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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)
Autoren: Julie Klassen
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musste ihn einfach gernhaben!
    Aus Janes Lächeln und ihrem Verhalten ging ganz klar hervor, dass sie ihn ebenfalls sehr, sehr mochte. Und obwohl Emma sich vorgenommen hatte, keine vorschnellen Urteile mehr zu fällen, war sie doch ganz und gar einverstanden mit Mr Farley. Einen freundlicheren, vornehmeren, besser situierten Gefährten für ihre Tante hätte sie sich nicht vorstellen können.
    Nach dem Essen zogen sich Jane und Emma zurück, sodass die beiden Männer einander besser kennenlernen konnten.
    Jane führte Emma in ihr Büro und flüsterte: »Emma, du sollst es als Erste erfahren. Mr Farley hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.«
    »Oh Tante Jane!« Emma ergriff ihre Hände. »Ich freue mich so für dich! Hast du Ja gesagt?«
    »Ja. Aber ich fürchte, das Geld für unsere Reise nach Derbyshire wird jetzt …«
    »Natürlich werden wir unsere kleine Reise verschieben«, sagte Emma rasch. »Du und Mr Farley werdet stattdessen eine Hochzeitsreise machen.«
    »Nur eine ganz kurze. Er kann sein Geschäft nicht lange alleinlassen.«
    »Ich verstehe. Ach, Tante Jane, ich freue mich so für dich!«
    Die großen Augen ihrer Tante waren eindringlich auf sie gerichtet. »Bist du sehr enttäuscht?«
    »Aber nein!«, protestierte Emma. »Eine Reise wäre mir doch nie im Leben wichtiger, als dass du glücklich bist!«
    »Wenn du ganz sicher bist …«
    »Natürlich bin ich das.« Emma drückte ihrer Tante die Hände. Sie empfand Glück für sie. Ganz bestimmt. Aber gleichzeitig musste sie sich mit aller Macht beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen.

    Ein paar Tage später machte Emma sich zur gewohnten Zeit zu ihrem Spaziergang auf. Wie üblich ging sie kurz bei ihrem Vater im Pfarrhaus vorbei. Es war schön zu sehen, wie er aufblühte und völlig in den Plänen für die Armenschule und in seinem Interesse für Miss Lewis aufging.
    Emma selbst wälzte ähnliche Pläne für sich. Jane hatte ihr angeboten, die Mädchenschule zu übernehmen, wenn sie Mr Farley heiratete und nach Bodmin zog. Aber nur, wenn sie wirklich den Wunsch dazu verspürte. Sie beschwor ihre Nichte, ihren Entschluss nicht zu überstürzen, sondern sich Zeit zu nehmen und herauszufinden, was sie wirklich wollte. Der Gedanke an eine sinnvolle und gesicherte Zukunft hätte Emma eigentlich glücklich machen müssen. Und sie war ja auch glücklich.
    Jedenfalls weitgehend.
    Auf dem Rückweg zum Haus ihrer Tante kam Emma am Gasthaus vorbei. Vor der Tafel mit den Reisezielen, auf der die Orte, die man von hier aus erreichen konnte, und die Abfahrtszeiten vermerkt waren, blieb sie stehen. Penzance, Bristol, Bath …
    Emma seufzte. Würde sie jemals irgendwohin reisen können?
    »Miss Smallwood!«, rief eine Stimme aus ein paar Metern Entfernung.
    Erschrocken drehte Emma sich um und starrte die Gestalt an, die auf sie zukam. Ihr fehlten die Worte. Sie blinzelte, doch die Erscheinung verschwand nicht. Sie kam näher.
    Henry Weston – unverschämt gut aussehend in grünem Mantel, Reithosen und Stiefeln – schritt den Weg entlang.
    Er schien geradewegs auf sie zuzusteuern, doch dann blieb er einen knappen Meter von ihr entfernt stehen. Sie roch den angenehmen Duft von Lorbeer-Haarwasser.
    Er verbeugte sich förmlich. »Miss Smallwood. Es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen.«
    »Mr Weston.« Sie knickste. »Ich … ich bin überrascht, Sie hier zu sehen.«
    »Offensichtlich! Sie sehen ganz schockiert aus. Ich hoffe, es tut Ihnen nicht leid, mich zu sehen.«
    »Nein. Nein, gar nicht. Was führt Sie hierher?«
    Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich wollte Sie sehen.«
    Emmas Herz fing an, heftig zu pochen, doch sie rief sich zur Ordnung; sie durfte sich keine falschen Hoffnungen machen. Sie dachte daran, was er gesagt hatte, bevor sie abgereist war: » Obwohl es natürlich stimmt, dass gewisse familiäre Rücksichten gewahrt werden müssen. Ich bin nicht in der Lage, jedes der … Dinge, das wir in der Kapelle berührten, weiterzuverfolgen …«
    Was, wenn er gekommen war, um ihr mitzuteilen, dass er sich mit Miss Penberthy verlobt hatte? Sollte sie ihm dann gratulieren und ihm alles Gute wünschen? Bei dem Gedanken krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie würde ihre ganze frühere Stärke brauchen, umihren Gesichtsausdruck und ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten, wenn ihr das gelingen sollte.
    Sie blickte unter den Wimpern hervor zu ihm empor, halb erwartungsvoll, halb in unbändiger Angst davor, was er als Nächstes sagen würde. Doch er
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