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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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Sie hatte das Hosenbein über dem Knie des jungen Mannes aufgeschnitten und zurückgeklappt und die klaffende Wunde im Oberschenkel freigelegt. Sie hatte sie bereits behandelt, das abgestorbene Fleisch entfernt, die Salbe aufgetragen, die Haut wieder zusammengezogen und sie mit schwarzen Darmfäden genäht. Dennoch betrachtete Asper die Verletzung, als wäre sie eine eiternde, infizierte, anstößige Wunde.
    Sie entkorkte die Flasche und hielt ein weißes Tuch an die Öffnung. Ruhig kippte sie die Flasche um, tränkte das Tuch und benetzte damit das Bein des jungen Mannes.
    Der gequälte Schrei entrang sich nicht Lenks Mund.
    »Was machst du da, du Heidin!«, kreischte Denaos, stieß sie zur Seite und riss ihr die Flasche aus der Hand. Dann barg er sie an seiner Brust wie ein Baby. »Das ist nicht dein verfluchtes talanitisches Gesöff! Das … ist … Branntwein!«
    »Es ist Alkohol«, erwiderte sie gereizt und richtete sich auf. »Es hilft gegen eine Infektion!«
    »Wenn du eine anständige Heilerin wärst, hättest du sie bereits mit anderen Waffen bekämpft!«
    »Ich wollte nur sichergehen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Womit soll ich die Wunde sonst reinigen?«
    Denaos blickte von der Flasche zur Priesterin und dann auf das verletzte Bein des jungen Mannes. Er zog schnaubend die Nase hoch und spie dann auf die genähte Wunde.
    »Geh doch einfach spazieren«, knurrte er. »Dann heilt es schon.«
    »Na klar«, knurrte Lenk. »Du versuchst schon, seit ich dich kenne, mich indirekt umzubringen. Irgendwann musste es ja so weit kommen.«
    »Du hast nicht geschrien.«
    Lenk richtete seinen harten Blick auf Kataria. Denaos runzelte die Stirn, als ihm auffiel, dass die Shict den jungen Mann gemustert hatte, seit sie sich um das knisternde Feuer versammelt hatten. Er hatte eigentlich gehofft, dass sie irgendwann auch ihn einmal ansehen würde oder zumindest Asper.
    Andererseits, dachte er, als er ihre harte Miene und ihren argwöhnischen Blick bemerkte, ist es vielleicht besser so.
    »Was?«, erkundigte sich Lenk.
    »Du hast nicht geschrien«, wiederholte sie und deutete auf die Flasche. »Hat das nicht wehgetan?«
    »Vielleicht.«
    »Aber du weißt es nicht.« Ihre Ohren zuckten, wie bei einem Tier, das seine Beute beobachtet. »Menschen schreien, wenn man ihnen wehtut.«
    »Und das bedeutet deiner Meinung nach…« Es war keine Frage, und die kalte Feindseligkeit, mit der er die Worte aussprach, ließ vermuten, dass ihm ihre Antwort egal war.
    Die Shict sagte jedoch nichts. Beunruhigt sah Denaos auf das Jagdmesser an ihrem Gürtel. Bis jetzt hatte er noch nie gesehen, dass sie es offen trug, wenn sie nicht jagte, aber das war bei Weitem nicht seine größte Sorge.
    »Oh, bitte, lasst uns jetzt nicht damit anfangen.« Er trat an das lodernde Feuer. »Wir müssen einen Sieg feiern, und das ist schon zwei Tage überfällig.«
    »Sieg?« Lenk hob eine Braue. »Wir sind nur knapp mit dem Leben davongekommen.«
    »Na und?«
    »Wir sind verwundet und müde«, meinte Asper.
    »Aber wir sind am Leben.«
    »Noch«, murmelte Kataria finster.
    »Und jetzt müssen wir feiern. Wir müssen uns betrinken, uns in unserem Erbrochenen wälzen und an allem lecken, was wir in unserem Rausch erwischen.« Der Assassine hielt inne und blinzelte. »Zugegeben, in der Praxis ist es weit amüsanter, was umso mehr Grund ist, möglichst schnell mit dem Trinken anzufangen.«
    »Ich habe keine Lust«, gab Lenk barsch zurück.
    »Aber die Lust hat dich … du musst einfach …«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Das muss es auch nicht. Wir feiern!«
    »Was feiern wir?« Der junge Mann erhob sich. Sein verletztes Bein zitterte. »Was ist deiner Meinung nach wert, gefeiert zu werden?«
    »Also ich …«
    »Hast du gegen Machtwort gekämpft?«
    »Nein, aber …«
    »Bist du verletzt worden?«
    »Es war ziemlich …«
    »Wenn du die Augen schließt, Denaos, was siehst du dann?«, schnarrte Lenk.
    Der Assassine sah verärgert aus, und seine Lippen bebten, als wollte er mit einer schneidenden Bemerkung kontern. Nach einem Moment verzog er das Gesicht und blickte zu Boden.
    »Das möchte ich lieber nicht sagen«, flüsterte er. »Aber ich weiß, dass Schnaps häufig dagegen hilft.«
    »Dann sauf ihn allein.« Lenk wandte sich ab. »Danke deinem
Gott Silf, was für ein Gott er auch sein mag, dass deine Probleme so gelöst werden können.«
    Denaos versuchte nicht, Lenk aufzuhalten, als er sich vom Feuer entfernte und hinaus in die Nacht humpelte. Silf
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