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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek
Autoren: Agatha Christie
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beiden Männer blickten einander an. Dann sagte Harper: «Sie können sich auf mich verlassen. Ich werde Leute abstellen. Alles wird vorschriftsmäßig ablaufen, das verspreche ich Ihnen.»
    «Da wäre noch etwas», sagte Sir Henry. «Sehen Sie sich das an.» Er entfaltete einen Zettel und schob ihn über den Tisch.
    Diesmal verließ den Superintendent die gewohnte Ruhe. Er stieß einen Pfiff aus. «So ist das also? Das rückt die Sache in ein ganz anderes Licht. Wo haben Sie das her?»
    «Frauen», erwiderte Sir Henry, «werden nie aufhören, sich für alles zu interessieren, was mit dem Heiraten zusammenhängt.»
    «Vor allem allein stehende ältere Frauen», sagte Superintendent Harper.
     

III
     
    Conway Jefferson blickte auf, als sein Freund eintrat.
    Sein grimmiges Gesicht entspannte sich zu einem Lächeln. «Ich hab’s ihnen gesagt. Sie haben es sehr gut aufgenommen», berichtete er.
    «Und was hast du gesagt?»
    «Dass ich finde, ich sollte die fünfzigtausend Pfund, die ich Ruby zugedacht hatte, jetzt, da sie tot ist, für einen Zweck stiften, den ich mit der Erinnerung an sie verbinden kann – ein Wohnheim für junge Berufstänzerinnen in London. Blödsinnige Idee – erstaunlich, dass sie’s geschluckt haben. Als ob ich so etwas je tun würde!
    Weißt du, ich war ein Narr, was dieses Mädchen anbelangt», fuhr er nachdenklich fort. «Werde wohl langsam senil. Jetzt ist mir das klar. Sie war ein hübsches Kind, aber was ich in ihr gesehen habe, das habe ich größtenteils selbst in sie hineingelegt. Sie war wie eine zweite Rosamund für mich. Die gleichen Farben, verstehst du? Aber nicht das gleiche Herz, nicht der gleiche Kopf. Gib mir mal die Zeitung da – da steht ein hochinteressantes Bridgeproblem drin.»
     

IV
     
    Sir Henry ging in die Halle hinunter und wandte sich mit einer Frage an den Portier.
    «Mr. Gaskell, Sir? Er ist soeben mit dem Wagen weggefahren. Musste nach London.»
    «Ah. Und Mrs. Jefferson? Ist sie irgendwo in der Nähe?»
    «Mrs. Jefferson hat sich soeben auf ihr Zimmer zurückgezogen, Sir.»
    Sir Henry warf einen Blick in den Gesellschaftsraum und in den Ballsaal. Im Gesellschaftsraum brütete Hugo McLean über einem Kreuzworträtsel, im Ballsaal lächelte Josie tapfer einem dicken, schwitzenden Mann zu, während ihre Füße geschickt seinem zerstörerischen Tritt auszuweichen suchten. Der dicke Mann genoss den Tanz sichtlich. Raymond tanzte elegant und lustlos mit einem anämisch wirkenden Mädchen mit Polypen, glanzlosem braunem Haar und einem teuren, überaus unvorteilhaften Kleid.
    «Dann also zu Bett», murmelte Sir Henry vor sich hin und ging hinauf.
     

V
     
    Es war drei Uhr. Der Wind hatte sich gelegt, und über dem ruhigen Meer schien der Mond.
    Conway Jefferson lag gegen die Kissen gelehnt im Bett, und außer seinen tiefen Atemzügen war im Zimmer kein Laut zu hören.
    Kein Windhauch konnte die Vorhänge bewegen, und doch bewegten sie sich… Sie teilten sich einen Moment, und eine Silhouette zeichnete sich im Mondlicht ab. Dann schlossen sie sich wieder. Alles war still, doch jetzt war noch jemand im Zimmer.
    Näher und näher schlich sich der Eindringling ans Bett. Die Atemzüge auf dem Kissen gingen gleichmäßig weiter.
    Kein Geräusch war zu hören, oder kaum ein Geräusch. Ein Zeigefinger und ein Daumen senkten sich auf eine Hautfalte herab, die andere Hand hielt die Spritze bereit.
    Plötzlich kam eine Hand aus dem Dunkel und schloss sich um die Hand mit der Spritze. Ein Arm legte sich eisern um die Gestalt, und eine nüchterne Stimme, die Stimme des Gesetzes, sagte: «Haiti Her mit der Spritze!»
    Licht flammte auf, und aus den Kissen blickte Conway Jefferson grimmig in das Gesicht des Mörders von Ruby Keene.

Achtzehntes Kapitel

I
     
    S ir Henry Clithering sagte: «Um mit Watson zu sprechen: Ich würde gern Ihre Methoden kennen lernen, Miss Marple.»
    Superintendent Harper sagte: «Und ich wüsste gern, wie Sie darauf gekommen sind.»
    Colonel Melchett sagte: «Haben Sie’s wieder mal geschafft! Sie müssen uns alles erzählen, von Anfang an.»
    Miss Marple strich die braunrote Seide ihres besten Abendkleides glatt. Sie lächelte errötend und schien sich sehr unbehaglich zu fühlen.
    «Sie werden meine ‹Methoden›, wie Sir Henry sie nennt, schrecklich dilettantisch finden, fürchte ich. Sehen Sie, es ist doch so, dass die meisten Leute – und Polizisten machen da keine Ausnahme – viel zu vertrauensvoll für diese schlechte Welt sind. Sie
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