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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte
Autoren: Camilla Läckberg
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röchelnde Atemzug lauter klingen als ein Schrei, und Patrik schluckte, um die Tränen zu unterdrücken und die Stimme zum Tragen zu bringen.
    »Das muß ein Irrtum sein. Das kann nicht Sara sein!« Lilian blickte wild zwischen Patrik und Martin hin und her, aber Patrik schüttelte nur leicht den Kopf.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er noch einmal, »aber ich habe sie gerade gesehen, es besteht kein Zweifel, daß es Sara ist.«
    »Aber sie wollte doch zu Frida zum Spielen«, sagte Lilian. »Ich sah sie doch in die Richtung gehen. Es muß ein Irrtum sein. Sie ist bestimmt dort und spielt.« Wie narkotisiert stand Lilian vom Küchenstuhl auf und ging zum Telefon an der Wand. Sie schlug eine Nummer im danebenhängenden Adreßbuch auf und wählte sie eilig.
    »Hallo, Veronika, hier ist Lilian. Du, ist Sara bei dir?« Sie lauschte eine Sekunde, ließ den Hörer dann einfach fallen, so daß er an seiner Schnur hin und her schwang.
    »Sie ist nicht dort gewesen.« Schwer ließ sie sich wieder auf den Stuhl fallen und schaute die Polizisten vor sich hilflos an.
    Der Schrei kam wie aus dem Nichts. Patrik und auch Martin fuhren heftig zusammen. Charlotte schrie gerade heraus, ohne sich zu rühren, mit Augen, die nichts zu sehen schienen. Es klang animalisch, laut und gellend, und sie bekamen eine Gänsehaut von dem rohen Schmerz, der diesen Schrei unbarmherzig hervortrieb.
    Lilian warf sich der Tochter entgegen und versuchte die Arme um sie zu legen, aber Charlotte wehrte sie schroff ab.
    Patrik versuchte den Schrei zu übertönen. »Wir haben versucht, Niclas zu erreichen, aber er war nicht in der Praxis, also haben wir ihm eine Mitteilung hinterlassen, so schnell wie möglich heimzukommen. Und der Pfarrer ist unterwegs.« Er richtete die Worte mehr an Lilian als an Charlotte, die nicht länger ansprechbar war. Patrik begriff, daß er die Sache schlecht gehandhabt hatte, er hätte für die Anwesenheit eines Arztes sorgen sollen, der etwas zur Beruhigung geben konnte. Das Problem war nur, daß der Arzt von Fjällbacka der Vater des Mädchens war und daß sie ihn nicht erreicht hatten. Er wandte sich an Martin.
    »Ruf in der Medizinischen Zentrale an und sieh zu, daß die Krankenschwester sofort herkommt. Sie soll was zur Beruhigung mitbringen.«
    Martin tat, worum man ihn gebeten hatte, erleichtert darüber, daß er einen Grund hatte, die Küche für einen Augenblick zu verlassen.
    Zehn Minuten später trat Aina Lundby ohne anzuklopfen ein. Sie gab Charlotte eine Beruhigungstablette, führte sie mit Patriks Hilfe behutsam ins Wohnzimmer und bettete sie aufs Sofa.
    »Kann ich nicht auch was zur Beruhigung haben?« bat Lilian. »Ich habe es immer mit den Nerven gehabt, und so was hier …«
    Die Bezirksschwester, die im gleichen Alter wie Lilian war, schnaubte nur und fuhr fort, Charlotte, die mit den Zähnen klapperte, mit mütterlicher Fürsorge zuzudecken.
    »Du packst das auch ohne etwas«, sagte sie und sammelte ihre Sachen ein.
    Patrik wandte sich an Lilian und sagte leise: »Wir müßten wohl mit der Mutter der Spielkameradin sprechen, zu der Sara wollte. Welches Haus ist es?«
    »Das blaue hier gleich ein Stück weiter«, erwiderte Lilian, ohne ihm in die Augen zu schauen.
    Als der Pfarrer kurz darauf an die Tür klopfte, spürte Patrik, daß Martin und er hier nichts mehr tun konnten. Sie verließen das Haus, das sie mit ihrem Erscheinen in Trauer versetzt hatten, stiegen ins Auto, das in der Auffahrt stand, doch ohne es zu starten.
    »Verdammte Scheiße«, sagte Martin.
    »Ja, verdammte Scheiße«, erwiderte Patrik.
     
    Kaj Wiberg spähte aus dem Küchenfenster, das zu Florins Auffahrt hinausging.
    »Was hat sich die Alte denn jetzt einfallen lassen?« sagte er verärgert.
    »Wieso?« rief seine Frau Monica aus dem Wohnzimmer.
    Er drehte sich halb in ihre Richtung und rief zurück: »Ein Streifenwagen parkt vor Florins Haus. Ich könnte wetten, da ist wieder irgendeine Gemeinheit in Gange. Mit dieser Alten werde ich gestraft für meine Sünden.«
    Monica betrat voller Unruhe die Küche. »Glaubst du wirklich, es geht um uns? Wir haben doch nichts getan.« Sie war dabei, ihren blonden Pagenkopf zu kämmen, doch hielt inne, um ebenfalls aus dem Fenster zu schauen.
    Kaj schnaubte. »Versuch mal, ihr das beizubringen. Na ja, warte nur, bis das Oberlandesgericht mir wegen des Balkons recht gibt, dann steht sie mit langer Nase da. Es wird hoffentlich richtig teuer für sie, den abzureißen.«
    »Ja, aber handeln wir
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