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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)
Autoren: Lesley Downer
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sie die Silben. »Ich würde das Schwert wegstecken, wenn ich du wäre. Geld, ist es das, worauf du aus bist?«
    Der Mann zögerte, als verblüffte ihn ihre Unerschrockenheit. Er funkelte sie trotzig an.
    »Wo ist er, der Verräter?«, knurrte er. »Ich weiß, dass er hier ist.«
    Er sprach mit den breiten Vokalen eines Mannes aus dem Süden. Also stammte er aus dem Satsuma-Clan, wie Takas Vater. Und hinter dem war er her. Sie wusste, dass ihr Vater Feinde hatte, es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass jemand nach ihm suchte. Der Mann musste das Familienwappen an der Rikscha erkannt haben.
    »Was denkst du dir dabei, ein Mann aus Satsuma, der mit dem Schwert herumfuchtelt wie ein Raufbold? Du solltest dich schämen. Die Polizei wird jeden Moment eintreffen. Besser, du verschwindest, solange du noch kannst.«
    »Er ist hier, ich weiß, dass er hier ist, dieser Verräter Kitaoka«, blaffte er mit Verachtung in der Stimme.
    Fujino richtete sich auf. Ihre bauschigen Röcke füllten den Raum. Der Mann schien vor ihr zu schrumpfen.
    »Gib acht, wie du von meinem Ehemann sprichst, Bursche«, dröhnte sie. »Er ist ein weit größerer Mann, als du es je sein wirst.«
    Der Ronin hob das Schwert ein wenig, die Klinge immer noch nach unten gerichtet.
    »Dein Ehemann?«, schnaubte er. »Du bist keine Samurai-Frau. Eine Geisha erkenne ich auf den ersten Blick. Du bist diese fette Kyoto-Hure, diese kostbare Geisha, auf die er so große Stücke hält. Du hast ja einen steilen Aufstieg gemacht, seit du durch die Vergnügungsviertel gezogen bist, Buta-hime! Prinzessin Schwein, so wurdest du doch genannt, oder? Tja, ich werde dir das hübsche Gesicht verschandeln.«
    Fujino hob ihren Dolch.
    »Feigling. Hier sind nur Frauen und Kinder.«
    »Frauen und Kinder. Ich muss selber Frauen und Kinder ernähren. Du solltest dich schämen, mit deinem schicken Barbarenkleid, schlägst dir den Bauch mit Barbarenfraß voll. Wir sind nicht in den Krieg gezogen und gefallen, damit unsere Frauen stinkende Barbaren nachäffen. Mein Name ist Terashima Morisaburo«, fügte er hinzu und riss sich das Tuch ab, unter dem ein dunkelhäutiges Gesicht mit einer runzeligen Narbe auf der Wange zum Vorschein kam. »Du kannst Kitaoka eines sagen. Er glaubt, er kann uns unsere Schwerter nehmen, er glaubt, wir würden sie einfach abgeben und uns wehrlos machen. Er glaubt, wir sehen ruhig zu, während er die Armee auflöst und Bauern – Bauern! – rekrutiert, um die Arbeit von Samurai zu verrichten. Und was sollen wir tun, wir Samurai, wie sollen wir überleben, wenn wir keine Arbeit haben und keine Stipendien mehr bekommen? Wie?« Der Mann trat einen weiteren Schritt in den Raum hinein. »Beantworte mir das!«
    Er fuhr mit dem Schwert unter Fujinos Rock und zog die Klinge mit einem Ruck hoch. Sie wich zurück, aber Taka hörte Stoff reißen.
    »Da siehst du, was ich von deinem westlichen Aufputz halte.«
    Mit einem sausenden Geräusch schwang der Mann sein Schwert. Taka schnappte vor Entsetzen nach Luft. Fujino hob den Dolch, um den Hieb abzuwehren, doch statt des Klirrens von Stahl auf Stahl war nur ein dumpfer Aufprall zu hören. Taka lugte hinter Harus Röcken hervor und sah, dass der Mann die Höhe des Raumes falsch eingeschätzt hatte. Das Schwert war in einen der niedrigen Querbalken der Decke eingedrungen und hing dort zitternd fest.
    Dann bemerkte sie eine Bewegung im Flur und erhaschte einen Blick auf dunkle Haut und blitzende Augen, schräg wie die einer Katze. Da war noch jemand – nicht der Rikscha-Junge, nicht die Diener, sondern ein weiterer Angreifer, noch furchterregender als der erste. Im Restaurant herrschte völlige Stille. Alle waren geflohen. Niemand war da, der sie vor diesen Schurken beschützen konnte.
    Sägemehl rieselte von der Decke, und es gab ein splitterndes Geräusch, als der Samurai sein Schwert herauszerrte. Er hob es erneut, hielt es in beiden Händen, machte sich bereit, den Todesstoß auszuführen.
    Plötzlich kam ein dünner Arm aus dem Schatten hinter dem Mann und schlang sich um dessen Hals. Überrumpelt stolperte der Mann rückwärts. Sein Kopf ruckte nach hinten, und er griff nach den Fingern, die sich fester um seinen Hals schlossen. Sein Gesicht verfärbte sich, und sein Schwert fiel zu Boden. Fujino stürzte vor und riss es an sich. Brüllend vor Wut schlug der Samurai mit den Ellbogen um sich, zerrte die Finger von seinem Hals, wirbelte herum und prügelte auf seinen Angreifer ein.
    Taka erhaschte einen Blick auf
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