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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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verstanden und versuchten, dem Eindringling den Weg abzuschneiden. Leider vergebens. Nur eine war schnell genug und stellte sich dem Schwarzen in den Weg. Im nächsten Moment war sie tot. Ein fingerdicker Eisendorn hatte sich tief in ihr linkes Auge gebohrt. Taris nahm sofort die Verfolgung auf. Noch im Laufen erkannte er einen Waibel und brüllte: »Ihr schwingt Euch sofort auf Euer Pferd. Sobald der Attentäter hinter der Mauer ist, müssen wir schneller sein als er!« Er machte eine befehlende Geste und der Waibel nickte stumm. Sofort wandte der sich ab, gab einigen Männern Zeichen und lief in Richtung Stallungen. Taris, noch immer barfuss und nur mit Lederhose und Leinenhemd bekleidet, hatte sein Schwert mittlerweile in die Scheide geschoben und war dem Angreifer dicht auf den Fersen. Jetzt sitzt du in der Falle , dachte sich Taris. Hier kommst du nicht mehr raus . Siegessicher beschleunigte der Hauptmann nochmal seine Schritte. Die Hand ging an das Heft seines Schwertes. Gleich würde er ihn haben. Unerwartet hörte er im nächsten Moment einen dumpfen Einschlag in die Wand vor sich, und der Schwarze begann plötzlich damit, die Mauer hochzuklettern. Irritiert und verunsichert musste Taris mit ansehen, wie ihm der sicher gefangen geglaubte Fremde auf den letzten Metern doch noch zu entkommen drohte. Jetzt war er schon auf der Mauerkrone und dann kippte er nach hinten weg. Kurz entschlossen lief Taris weiter. Erst kurz bevor er die Mauer erreichte, sah er das Seil, das im oberen Drittel der Mauer an einem Eisenbolzen hing. Taris sprang ab und griff nach dem Seil. Mit ein paar kräftigen Zügen gelangte er auf demselben Weg nach oben, wie noch vor wenigen Augenblicken der Attentäter. Schon hatte er die Krone erreicht und sah runter. Er hörte Schritte und sah einen Schatten über die Gasse huschen. Vom Waibel und seinen Männern fehlte jede Spur und auch Hufschlag war nicht zu hören. Die Mauer war hoch und für einen kurzen Moment zögerte der Hauptmann. Dann, und eine unerwartete Willensanstrengung später, sprang auch er in die Tiefe. Mit einem lauten Klatschen kam er unten auf. Der Boden war uneben und mit einem Fuß knickte er weg. Ein stechender Schmerz schoss den Fuß hinauf bis in den Kopf. Taris biss die Zähne zusammen und humpelte los. Noch konnte er den Fremden in der aufkommenden Dämmerung erkennen, und so wie es aussah, hatte auch dieser den Sprung von der Mauer nicht ganz unversehrt überstanden. Der Schwarze humpelte leicht und doch wuchs der Abstand langsam aber stetig. Der Schmerz wich allmählich einem dumpfen Klopfen, das sich bei jedem Schritt unangenehm meldete. Taris verzog den Mund. Wenigstens konnte er seine Geschwindigkeit wieder erhöhen. Der Attentäter hatte die Garnison mittlerweile umrundet und machte sich in Richtung Westen davon. Ab und an warf er einen Blick über die Schulter. Er wusste, dass ihm der Hauptmann noch auf den Fersen war. Von den berittenen Wachen fehlte noch immer jede Spur. Langsam fragte sich Taris, ob noch etwas anderes vorgefallen war. Vielleicht war der Eindringling, den er verfolgte, nicht der Einzige gewesen. Es konnte gut sein, dass in der Garnison noch weitere Kämpfe ausgebrochen waren.
    Der Angreifer bog plötzlich in eine Nebengasse ein. Taris tat es ihm gleich und war ihm nun wieder dicht auf den Fersen. Der Fremde mochte ihm im Kampf Mann gegen Mann technisch überlegen sein, doch bei Geschwindigkeit und Körperkraft konnte er durchaus mithalten. Er schaffte es, den Abstand konstant zu halten. Seine Füße, ständig dem kalten, rauen Stein ausgesetzt, waren inzwischen taub. Der Atem ging stoßweise. Am Ende der kleinen Gasse erkannte Taris plötzlich eine weitere Gestalt. Ein Riese schob sich dort um die Hausecke und ohne zu wissen, was er tat, schrie Hauptmann Taris aus voller Kehle:
    »Haltet Ihn! Haltet den Feind des Herzogs!« Die letzten Worte presste Taris förmlich aus seinen Lungen. Die Luft blieb ihm kurz weg und er kam ins Straucheln. Im letzten Moment gelang es ihm, sich mit der Hand abzustützen und den Schwung des Laufes mitzunehmen. Sofort hastete er weiter. Den Blick starr nach vorne gerichtet, beobachtete er, wie der Riese scheinbar auf seinen Ruf reagierte. Er griff nach einem großen Zweihänder, brachte sich gekonnt in Stellung und ließ ihn in dem Moment heruntersausen, in dem ihn der Schwarze passierte. Der Hauptmann sah sofort, dass auch der unbekannte Hüne sein Handwerk verstand. Gebannt verfolgte er das Schauspiel und sah,
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