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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis
Autoren: Ian Rankin
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ihrer Fahrer losgeschickt und eine bestimmte Person informiert, dass Marber auf dem Nachhauseweg war.«
    Jetzt begriff Siobhan. »McCullough hat auf ihn gewartet?«
    »Ja. Jazz McCullough.« Rebus stellte sich die Szene vor. Marber an seiner Haustür. Jazz rief seinen Namen. Marber erkannte Stimme und Gesicht und entspannte sich. Vielleicht hatte er seinen Besuch erwartet, weil Jazz ihm Geld bringen sollte. Womit hatte McCullough zugeschlagen? Mit einem Stein? Einem Werkzeug? Was immer es war, er hatte es anschließend verschwinden lassen, denn schließlich wusste er genau, wie man sich am besten einer Tatwaffe entledigte. Doch vorher hatte er Marbers Schlüssel genommen, die Tür aufgeschlossen, die Alarmanlage abgestellt und sich den Vettriano geholt. Das war für ihn eine Frage des Prinzips.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Siobhan.

    »Ich war schon immer ein Freund des Frontalangriffs.«
    Sie war sich nicht sicher, ob ihr diese Taktik gefiel, stieg aber trotzdem in den Wagen.
     
    Um Viertel vor zwölf klingelte Francis Grays Handy. Er saß in der Kneipe der Polizeiakademie, die Krawatte gelöst, die beiden obersten Hemdknöpfe geöffnet, und rauchte. Er hatte die Zigarette noch immer im Mund, als er den Flur entlangging und die Treppe zu dem nachgebauten Gerichtssaal hinaufstieg, in dem der Polizeinachwuchs lernte, Beweismaterial zu präsentieren und sich feindseligen Fragen zu stellen. Echte Gerichtssäle waren zwar größer, sahen aber ansonsten haargenau so aus. Rebus saß allein auf einer der Zuschauerbänke.
    »Ein bisschen melodramatisch, John. Du hättest auch unten mit mir einen trinken können.«
    »Ich meide, wenn irgend möglich, die Gesellschaft von Mördern.«
    »Mein Gott, nicht das schon wieder.« Gray wandte sich ab, als wollte er gehen.
    »Ich meinte nicht die von Dickie Diamond«, erwiderte Rebus mit eisiger Stimme. Die Tür ging auf, und Jazz McCullough betrat den Raum. »Übernachtest du heute nicht in North Queensferry?«, fragte Rebus ihn.
    »Nein.« McCullough sah aus wie ein Mann, der aus dem Tiefschlaf gerissen worden war und sich eilig angezogen hatte. Er ging zu dem Pult, unter dem die Geräte für die Video- und Tonaufzeichnung im Raum montiert waren.
    »Keiner von den Apparaten ist eingeschaltet«, versicherte Rebus ihm.
    »Und unter den Bänken versteckt sich auch niemand?«, fragte McCullough. Gray bückte sich.
    »Alles okay«, meldete er.
    »Du hast wieder angefangen zu rauchen, Francis«, bemerkte Rebus.

    »Der viele Stress«, gab Gray zurück. »Bist du hier, um die Beute aus deinem kleinen Drogenklau mit uns zu teilen?«
    »Das war ich nicht«, erwiderte Rebus. »Aber keine Sorge, ich bin mir inzwischen sicher, dass ihr es auch nicht wart.«
    »Da bin ich ja ungemein erleichtert.« McCullough lief einmal im Saal herum, als könnte er nicht glauben, dass Rebus ohne Verstärkung gekommen war.
    »Du hast viel größere Probleme, als du vielleicht denkst, Jazz«, informierte Rebus ihn.
    »Unser John«, erklärte Gray, »hat nämlich noch einen Mord auf Lager, den er uns anhängen will.«
    »Du bist ein wirklich sturer Bock, was?«, sagte McCullough.
    »Richtig. Ich hab nämlich festgestellt, dass es Ergebnisse bringt.« Rebus saß vollkommen reglos, die Hände auf die Knie gestützt.
    »Mal ehrlich, John...«, McCullough war etwa einen Meter vor ihm stehen geblieben, »… wie oft hast du in Räumen wie diesem den Begriff Wahrheit großzügig ausgelegt?«
    »Einige Male«, gab Rebus zu.
    McCullough nickte. »Und bist du vielleicht noch weiter gegangen? Hast du Beweise getürkt, um jemanden hinter Gitter zu bringen, von dem du wusstest, dass er etwas anderes verbrochen hatte?«
    »Kein Kommentar.«
    McCullough lächelte. Rebus sah ihn an.
    »Du hast Edward Marber getötet«, stellte er ruhig fest.
    Gray schnaubte. »Die Anschuldigungen werden ja immer abenteuerlicher.«
    Rebus drehte sich zu ihm um. »Du warst auf der Vernissage, Francis. Du hast das Taxi für Marber bestellt. Dadurch konnte Ellen Dempsey Jazz Bescheid sagen, dass Marber unterwegs war. Es gibt Zeugen, die dich in der Galerie gesehen haben, und der Anruf bei MG Cabs dürfte in deiner Telefonrechnung aufgelistet sein. Vielleicht kann man sogar
dein Gekrakel im Gästebuch identifizieren - diese Graphologen sind wirklich zu Wunderdingen fähig. Und Geschworene lieben so was.«
    »Vielleicht habe ich selber ein Taxi gebraucht«, spekulierte Gray.
    »Aber du hast mit dem Namen ›Montrose‹ unterschrieben, und das war
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