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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
Autoren: Torsten Fink
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sagte etwas.
    Tasil achtete nicht darauf. »Keine Namen?«, vergewisserte er sich. »Ein Budinier scheint er nicht zu sein. Wo kommt er her? Ist er mit einem der anderen verwandt?«
    »Über die Herkunft kann ich dir nichts sagen. Es sind Sklaven, wer fragt danach, wo sie herkommen? Keine Familie, keine Namen, aber einen gewissen Wert, vor allem unter den gegenwärtigen Umständen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Über den Wert kann man geteilter Meinung sein, aber ich sehe nichts Besseres. Ich will dir zeigen, was ich dir zum Tausch anbieten kann.« Tasil verschwand in der Dunkelheit.
    Als er außer Sicht war, drehte sich Atib zu den Sklaven um: »Ich will kein Wort hören. Oder soll ich euch alle im Dhanis ersäufen?«
    Tasil kam kurz darauf mit einem Bündel zurück, das er im Schein der Fackeln entrollte. Zum Vorschein kamen fünf gekrümmte Messer in kunstvoll gearbeiteten Scheiden.
    »Bei den Hütern!«, rief Atib. »Sind das Dolche der Hakul?«
    »Du sagst es«, erwiderte Tasil lächelnd.
    Atib versuchte vergeblich, seine Begeisterung zu zügeln. Er nahm einen der Dolche in die Hand und zog ihn aus der Scheide. »Herrliche Arbeit!«

    Fakyn war näher getreten. Die Augen des Kriegers funkelten, als er die Klingen musterte. »Es heißt, sein Dolch sei dem Hakul mehr wert als sein Weib, seine Kinder und selbst sein Pferd. Es heißt auch, dass er sich nie davon trennt.« Er wog ein Messer in der Hand und betrachtete das eingravierte Muster. Der Feuerschein spiegelte sich in der polierten Bronzeklinge.
    »Oh, sie machen Ausnahmen«, erwiderte Tasil ausdruckslos.
    »Und in diesem Fall gleich fünfmal«, sagte Fakyn langsam, aber er konnte seine Augen nicht von der Waffe in seiner Hand lassen.
    Tasil nickte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Eine Eisenklinge!«, rief Atib entzückt, der einen anderen Dolch aus der Scheide gezogen hatte.
    »Ich möchte einen Sklaven, nicht die ganze Ladung kaufen«, sagte Tasil.
    Atib seufzte. »Ich habe Kupferbarren, ich würde dir ein Dutzend davon zusätzlich anbieten.«
    »Was soll ich damit? Ich bin mit nur einem Pferd unterwegs. Den Sklaven, mehr Gepäck will ich nicht. Ich biete dir dafür diesen Dolch, und du kannst nicht sagen, dass das ein schlechtes Angebot ist.« Tasil reichte Atib eine Klinge, deren Horngriff mit eingelegten Silberfäden verziert war. Es war eine meisterhafte und sehr markante Arbeit.
    Atib runzelte die Stirn. Das Messer war mehr wert als ein Sklave, viel mehr. Eigentlich war das Angebot viel zu gut. Es musste einen Haken geben. Atib sah Tasil ins Gesicht. Der erwiderte den Blick gelassen. Der Händler wog den Dolch in der Hand und betrachtete ihn. Die Silberfäden schimmerten im Schein der Fackeln. »Gut, abgemacht«, sagte er, »dieser Dolch gegen – wie sagtest du? – das Milchgesicht.« Und er schlug in Tasils angebotene Hand ein.

    Sie kamen überein, die »Ware« über Nacht noch im Verschlag zu lassen und den Austausch erst am Morgen vorzunehmen. Als Tasil sich im Schatten des Schiffs zur Ruhe betten wollte, stand auf einmal der blinde Biredh vor ihm. »Erlaubst du, dass ich mein Nachtlager hier neben dir bereite?«
    »Du bist ein Erzähler, hat man mir gesagt.«
    »So ist es.«
    »Nun, solange du nicht vorhast, mir eine deiner langweiligen Geschichten zu erzählen, soll es mir recht sein.«
    Der Alte lachte leise. »Keine Sorge, ich habe nicht vor, Silber von dir zu erbetteln, aber ich wollte dir etwas sagen.«
    »Und das wäre?«
    »Das war ein guter Kauf.«
    Das Feuer warf flackerndes Licht auf das zerfurchte Gesicht des Erzählers. Tasil starrte in die Schatten seiner leeren Augenhöhlen. »Nun, ich weiß das. Aber woher weißt du es, blinder Mann?«
    »Der Fluss hat es mir gesagt.«
    Tasil schnaubte verächtlich. »Was hat der Dhanis dir denn noch erzählt?«
    »Nun, du hast deine Geheimnisse, ich habe meine«, antwortete der Alte kichernd »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Biredh senkte die Stimme ein wenig. »Ich meine nur, dass es seltsam ist, dass ein Mann fünf Dolche bei sich trägt, seinem Pferd aber das Gewicht von etwas Bernstein ersparen will. Dabei ist der so leicht, dass er sogar auf den Fluten des Dhanis schwimmen würde.«
    Tasil schaute ihn nachdenklich an. »Und ich denke, dass du diese Gedanken besser für dich behalten solltest, alter Mann, sie könnten sonst deiner Gesundheit schaden.« Sein Tonfall war ausnehmend freundlich.

    Am nächsten Morgen war der Alte verschwunden. Keine der Wachen hatte sein
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