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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis
Autoren: Ian Rankin
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Sechzigerjahrekitsch und modernem, skandinavischem Möbelhausdesign. Eines der Sofas stammte von IKEA, wie Siobhan sofort erkannte. Aber stand dort tatsächlich eine Lava-Lampe auf einem kunstvoll gekachelten Kaminsims? Statt eines Teppichbodens lagen acht oder
neun verschieden große, unterschiedlich gemusterte Läufer und Brücken auf dem Boden und bildeten an den Stellen, wo sie sich überlappten, kleine Erhebungen.
    Rebus trat ans Fenster, das weder Vorhänge noch Läden besaß. Er sah nur die dunkle Weite des Parks und einen Betrunkenen, der, die Hände in den Taschen, die Straße entlangschwankte.
    »Was wollen Sie mir zeigen?«, fragte Meikle. Gute Frage, dachte Siobhan. Auch sie war ziemlich gespannt. Rebus zog fünf Bilder aus der Tasche, Porträtfotos in Passbildgröße von Männern, die es nicht gewohnt waren zu lächeln, sich aber alle Mühe gaben. Siobhan erkannte sie sofort.
    Francis Gray.
    Jazz McCullough.
    Allan Ward.
    Stu Sutherland.
    Tam Barclay.
    Die Fotos waren aus größeren Blättern herausgeschnitten worden, die man wahrscheinlich zu Beginn des Lehrgangs in Tulliallan verteilt hatte. Jetzt wusste sie auch, was Rebus in der Arden Street gemacht hatte. Er war mit einer Schere zugange gewesen.
    Rebus legte die fünf Fotos auf einen runden dreibeinigen Tisch, an dem ihre Vorfahren möglicherweise Karten gespielt hatten. Jetzt zierte ihn eine Obstschale aus Kristallglas, die auf einem weißen Spitzendeckchen stand und noch genug Platz für die kleinen Fotos ließ. Miss Meikle betrachtete sie eingehend.
    »Haben Sie einen oder mehrere dieser Männer schon mal gesehen?«, fragte Rebus. »Lassen Sie sich Zeit.«
    Meikle nahm ihn beim Wort. Sie betrachtete jedes Gesicht so gründlich, als wäre es eine Prüfung, die sie nicht nur bestehen, sondern mit Auszeichnung abschließen musste. Siobhan hatte jegliches Interesse an der Inneneinrichtung verloren. Plötzlich begriff sie, worauf Rebus hinauswollte.
Ihr war nicht klar, wie viel er tatsächlich gewusst hatte und wie viel Intuition gewesen war, doch er hatte offensichtlich schon länger den Verdacht, dass es eine Verbindung zwischen der Tulliallan-Crew und dem Mord an Edward Marber gab. Und sie wurde das Gefühl nicht los, dass diese Verbindung weiter reichte als nur bis zu McCullough und Ellen Dempsey, denn das hatte Rebus ja bereits angedeutet. McCullough und Dempsey waren nicht Bonnie und Clyde - also musste es eine andere Erklärung geben.
    »Er war bei der Vernissage«, stellte Miss Meikle fest und legte den Finger auf den Rand eines der Fotos.
    »Braunes Sportsakko?«, vermutete Rebus.
    »Ich weiß nicht mehr genau, was er anhatte, aber ich erinnere mich an das Gesicht. Er hat fast die ganze Zeit lächelnd die Gemälde betrachtet, aber mein Eindruck war, dass sie ihm nicht wirklich gefielen. Jedenfalls hatte er bestimmt nicht vor, etwas zu kaufen.«
    Siobhan beugte sich über den Tisch. Es war DI Francis Gray. Er hatte eine ähnliche Statur und einen ähnlichen Haarschnitt wie Big Ger Cafferty, war aber größer. Grays Lächeln wirkte entspannter, sorgloser als das seiner Kollegen. Als Siobhan Rebus ansah, lag ein Ausdruck grimmiger Befriedigung auf seinem Gesicht.
    »Vielen Dank, Miss Meikle«, sagte Rebus und begann, die Fotos einzusammeln.
    »Warten Sie«, erwiderte sie und zeigte auf Jazz McCullough. »Er ist auch in der Galerie gewesen. Ein ausgesprochen netter Mann. Ich kann mich gut an ihn erinnern.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    Sie überlegte mit derselben Gründlichkeit, mit der sie zuvor die Fotografien betrachtet hatte. »Vor einem Jahr, schätze ich.«
    »Also ungefähr zu der Zeit, als Mr Montrose seine Sammlung verkauft hat?«, fragte Rebus.

    »Ich bin mir nicht sicher... ja, vermutlich etwa zur selben Zeit.«
     
    »McCullough ist Montrose?«, fragte Siobhan, als sie das Haus verließen.
    »Alle drei sind Montrose.«
    »Alle drei?«
    »Gray, McCullough,Ward.« Er zögerte. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie viel Ward mit der Sache zu tun hat.«
    »Und die Gemälde sind alle mit Bernie Johns’ Geld gekauft worden?«
    Rebus nickte. »Obwohl das verdammt schwer zu beweisen sein wird.«
    »Und Gray hat Marber getötet?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Gray hat Marber nur im Auge behalten, um zu erfahren, was er nach der Vernissage vorhatte. Als Marber sagte, er brauche ein Taxi, hat Gray ihm eins bestellt.«
    »Und zwar bei MG Cabs?«
    Rebus nickte. »Ellen Dempsey hat daraufhin einen
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