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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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selbst die Hühner waren noch ruhig. Der Klang seiner eisenbeschlagenen Soldatenstiefel auf dem Pflaster der Gassen hallte von den Fachwerkbauten wider. Er hatte noch viel Zeit. Die Anheuerung sollte zur zehnten Stunde in der Garnison stattfinden. Ein kleiner Spaziergang, um den Kopf freizubekommen, konnte nicht schaden, und außerdem hatte er Fuhrheim, das Viertel der Handwerker und Kaufmänner, noch nicht gesehen. Berenghor störte die frühe Stunde nicht. Er genoss die menschenleeren Straßen und lauschte der Ruhe zwischen den Hausdächern. Vermutlich war es bald wieder soweit, dass er den Trubel und die Geschäftigkeit der Stadt über hatte. Gut, dass sich ein Ende bereits abzeichnete.
    Gemächlich schlenderte er durch die Gassen, ein Lied aus alten Söldnertagen dabei im Kopf. Wenn er sich noch auf seinen Orientierungssinn verlassen konnte, musste er bereits in Fuhrheim sein. Es gab zwischen den einzelnen Vierteln Leuenburgs keine direkte optische oder bauliche Trennung. Lediglich an dem sich langsam veränderten Erscheinungsbild der Häuser und Straßen konnte ein Fremder erkennen, dass er unterschiedliche Viertel durchquerte. Berenghor bog nach links auf eine breite Straße ein und blieb abrupt stehen. Im ersten Moment dachte er, seine Sinne spielten ihm zu früher Stunde einen Streich. Eine in schwarz gekleidete Gestalt rannte die Straße entlang, offensichtlich von einem halbnackten, wild brüllenden Mann verfolgt. Erst der Wurfstern, der ihn nur knapp verfehlte, machte ihm schlagartig klar, dass er sehr wohl bei Sinnen war. Schattenkrieger , stellte Berenghor fest und zog ganz automatisch den großen Zweihänder von seinem Rücken. In einer tausendmal geübten, fließenden Bewegung ging er in Stellung, den Zweihänder dabei drohend zum Schlag erhoben. Na warte Bürschchen. Dich werd ich lehren, nach mir einen Wurfstern zu schmeißen. Berenghor fixierte seinen Gegner. Der Schwung würde ihn in Sekundenbruchteilen von ganz alleine in sein Schwert treiben. Nur ein Idiot konnte ihn jetzt noch verfehlen. Im nächsten Moment schlug Berenghor zu, und auf einmal ging alles furchtbar schnell. Der Schattenkrieger war plötzlich verschwunden und irgendetwas schlug hart gegen Berenghors Bein. Er verlor das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin. Unsanft landete er auf dem Kopfsteinpflaster der Gasse. Die Klinge des Zweihänders glitt kreischend über den Pflasterboden.
    »Verfluchter Bastard!«, entfuhr es ihm zornig. Als er sich wieder aufrichtete, hastete auch schon der Andere an ihm vorbei. Er trug wirklich nur leichte Kleidung und war barfuss. Das Patschen der Füße konnte man weithin hören. Kopfschüttelnd und dabei nur einen kleinen Moment zögernd lief er schließlich los und folgte den beiden. Rennen war nicht seine Stärke. Ausdauernd war er, keine Frage, doch ihm zu entkommen war nicht sonderlich schwer. Schon hatte er Schwierigkeiten, den Barfüßigen im Zwielicht der Dämmerung zu erkennen. Vom Schattenkrieger sah er gar nichts mehr. Außerdem war der Zweihänder zwar eine sicherlich beeindruckende und imposante Waffe, doch für eine Verfolgungsjagd gänzlich ungeeignet. Umständlich wuchtete ihn Berenghor während dem Laufen auf den Rücken. Sofort erhöhte sich seine Geschwindigkeit und er fand sogar wieder Anschluss an den Verfolger. Bei der nächsten Wegbiegung huschte der Attentäter in eine kleine Nebengasse. Der Barfüßige folgte ihm, und auch Berenghor verschwand darin kurze Zeit später.
     
    Tristan hielt die Augen noch immer geschlossen. Jeden Moment musste ihn der Tod ereilen. Auf dem Boden kniend und mit gesenktem Kopf erwartete er, einem verwundeten Tier gleich, den Fangschuss des Jägers. Stattdessen fiel plötzlich etwas Schweres neben ihm zu Boden. Tristan riss die Augen auf und musste blinzeln. Der Rauch war mittlerweile dicht und beißend. Das Feuer hatte bereits auf die anderen Regale übergegriffen. Neben ihm lag der Krieger, der ihn noch einen Moment zuvor zum Angesicht der Herrin schicken wollte. Ein handtellergroßer, zackiger Stern aus Metall steckte tief in seiner Kehle und das Blut pulsierte in Strömen aus der Wunde. Tristan sah auf. Der Mörder, oder besser die Mörderin, aus der Dunklen Gasse rief ihm durch das Prasseln der Flammen etwas zu. Er verstand sie nicht, richtete sich jedoch verwirrt auf. Jetzt war keine Zeit, Fragen zu stellen. Die Fremde hatte ihm zweifelsfrei das Leben gerettet und alles andere würde man später klären. Tristan stellte mit Bestürzung
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