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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison
Autoren: Sara Poole
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setzte der kleine Hund ihm keuchend nach.
    Glaubte ich das wirklich? Damals ähnelte mein Glaube noch dem eines Kindes, aber die ersten Fragen erwachten bereits.

    » Wir müssen für die Genesung des Papstes beten«, sagte ich ohne allzu große Überzeugung. »Doch für den Augenblick möchte ich mich, sofern Ihr einverstanden seid, dringenderen Fragen zuwenden. Wie Ihr wisst, ist es von nun an meine Aufgabe, über die Sicherheit Eures Haushalts zu wachen.« Damit es nicht zu pathetisch klang, setzte ich hinzu: »Natürlich gibt es keinen Anlass zur Sorge. Ich möchte nur bitten, dass Ihr mich von jeder Änderung Eurer Gewohnheiten, der Einstellung eines neuen Dieners oder ungewöhnlicher Vorkommnisse augenblicklich in Kenntnis setzt. Entspricht das Euren Vorstellungen?«
    Einen Moment lang herrschte Stille, bis plötzlich Giulias Lachen so hell wie Silberglöckchen im duftenden Garten erklang.
    »Nicht doch, liebe Francesca, so ernst! Wie froh ich bin, keine männlichen Pflichten erfüllen zu müssen! Keine Sorge, wir werden Euch über alles Wichtige unterrichten. «
    »Das ist doch selbstverständlich«, versicherte auch Adriana. »Doch jetzt wollen wir die dunklen Gedanken beiseite schieben.« Sie hob die Hand und winkte einem Mohr. »Sorge für ein wenig Unterhaltung … Musik oder Spiele. Oh, dabei fällt mir ein, dass Cesare geschrieben hat. Geh und hole mir den Brief.«
    Ich senkte den Kopf und betrachtete angelegentlich das Muster auf meinem Rock, sah den Hunden zu, die um meine Füße balgten, und roch den frischen Duft der Limonen. Alles, bloß keine unwillkommenen Erinnerungen an den kaum siebzehn Jahre alten Sohn des Kardinals, der so zauberhaft hübsch wie ein dunkler Engel und so gefährlich
wie Satan war. Am besten ich strich diese Erinnerungen ein für alle Mal aus meinem Gedächtnis.
    »Oh, Cesare«, seufzte Lucrezia. »Ich vermisse ihn so sehr!«
    Giulia lachte, und Adriana stimmte ein. Nur ich saß still auf meinem Hocker, im Harem des Kardinals, hinter den hohen Mauern, hinter denen die Stadt seit ewigen Zeiten in der Backofenhitze des Sommers ihrer Zukunft harrte.

3
    Als Cesare im letzten Jahr bei seinem Vater in Rom zu Besuch gewesen war, hatte er mich geküsst. Wie dumm von mir, dass ich mich überhaupt daran erinnere. Dumm … und gefährlich. Dabei hätte er so gern mehr getan … seine Zunge hatte meinen Mund bereits erobert, und seine Hand tastete unter meinem Rock nach der Stelle, die selbst heute noch feucht wird, wenn ich daran zurückdenke … bis mir urplötzlich klar wurde, dass ich kein Dienstmädchen war, das für ein paar Minuten wilden Vergnügens zu haben war.
    Trotzdem konnte ich es mir nicht leisten, ihn gegen mich aufzubringen. Ich kannte Cesare, seit ich im Palazzo seines Vaters lebte. Genau wie seine Schwester. Bis man ihn vor drei Jahren in ein Seminar schickte, hatten wir einander fast täglich gesehen. Aber die Berührung mit der Welt veränderte Cesare nicht, wie sich bei seinen häufigen Besuchen in Rom herausstellte. Er war noch immer sehr sprunghaft und schnell beleidigt … und ausgerechnet diesen Sohn hatte der Kardinal für die kirchliche Laufbahn bestimmt.
    Zum Glück bin ich keine Sklavin meiner Gefühle, was man Frauen so häufig nachsagt. Eher sind es die Männer, wie ich beobachtet habe, die häufiger mit anderen Körperteilen
denken als mit dem Gehirn, das ihnen der gütige Gott beschert hat. Mit Sicherheit war Cesare einer von ihnen. Ich wartete also, bis er meine Lippen freigab und seine Aufmerksamkeit meinen Brüsten zuwandte, und sagte dann ganz ruhig:
    »Seid vorsichtig, dass Ihr das Glasfläschchen in meinem Mieder nicht zerbrecht. Es enthält ein tödliches Gift.«
    Mit offenem Mund starrte er mich an. Erregung verzerrte seine erschlafften Züge. Genau wie sein Vater war auch Cesare ein sinnlicher Mann. Mit kaum dreizehn Jahren hatte er seine ersten Erfahrungen am Altar der Venus gesammelt, und seitdem waren seine Eroberungen Legion. Trotzdem war er nicht dumm.
    »Gift?«, wiederholte er ungläubig.
    Ich lächelte zuckersüß.
    »Wusstet Ihr das denn nicht? Ich helfe meinem Vater bei der Herstellung. Er hält mich für sehr begabt.« In Wahrheit hatte ich dieses Stadium längst hinter mir und schon alles gelernt, was mein Vater mich lehren konnte. Und mehr als das. Aber das behielt ich natürlich für mich.
    Cesares Hände sanken herab, und er trat einen Schritt zurück und starrte mich nur wortlos an. Ich versuchte gar nicht erst, mich zu bedecken.
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