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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte
Autoren: Camilla Läckberg
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wieder mit ihr gesprochen, und ihr Gefühl sagte ihr, daß etwas nicht stimmte. Anna klang abwesend und schlaff, wenn sie miteinander telefonierten, aber sie versicherte immer, daß alles in Ordnung sei. Und Erica war so umfangen von ihren eigenen Nebeln, daß sie außerstande war, die Schwester auszuquetschen. Doch irgend etwas war nicht okay, da war sie sich völlig sicher.
    Sie verscheuchte die unangenehmen Gedanken und wechselte die Brust, was Maja kurz aufwimmern ließ. Apathisch griff sie zur Fernbedienung und schaltete zum zweiten Programm um, wo in Kürze »Glamour« begann. Das einzige, worauf sie sich freuen konnte, war das Kaffeetrinken mit Charlotte am Nachmittag.
     
    Sie rührte heftig in der Suppe. Alles mußte sie hier zu Hause selber machen. Essen kochen, putzen und die anderen bedienen. Albin aber war wenigstens endlich eingeschlafen. Ihr Gesicht wurde weicher beim Gedanken an den Enkel. Er war wirklich ein richtiger kleiner Engel. Gab kaum einen Ton von sich. Uberhaupt nicht wie diese andere. Eine Falte zeigte sich auf ihrer Stirn, und ihre Bewegungen wurden noch heftiger, wodurch die Suppe leicht über den Topfrand schwappte und auf dem Herd zischend festbrannte.
    Lilian hatte auf der Spüle bereits ein Tablett mit einem Glas, einer Suppenschüssel und einem Löffel bereitgestellt. Jetzt hob sie vorsichtig den Topf vom Herd und goß die heiße Suppe vorsichtig in die Schüssel. Sie sog die Düfte ein, die mit den Dämpfen aufstiegen, und lächelte zufrieden. Hühnersuppe, das war Stigs Lieblingsgericht. Jetzt würde er hoffentlich mit gutem Appetit essen.
    Vorsichtig balancierte sie das Tablett zwischen den Händen und öffnete die Tür zum Obergeschoß mit dem Ellenbogen. Ständig dieses Gerenne die Treppe hoch und runter, dachte sie gereizt. Eines schönen Tages würde sie mit gebrochenem Bein daliegen, und dann könnten die sehen, wie schwer es war, ohne sie klarzukommen, wo sie hier doch alles für die anderen machte, als sei sie eine Haussklavin. Jetzt gerade lag Charlotte zum Beispiel faulenzend unten im Souterrain mit der schlechten Ausrede, sie hätte Migräne. Wenn hier jemand Migräne hatte, dann ja wohl sie selbst. Wie Niclas das aushielt, verstand sie einfach nicht. Tag für Tag schuftete er in der Praxis und tat sein Bestes, um die Familie zu versorgen, und dann kam er nach Hause ins Souterrain, wo es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Selbst wenn sie dort nur vorübergehend wohnten, konnte man wohl trotzdem erwarten, daß sie es ein bißchen hübsch und ordentlich um sich hatten. Obendrein verlangte Charlotte von ihm, daß er ihr mit den Kindern half, wenn er abends nach Hause kam. Sie sollte lieber dafür sorgen, daß er sich nach dem harten Arbeitstag erholte, sollte ihn in Ruhe vor dem Fernseher sitzen lassen und die Kinder, soweit es ging, von ihm fernhalten. Kein Wunder, daß das große Mädel völlig unmöglich war. Sie sah wohl, mit welch mangelndem Respekt ihre Mutter den Vater behandelte, und da konnte dann ja nichts anderes bei herauskommen.
    Mit energischen Schritten nahm sie die letzten Stufen zum Obergeschoß und wandte sich mit dem Tablett zum Gästezimmer. Dort hatte sie Stig untergebracht, als er krank geworden war, es ging nicht, ihn ächzend und stöhnend im Schlafzimmer zu haben. Sollte sie es schaffen, sich ordentlich um ihn zu kümmern, brauchte sie unbedingt ihren Nachtschlaf.
    »Liebling?« Vorsichtig schob sie die Tür auf. »Jetzt nicht schlafen, ich komme hier mit etwas Suppe. Es ist dein Lieblingsgericht. Hühnersuppe.«
    Stig reagierte mit schwachem Lächeln. »Ich habe keinen Hunger, vielleicht später«, sagte er matt.
    »Unsinn, du wirst nie gesund, wenn du nicht ordentlich ißt. Komm schon, setz dich ein bißchen auf, dann werde ich dich füttern.«
    Sie half ihm in halbsitzende Stellung hoch und nahm neben ihm auf der Bettkante Platz. Als sei er ein Kind, fütterte sie ihn mit der Suppe und wischte zwischendurch regelmäßig die Tropfen weg, die ihm aus den Mundwinkeln rannen.
    »Na siehst du, das ist doch wohl nicht so schlecht? Ich weiß doch genau, was mein Liebling braucht, und wenn du nur ordentlich ißt, bist du bestimmt bald wieder auf den Beinen.«
    Erneut das matte Lächeln zur Antwort. Lilian half ihm, sich wieder hinzulegen, und zog die Decke über den Beinen zurecht.
    »Und der Doktor?«
    »Aber mein Schatz, hast du es ganz vergessen? Niclas ist doch jetzt der Doktor, wir haben doch einen eigenen Doktor hier im Haus. Er schaut
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