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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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einen Körper, der attraktiv wirkte, nicht grotesk.
    Grünhaar spitzte die Lippen. Hätte sie sein Lächeln nicht gehört, nicht die Tränen, die er verursachte, hätte sie ihn aufgrund seines Aussehens für einen guten Menschen halten können.
    »Eine kluge Politik«, sagte der Mann, schloss die Robe und trat aus der Dunkelheit hervor.
    Er winkte, und man hörte die schleifenden Schritte nackter Füße auf Stein. Die Menschenfrau, die ihm folgte, machte sich nicht die Mühe, ihre Robe zu schließen, und blickte
auch nicht auf. Sie schlurfte heran, als würden ihre Beine am liebsten den Dienst versagen, sterben. Ihre weit aufgerissenen Augen blickten leer, ihre Hände hingen schlaff an der Seite herunter, und ihr Haar fiel ihr wie ein Schleier ins Gesicht, als wollte es ihre Schande verbergen.
    Aber es ist nicht lang genug, um ihre Tränen zu verbergen, dachte Grünhaar.
    »Also dann«, sagte das Langgesicht, setzte sich auf den riesigen schwarzen Thron und bedeutete seiner Gespielin, sich neben ihn zu knien. »Was veranlasst euch alle, während meines Amüsements so gesprächig zu sein?«
    »Du könntest uns jederzeit hinausschicken«, murmelte Yldus und wandte nachdrücklich den Blick ab.
    »Ich mag Publikum«, erwiderte das Langgesicht lächelnd, »allerdings ein respektvolles. Ich will annehmen, dass es dringende Angelegenheiten waren, die euch so redselig machten.« Er verschränkte seine langen Finger und sah darüber hinweg Grünhaar an. »Also … sprich.«
    »Langgesicht …«, begann sie, wurde jedoch durch einen Schlag auf ihren Hinterkopf unterbrochen.
    »Sheraptus« , schnarrte Xhai. »Meister Sheraptus.« Sie versetzte Grünhaar mit ihrem Stiefel einen Tritt in die Beine und zwang sie zu Boden. »Und du wirst vor denen knien, die über dir stehen.«
    »Beruhige dich, Xhai.« Sheraptus seufzte und lächelte die Sirene dann mitfühlend an. »Vergib. Sie und ihre Kriegerinnen sind aufbrausend. Kaum lernen sie ein neues Wort, brennen sie darauf, es anzuwenden. Du hast gewiss ihre Gesänge gehört ›Ausweiden, enthaupten‹ und so weiter.« Er lachte und winkte ab. »Frauen, hm? Du weißt ja, wie es sich mit ihnen verhält … Natürlich weißt du es.«
    »Sh… Sheraptus«, wimmerte Grünhaar auf dem Boden.
    »Meister Sheraptus«, verbesserte sie das Langgesicht. »Xhai ist zwar ein wenig übereifrig, aber in dem Fall irrt sie nicht.« Er lachte wieder, ein sanftes, wohlklingendes Lachen.
»Doch über Titel können wir uns später unterhalten. Lass mich hören, was du zu sagen hast.«
    »Wenn du diese Schreie ausstößt«, warnte Xhai sie bösartig, »schlitze ich dir deinen Wanst auf!«
    »Ich …« Grünhaar versuchte zu sprechen, während die Drohung in ihren Ohren hallte. »Ich weiß, wo die Fibel ist, Meister Sheraptus.«
    »Und du hast bis jetzt damit gewartet, es uns zu sagen?« Yldus beugte sich drohend auf seinem Thron vor. »Wir hätten vor Äonen ein Schiff voller Krieger auf ihre Fährte setzen können.«
    »Ich bin sicher, dass sie einen guten Grund hatte«, meinte Vashnear.
    »Das habe ich!« Die Sirene erhob sich ein wenig und setzte sich auf die Fersen. »Ich … ich befand mich in einem Konflikt. Versteht ihr, die Dämonen jagen der Fibel ebenfalls nach. Es wäre dumm von mir gewesen, mein Vertrauen in jene zu setzen, die sie nicht besiegen konnten.«
    »Du wagst es, uns zu beleidigen …!«, fuhr Xhai hoch, aber Sheraptus brachte sie mit einer erhobenen Hand zum Schweigen.
    Das große Langgesicht lächelte nur, hob einen Finger zum Himmel und stieß ein Wort hervor. Feuer flammte aus der purpurnen Fingerspitze und beleuchtete seinen schwarzen Thron. Grünhaar verschlug es die Sprache.
    Man konnte, wenn auch nur mit Mühe, erkennen, dass es einmal ein Abysmyth gewesen war. Seine Arme waren verdreht und gebrochen worden, um als Armlehnen zu dienen. Sein Brustkorb war zu einer Kopfstütze umfunktioniert worden, und sein Schädel zierte die Spitze des Throns. Seine toten, glasigen Augen starrten ins Leere, und sein schlaffes Maul hing offen über Sheraptus’ Kopf. Das Langgesicht löschte das Feuer mit einem weiteren Wort und legte seine Hand in den Schoß.
    »Das dürfte Beweis genug sein, um dein Vertrauen zu gewinnen.«
    »Das… das ist es!«, stammelte Grünhaar. »Aber ich habe deine Macht auf dem schwarzen Sand von Ktamgi gesehen, Meister Sheraptus. Ich zweifle nicht an deiner Stärke.«
    »Oh.« Sheraptus riss kurz die Augen auf und zog sie dann zu schmalen Schlitzen zusammen.
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