war ich wieder nüchtern, und mir ist klar geworden, was ich getan hatte. Da hab ich’s mit der Angst gekriegt. Die Polizei kam, ein Chief Constable, auch so ein verdammt hochnäsiger Bursche. Ich hatte Angst vor ihm, und um es nicht zu zeigen, war ich ganz furchtbar unhöflich zu ihm. Und mittendrin kam Dinah.»
    Dinah sah aus dem Fenster. «Jetzt kommt auch jemand», sagte sie. «Zwei Männer.»
    «Die Polizei wahrscheinlich», meinte Miss Marple.
    Basil Blake erhob sich. Plötzlich wirkte er ruhig und entschlossen und lächelte sogar.
    «Dann bin ich wohl jetzt dran, was?», sagte er. «Na schön, Dinah, Schatz, verlier jetzt nicht den Kopf. Geh zum alten Sims, unserem Familienanwalt, und zu Mutter und sag ihr, dass wir verheiratet sind. Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen. Und mach dir keine Sorgen, Liebling. Ich war’s nicht. Das kommt schon wieder in Ordnung.»
    Es klopfte an der Haustür. Basil rief «Herein!», und Inspektor Slack trat in Begleitung eines anderen Mannes ein.
    «Mr. Basil Blake?», fragte er.
    «Ja.»
    «Ich habe hier einen Haftbefehl gegen Sie wegen Verdachts des Mordes an Ruby Keene in der Nacht vom einundzwanzigsten auf den zweiundzwanzigsten September. Ich weise Sie darauf hin, dass alles, was Sie sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann. Folgen Sie mir jetzt bitte. Sie haben jederzeit das Recht, sich mit Ihrem Anwalt in Verbindung zu setzen.»
    Basil nickte. Er sah Dinah an, ohne sie zu berühren. «Bis bald, Dinah», sagte er.
    Kaltschnäuziger Bursche, dachte Inspektor Slack. Er quittierte Miss Marples Anwesenheit mit einer knappen Verbeugung und einem «Guten Morgen» und dachte bei sich: Aha, die alte Schlaubergerin mischt wieder mit! Gut, dass wir den Kaminvorleger haben. Und den Parkwächter bei den Studios, der uns gesagt hat, dass Blake nicht um zwölf, sondern um elf weg ist. Glaube nicht, dass diese Freunde von ihm einen Meineid leisten wollten. Die waren voll, Blake hat ihnen am nächsten Tag eingebläut, dass er um zwölf gegangen sei, und sie haben’s geglaubt. Na, dem haben wir einen Strich durch die Rechnung gemacht! Geistesgestört vermutlich! Klapsmühle statt Galgen. Erst wird er die kleine Reeves erwürgt und in den Steinbruch geschafft haben, dann ist er zu Fuß nach Danemouth zurück, hat seinen eigenen Wagen aus einer Seitenstraße geholt, ist zu dieser Gesellschaft und später noch mal nach Danemouth, hat Ruby Keene nach Hause mitgenommen, hat sie erwürgt und in Bantrys Bibliothek geschafft. Dann hat er’s wegen dem Auto im Steinbruch mit der Angst zu tun gekriegt, ist hin, hat es in Brand gesteckt und ist wieder hierher. Ein Irrer – Sex und Blutdurst. War wohl in einer manischen Phase oder wie sich das nennt. Die Kleine hier hat Glück gehabt, dass sie noch mal davongekommen ist.
    Wieder allein mit Miss Marple, sagte Dinah Blake: «Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind, aber merken Sie sich eins: Basil war’s nicht.»
    «Das weiß ich. Und ich weiß auch, wer es war. Aber es wird nicht einfach zu beweisen sein. Vielleicht könnte uns etwas helfen, was Sie eben gesagt haben. Das hat mich auf eine Idee gebracht – auf die Verknüpfung, nach der ich die ganze Zeit gesucht habe. Was war’s noch gleich?»

Sechzehntes Kapitel

I
     
    « I ch bin wieder da, Arthur!», rief Mrs. Bantry, als handelte es sich um eine königliche Proklamation, und öffnete mit Schwung die Tür zum Arbeitszimmer ihres Mannes.
    Colonel Bantry sprang auf, küsste seine Frau und sagte voller Wärme: «Na wunderbar!»
    Die Worte waren unanfechtbar, die Geste gut gelungen, doch eine liebevolle, langjährige Ehefrau wie Mrs. Bantry ließ sich nicht täuschen. «Was ist los?», fragte sie sofort.
    «Nichts, nichts, Dolly, was soll denn
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