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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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fest, dass einer seiner Begleiter tot am Boden lag. Der andere krümmte sich unter Schmerzen, und die ebenfalls in schwarz gekleidete Frau versuchte, ihn in Richtung Ausgang zu schleifen. Ein kurzer Blick über die Schulter und Tristan erkannte, dass der Rückweg noch nicht versperrt war. Mit einer Geste gab er der Fremden zu verstehen, dass es ihnen nur gemeinsam gelingen würde, den Schwerverwundeten aus dem brennenden Lagerhaus zu schaffen. Sie nickte, und mit vereinten Kräften erreichten sie die Tür, durch die Tristan noch vor ein paar Stunden in Begleitung zweier Wachen das Lagerhaus betreten hatte.
    Draußen war die Luft kalt und frisch. Tristan sog sie in tiefen Zügen in seine brennenden Lungen. Den Verwundeten schleppten sie noch ein Stück vom Lagerhaus weg und legten ihn dann auf den Steinboden. Auch er musste stark husten, und jedes Mal durchfuhr in dabei eine neue Schmerzattacke.
    Erschöpft sah Tristan zur fremden Kriegerin. »Habt Dank für Eure Hilfe«, hauchte er mit kratzender Stimme, gefolgt von einem Hustenanfall. Shachin zuckte nur mit den Schultern. Tristan war sich sicher, dass auch sie unter dem Feuer und dem Rauch gelitten hatte, doch wenn dem so war, zeigte sie es nicht.
    Kerzengerade und mit wachem Blick stand sie neben ihm und suchte die Gassen ab. »Noch ist es nicht vorbei. Mindestens einer der Skorpione ist noch am Leben.«
    »Ihr meint, es gibt noch mehr von diesen Attentätern?«
    Shachin nickte und deutete mit dem ausgestreckten Arm in eine Gasse hinein. »Dort kommt er!«, zischte sie mit zusammengekniffenen Augen und machte sich bereit.
    Tristan fuhr herum. Seine Hand ging sofort an das Heft seines Schwertes, doch Shachin war schneller. Wesentlich schneller. Ihr Dolch lag schon wieder leicht hin- und herwiegend in ihrer Hand.
     
    Er ist es , stellte sie nüchtern fest und spannte ihre Muskeln. Würden sie hier ihren Kampf von letzter Nacht fortsetzen? Shachin bekam Zweifel. Sie war immerhin nicht allein und dem Meister musste klar sein, dass der Leutnant sich nicht auf seine Seite schlagen würde. Du hast Schwierigkeiten. Ein schadenfrohes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Hinter dem Meister kamen zwei Gestalten angerannt. Ein leicht bekleideter Mann ohne Schuhe und ein Hüne mit einem großen Zweihänder auf dem Rücken. Diese Nacht war wirklich voller Überraschungen. Es reichte wohl nicht, dass es ausgerechnet der Leutnant von der Kapelle gewesen war, dem sie das Leben gerettet hatte. Nun musste auch noch der Riese vom Marktplatz wie aus dem Nichts auftauchen.
    Der Meister schlug plötzlich einen Haken und sprang in eine Nebengasse. Shachin reagierte sofort und rannte los. Er hatte sie wohl erkannt und die Situation richtig eingeschätzt. Flucht war für ihn jetzt die letzte Möglichkeit, noch heil aus der Sache herauszukommen. Shachin wollte das unbedingt verhindern. Wenn es eine Chance gab, ihn zu töten, dann jetzt, und töten musste sie ihn, wollte sie ihre Flucht vor den Skorpionen jemals wirklich beenden. Shachin rannte parallel zu der Gasse entlang, in der sie ihn vermutete. Plötzlich hörte sie Hufschlag von rechts. Jemand kam zu Pferd die große Gasse hoch. Sofort beschleunigte sie ihren Schritt. Ein kurzer Blick über die Schulter sagte ihr, dass ihr der Leutnant nicht folgte. Das Leben seines Mannes war ihm scheinbar wichtiger als der Tod des Meisters. Wohlwollend nahm sie diesen Charakterzug zur Kenntnis. Selten, dass jemand seine Ziele nicht über das Wohl anderer stellte. Das Hufgetrappel wurde lauter. Im nächsten Moment passierte ein Trupp Berittener Shachins Gasse. Sie ritten im gestreckten Galopp und hatten es augenscheinlich sehr eilig. Ein Aufschrei ertönte plötzlich und nun wusste Shachin, dass auch sie den Meister jagten. Sie konnte nicht sagen warum, doch hatte sie auf einmal das unbestimmte Gefühl, dass ihre Jagd erfolglos bleiben würde.
    Endlich bog sie um die Häuserecke. Ein heilloses Durcheinander herrschte dort. Pferde wieherten und stiegen auf die Hinterläufe. Manche hatten ihre Reiter abgeworfen. Stöhnend lagen diese auf dem Straßenpflaster. Der leicht bekleidete Verfolger erreichte einen Moment später den Platz und hielt inne. Sein Brustkorb hob und senkte sich in rascher Folge. Von dem Hünen war nichts zu sehen und der Meister war verschwunden. Wahrscheinlich hatte er die Ankunft der Pferde ausgenutzt, sie zum Scheuen gebracht und war dann im allgemeinen Durcheinander entwischt.
    Enttäuscht und erleichtert zugleich trat Shachin in
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