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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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daran erinnern, wann die Sonne das letzte Mal so strahlend geschienen hatte. Das goldene Gestirn liebkoste die Felder mit seinem warmen Schimmer, überzog den goldenen Weizen mit einem Flimmern, das sich glühend vor dem blauen Himmel abhob. Unter dem Bergkamm existierte Steedbrook so friedlich, wie es schon immer existiert hatte.
    Er nahm die Menschen nur als ferne, vage Gestalten wahr. Sie stapelten die Weizengarben und wischten sich den Schweiß von der Stirn. Sie rollten die Ärmel hoch und kümmerten
sich um pralle Euter. Sie sahen zu, wie Hunde sich besprangen, tranken schales Bier und murrten über die hohen Abgaben.
    Es war ein ruhiges Leben, in dem es schon bemerkenswert war, wenn ein Hof die Knechte wechselte, ein Kind oder ein Kalb geboren wurde. Das Dorf war von Seuchen, Hungersnöten und Unwettern verschont geblieben und hatte sich nie Sorgen deswegen machen müssen. Es war ein ruhiges Leben, weit weg von der grimmigen Verzweiflung in den Städten und den gierigen Händen von Priestern oder Lehnsherren.
    Es war ein gutes Leben.
    »Das ist es vielleicht gewesen.«
    Plötzlich bemerkte Lenk die Gestalt, die mit gekreuzten Beinen neben ihm auf dem Rand des Felsvorsprungs saß. Er starrte den Mann an, sein silbernes Haar, das selbst im Sonnenlicht stumpf wirkte, und dessen sehniger Körper trotz seiner gelassenen Haltung angespannt war. Das blanke Schwert lag auf seinem Schoß. Die lange Klinge war matt und glanzlos, sie fing das Licht ein, ohne es zu reflektieren.
    »Man kann es mir wohl kaum verübeln, wenn ich nostalgisch bin«, antwortete Lenk und blickte wieder auf Steedbrook. »Es gibt Zeiten, da wünschte ich, es würde noch existieren.«
    »Das würde voraussetzen, dass es Zeiten gibt, wo du die Dinge lieber so hast, wie sie sind.«
    »Aus gewissen Gründen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Es sind Gründe, die du nicht billigen wirst.«
    »Zweifellos.«
    »Wenn all das nicht passiert wäre«, murmelte Lenk und stützte das Kinn in die Hand, »hätte ich keinen meiner Gefährten getroffen.«
    Der Mann neben ihm holte tief Luft. Aber er seufzte nicht und machte auch keine Anstalten, jemals wieder auszuatmen. Lenk sah ihn fragend an.
    »Was?«
    »Du glaubst, dass alles Gute, welches aus dem entsprungen ist, was diesem Dorf widerfuhr, darin besteht, dass du ein paar anderen Leuten begegnet bist?«
    »Jedenfalls … wenigstens einer Person.«
    »Ah ja. SIE. «
    Lenk runzelte die Stirn. »Du magst sie nicht.« »Wir brauchen sie nicht«, antwortete der Mann. »Aber ich schweife ab. Du schuldest diesem Dorf sehr viel.«
    »Natürlich. Immerhin wurde ich hier geboren und bin hier aufgewachsen.«
    »Verzeihung, das meinte ich nicht. Ich hätte besser sagen sollen, dass wir der Vernichtung dieses Dorfs viel verdanken.«
    »Du begibst dich auf gefährliches Terrain«, grollte Lenk und warf dem Mann einen finsteren Blick zu.
    »Tatsächlich?«
    Der Mann hob mühelos sein Schwert, während er aufstand. Er drehte sich zu Lenk herum, und der junge Mann wurde blass. Das Gesicht des Mannes war kalt und versteinert, wie eine Bergflanke, die von ewigem Eisregen erodiert war. Seine Augen leuchteten hell und blau, und in ihrem pupillenlosen Blick funkelte Bösartigkeit.
    »Sieh mich an«, verlangte er.
    »Das mache ich ja.«
    »Nein, das tust du nicht. Du siehst durch mich hindurch, an mir vorbei. Du hörst mich nicht, wenn ich versuche, zu dir zu sprechen, und du weigerst dich, zu tun, was getan werden muss.«
    Lenk stand ebenfalls auf. Obwohl er genauso groß war wie sein Gegenüber, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Mann auf ihn herabblickte.
    »Du sagst nichts, was ich nicht schon weiß«, gab er zurück.
    »Du weißt gar nichts.«
    »Ich weiß, wie man tötet.«
    »Das habe ich dich gelehrt.«
    »Ich habe es mir selbst beigebracht.«
    »Du hörst mir nicht zu.«
    »Doch.«
    »Ist dir bewusst, was wir sind?«, wollte der Mann wissen. »Ist dir bewusst, was wir tun? Was wir getan haben? Was zu tun wir geschaffen wurden?« Er zog gereizt die Augen zu saphirblauen Schlitzen zusammen. »Siehst du unsere Widersacher zittern? Hörst du sie schreien und flehen? Erinnerst du dich, was wir mit dem Dämon gemacht haben?«
    »Nur vage«, gab Lenk zu.
    »Verständlich«, erwiderte der Mann. »Das meiste war schließlich auch mein Tun.«
    »Ich habe dem Abysmyth das Schwert in den Leib gerammt«, antwortete Lenk. »Ich habe es getötet. Das sollte eigentlich nicht möglich sein.«
    »Warum sagst du das dann nicht
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