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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis
Autoren: Ian Rankin
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ich draußen
unterwegs bin und Verbrechen aufkläre. Der Grund, warum ich die Kontrolle verloren habe, war... nun ja, die Art und Weise, wie die Ermittlungen geführt wurden.«
    »Das ist Ihnen doch bestimmt auch früher schon so gegangen, oder?« Sie hatte ihre Brille abgenommen und rieb sich die roten Flecken auf ihrem Nasenrücken.
    »Häufig«, gab er zu.
    Sie setzte die Brille wieder auf. »Aber es war das erste Mal, dass Sie mit einem Becher geworfen haben?«
    »Ich hab nicht auf Gill Templer gezielt.«
    »Sie musste sich ducken. Und der Becher war voll.«
    »Schon mal den Tee bei der Polizei probiert?«
    Sie lächelte wieder. »Sie haben also keinerlei Probleme?«
    »So ist es.« Er verschränkte die Arme in der Hoffnung, dadurch selbstsicher zu wirken.
    »Und warum sind Sie dann hier?«
     
    Nach Ende der Sitzung ging Rebus schnurstracks in die Männertoilette, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte und es anschließend mit einem Papierhandtuch abtrocknete. Er betrachtete sich im Spiegel, wie er eine Zigarette aus der Schachtel nahm, sie anzündete und den Rauch an die Decke blies.
    In einer der Kabinen wurde die Spülung betätigt und dann die Tür entriegelt. Jazz McCullough kam heraus.
    »Hab mir schon gedacht, dass du das bist«, sagte er, als er den Wasserhahn aufdrehte.
    »Wieso?«
    »Tiefes Seufzen und dann eine Zigarette anzünden. Typisch für jemand, der gerade bei der Psychotante war.«
    »Sie ist keine Psychotante.«
    »Wenn man bedenkt, wie klein sie ist, trifft Psychozwerg wohl eher zu.« McCullough nahm sich ein Handtuch, warf es nach Benutzung in den Mülleimer. Rückte seinen Schlips zurecht. Eigentlich hieß er James, aber niemand nannte ihn
so. Entweder Jamesy oder, noch häufiger, Jazz. Groß gewachsen, Mitte vierzig, kurzes schwarzes Haar mit leicht angegrauten Schläfen. Er war sehr schlank. Klopfte sich jetzt gegen den Bauch, wie um das Fehlen einer Wampe zu betonen. Rebus hatte Mühe, seinen eigenen Gürtel zu sehen, selbst im Spiegel.
    Jazz war Nichtraucher. Familienvater aus Broughty Ferry. Kannte kaum ein anderes Gesprächsthema als seine Frau und die beiden Söhne. Er musterte sich im Spiegel und schob ein abstehendes Haar hinters Ohr.
    »Was zum Teufel tun wir hier eigentlich?«
    »Andrea hat mich eben genau dasselbe gefragt.«
    »Weil sie genau weiß, dass sie mit uns nur ihre Zeit verschwendet. Aber immerhin verdient sie mit uns Geld.«
    »Dann sind wir ja wenigstens zu irgendetwas nütze.«
    Jazz sah ihn an. »Alter Schwerenöter! Du bist in sie verknallt!«
    Rebus zuckte zusammen. »Red keinen Unsinn. Ich hab bloß gemeint…« Aber es war zwecklos. Jazz lachte und schlug Rebus auf die Schulter.
    »Auf ins Kampfgetümmel«, sagte er und öffnete die Tür. »Fünfzehn Uhr dreißig, ›Verhalten gegenüber der Öffentlichkeit‹.«
     
    Es war ihr dritter Tag in Tulliallan, dem Scottish Police College. Es diente vor allem dazu, Berufsanfänger auszubilden, ehe man sie auf die Leute losließ. Aber es gab auch andere Polizisten dort, ältere, weisere. Sie belegten Kurse, um ihre Kenntnisse aufzufrischen oder sich fortzubilden.
    Und dann gab es noch den »Errettungstrupp«.
    Das College befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Tulliallan Castle und setzte sich aus einem im neunzehnten Jahrhundert errichteten Herrenhaus und mehreren modernen Anbauten zusammen. Dieser Gebäudekomplex stand inmitten eines baumreichen Parks am Rande des Ortes
Kinkardine, der an der nördlichen Küste des Firth of Forth gelegen war, etwa gleich weit von Glasgow und Edinburgh entfernt. Äußerlich glich das Ganze einem Universitätscampus, und in gewisser Hinsicht war das auch seine Funktion. Man wurde hergeschickt, um etwas zu lernen.
    Oder, im Falle von Rebus, als Bestrafung.
    Es hielten sich bereits vier Männer im Seminarraum auf, als Rebus und McCullough ihn betraten. »The Wild Bunch«, hatte DI Francis Gray sie bei ihrem ersten Zusammentreffen genannt. Ein paar Gesichter waren Rebus bekannt - DS Stu Sutherland aus Livingston; DI Tam Barclay aus Falkirk. Gray selbst stammte aus Glasgow, Jazz arbeitete in Dundee, und das letzte Mitglied der Gruppe, DC Allan Ward, gehörte der Polizei von Dumfries an. »Eine Völkerversammlung«, um Grays Worte zu benutzen. Aber in Rebus’ Augen benahmen sie sich eher wie Sprecher ihres jeweiligen Stammes, die zwar dieselbe Sprache benutzten, aber einen unterschiedlichen Hintergrund hatten. Sie misstrauten einander. Vor allem, wenn einer aus derselben Region
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