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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
Autoren: Torsten Fink
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sie: »Ich war auf dem Turm, wie du sicher weißt, Onkel. Und ich kann dir sagen, dass deine Freunde heute endlich das Zeichen geschickt haben.«
    »Ah, sie sind zurück. Das wurde auch Zeit. Sie haben uns dieses Mal lange warten lassen.«
    Das Rumpeln wurde lauter. Der Leichenkarren erschien und wurde über den Hof geschoben. Hinter einer Säule kam er zum Stehen. Der Mann, der ihn geschoben hatte, blickte sich kurz um. Außer Tasil und Maru war niemand in dem verschwiegenen kleinen Vorhof zu sehen. Er klopfte zweimal auf die Deichsel. Das Tuch wurde zurückgeschlagen, und zwei Männer sprangen von der Ladefläche. Der größere der beiden streckte sich und schlenderte dann hinüber zu Maru und Tasil, während der kleinere zusammen mit dem Karrenschieber begann, schwere Säcke abzuladen und hinter der Säule aufzustapeln.
    »Ich grüße dich, Hardis«, sagte Tasil.
    Hardis gähnte und verscheuchte eine Fliege. »Wenn die Fieberkranken wüssten, wie hart diese Wagen sind, würden sie sich das mit dem Sterben noch einmal überlegen. Ich grüße euch.«
    »Sind das die letzten Säcke mit Gerste?«, wollte Tasil wissen.
    »Gerste und drei Ballen bester iaunischer Wolle. Es ist beinahe der Rest. Morgen werden wir noch einen halben Karren voll bekommen. Wir haben noch etwas Gerste und zwei Fässer mit Brotbier, aber dann ist Schluss. Es wird Zeit, dass unsere Freunde wiederkommen.«
    »Da habe ich gute Nachrichten für dich. Heute Morgen kam das Zeichen.«

    Hardis reckte die langen Glieder und gähnte noch einmal. »Ausgezeichnet. Die Stadt hat großen Durst, und ich hatte schon Sorge, unsere Quelle würde versiegen.« Er senkte seine Stimme: »Außerdem sind mir im Hafen gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen. Da sollen heimlich Boten gekommen sein. Es heißt, die Flotte würde bald aus dem Silberland zurückkehren.«
    »Das möge Fahs verhindern«, erwiderte Tasil mit einem Stirnrunzeln.
    »Ja, es wäre der Todesstoß für unsere Geschäfte. Fahs könnte übrigens bei Gelegenheit auch deinen Mann daran erinnern, dass es Gerste und Bier nicht umsonst gibt. Er ist mit seinen Zahlungen in Rückstand.«
    »Wenn du erlaubst, werde ich Fahs diese Aufgabe abnehmen. Aber ich mache mir keine Sorgen. Der Verwalter hat uns viel zu verdanken. Und er hat Angst vor uns.«
    »Zu Recht«, meinte Hardis mit einem Grinsen.
    Seine beiden Gehilfen hatten inzwischen Gerste und Wolle abgeladen. Der kleinere von beiden stieß einen leisen Pfiff aus, während der Große mit hängenden Schultern zur Deichsel trottete und sie aufhob.
    Hardis gab ihnen einen kurzen Wink. »Wir werden also das Boot für heute Nacht vorbereiten.«
    »Wir werden da sein«, versicherte Tasil.
    Hardis schlenderte zurück zum Wagen, sprang auf die Ladefläche und machte sich lang. Dann deckte er sich und den Schmächtigen mit dem Tuch zu. Der Große zog es zurecht, bis wieder nur die nackten Füße der beiden Männer hervorsahen. Dann packte er die Deichsel und schob den Karren davon.
    Maru sah ihnen nach. »Dass nie jemand auf die Idee kommt, den Wagen zu überprüfen?«, wunderte sie sich.
    »Es ist, wie ich dir gesagt habe, Kröte. Wenn du etwas verstecken willst, dann am besten vor aller Augen. Niemand will einem
Fiebertoten zu nahe kommen. Wenn es uns nicht schon den einen oder anderen Käufer gekostet hätte, würde ich sagen, dieses Sumpffieber ist beinahe ein Segen.«
    Kaum war der Wagen verschwunden, als sich eine Seitentür der Lagerhalle öffnete und einige Sklaven heraushuschten. Sie luden sich die schweren Säcke und Ballen auf und schleppten sie hinein. Maru sah ihnen an, dass sie nicht genug zu essen bekamen. Sie wankten unter ihren Lasten und gingen langsam. Das Herrscherhaus war groß und ihr Weg bis zu den Küchen weit. Tasil reckte den Hals, doch denjenigen, auf den er wartete, sah er nicht. Die Tür schloss sich wieder. Tasil runzelte die Stirn. »Komm, Kröte, diese neue Sitte, Waren zu nehmen, aber nicht zu bezahlen, gefällt mir nicht.«
    Maru folgte ihm. Die Tür war weder verriegelt noch bewacht, und sie konnten ohne weiteres eintreten. Das Lager war ein hoher, schmuckloser Raum, der Platz für viele Säcke, Ballen und Fässer bot. Durch einige wenige schmale Schlitze unter der Decke drangen die ersten Strahlen der Morgensonne ein und tauchten die Halle in Dämmerlicht. Sie war beinahe leer. Unbenutzte Holzgestelle lehnten an den Wänden, und Staub war das Einzige, das die großen Lagerflächen bedeckte. Am gegenüberliegenden Ende des Raumes
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