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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
Autoren: Torsten Fink
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oft war sie seinetwegen in Gefahr geraten? Plötzlich dachte sie an den Maghai. Tasil hatte ihn getötet und ihr so das Leben gerettet. Sie verbannte den Gedanken und lief noch schneller. Sie brauchte Licht, Sonne, freien Himmel. Sie war so sehr von ihrem Überlebenswillen getrieben, dass sie nicht anhielt, bis sie plötzlich am Ende des Gangs angekommen war.
    Die Pforte stand wirklich offen. Sie rannte hinaus ins helle Licht, stolperte und fiel in den Sand. Es war heiß, so wundervoll
heiß. Die Sonne zeigte an, dass es später Morgen war. Maru lachte und weinte und atmete die warme Luft mit gierigen Zügen ein. Tasil! Er war nicht dort. Ihr Lachen erstarb. Sie stand auf. Da war ein schwarzer Punkt, draußen in der Ebene. Ein Reiter in der flimmernden Hitze der kargen Steppe. Seine Umrisse lösten sich in der flirrenden Luft auf.
    »Tasil!«, schrie sie.
    Das Echo klang von den Hügeln. Wind kam auf und trieb Staub über die Ebene. Der Punkt wurde allmählich kleiner. Warum hatte sie ihn gerufen? Er hatte sie schließlich im Stich gelassen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre sie immer noch lebendig begraben. Der Wind wurde stärker. Eine Bö trieb Maru Sand in die Augen. Sollte er nur verschwinden. Wozu brauchte sie ihn denn? Sie würde schon irgendwie zurechtkommen. Und die Tränen, das war doch nur der Sand.
    Aber was war das?
    Wurde der Punkt am Horizont allmählich wieder größer? Maru beschattete die Augen mit ihrer Hand. Nach einer Weile konnte sie erkennen, dass es tatsächlich Tasil war, der zurückkam. Hatte er etwas vergessen? Besaß sie noch irgendwas, was er ihr stehlen wollte? Sie blieb, wo sie war, und ließ ihn näher kommen. Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, zügelte er sein Pferd, das unruhig tänzelte. Er starrte sie schweigend an.
    Trotzig starrte Maru zurück.
    »Sieh an, du hast es tatsächlich geschafft«, sagte er schließlich. »Ich bin beeindruckt. Nicht schlecht, für ein Mädchen.«
    Maru zitterte vor Zorn. In ihr kochte es. Er hatte sie zurückgelassen. Sie hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. Und doch wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Eine Wasserader«, sagte sie mühsam beherrscht. »Die Decke ist eingestürzt.«

    »Ah, dann war meine Schufterei also doch nicht umsonst.«
    Maru unterdrückte eine heftige Antwort. Da saß er vor ihr auf dem Pferd, ihr Herr, der sich von ihr »Onkel« nennen ließ. Der sie in Gefahr gebracht und verlassen hatte. Warum hatte sie nach ihm gerufen?
    »Ich bin froh, dass du es geschafft hast, Maru.«
    Sollte sie das glauben? Nun, er hatte es versucht. Halbherzig. Mehr oder weniger. Ein beißender Geruch stieg ihr in die Nase. »Es riecht verbrannt.«
    Tasil nickte. »Das kommt aus der Stadt. Muss ein großes Feuer sein, wenn du mich fragst. Ich nehme an, dass sie ihren Krieg jetzt begonnen haben.«
    Maru blickte in den Himmel. Schwarze Rauchfetzen trieben über die Hügel. Bussarde kreisten hoch oben. Es schien sie nach Südosten, Richtung Serkesch zu ziehen. Und wohin sollte sie selbst gehen? In die brennende Stadt? Die offene Wüste? Sie hatte doch niemanden. Niemanden außer Tasil. »Und jetzt?«
    »Ich schlage vor, dass du aufsitzt. Es ist noch ein weiter Weg zu den Romadh, und vielleicht werden wir verfolgt. Zum Glück schickt uns mein Freund Fahs einen Sturm. Der wird unsere Spuren verwischen.«
    Er war umgekehrt. Er war gekommen, als sie ihn gerufen hatte. Das konnte sie nicht leugnen. Es gab unendlich viel, was sie ihm an den Kopf werfen wollte. »Ich will meinen Dolch zurück«, sagte sie stattdessen nur.
    »Darüber lässt sich reden«, antwortete Tasil mit einem Lächeln, und dieses wirkte nicht so raubtierhaft wie sonst.
    Sie blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Der Wind wurde stärker.
    »Was ist? Wir haben nicht ewig Zeit.«
    Maru nickte. Dann ergriff sie seinen ausgestreckten Arm und sprang auf. Tasil schnalzte mit der Zunge, wendete das Pferd
und lenkte es hinaus in die weite Ebene. Maru blickte noch einmal zurück. Sandwolken mischten sich mit den Rauchfetzen, die von der Stadt heranzogen. Der Sturm würde sie bald einholen …

Glossar
Begriffe
    Abeq – Priester, »Vater« (Plural: Abeqai)
    Abeq-ut-Abeqai – Hohepriester
    Ahngötter - die zu Göttern aufgestiegenen Raik von Serkesch
    Alfhold - Geist, guter Geist (Daimon)
    Alfskrold - böser Geist, Unhold (Daimon)
    Ansai - Einheit von sechzig Mann (fünf Eschet)
    Bet Raik – » Haus des Fürsten«, Palast
    Bet
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