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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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nicht vorstellen, dass Gottfried Schenk zu Limpurg einem kaiserlichen Schiedsspruch zuvorkommen und vollendete Tatsachen schaffen würde.
    »Schade, dass König Albrecht nicht mehr herrscht, oder noch besser Kaiser Sigismund. Ihr seid mit beiden gut bekannt gewesen, Adler, und hättet viel für uns erreichen können.« Der Abt sorgte sich, weil die Verhältnisse im Reich sich vor einigen Jahren zuungunsten der kleinen Herrschaften geändert hatten, und er zeigte den übrigen Herren und auch Frau von Steinsfeld seine Verärgerung darüber, dass sie ihm und Ritter Ludolf so wenig Unterstützung zusagten.
    Ludolf von Fuchsheim gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf, während er sich von einem Diener frischen Wein einschenken ließ und den Becher bis zur Neige leerte. Als er das Gefäß wieder auf den Tisch knallte, zuckten die Anwesenden zusammen.
    »Bei unserem Herrn Jesus Christus, unserem Erlöser! Ich hatte gehofft, wir würden einen Trutzbund gegen den Würzburgerschließen. Doch Ihr tut so, als gingen Euch seine Übergriffe auf mich und den hochwürdigen Abt nichts an. Ich sage Euch aber, dass der Fürstbischof seine Augen über kurz oder lang auf jeden von Euch richten wird. Wenn Eure Rechte dann beschnitten werden, dürft Ihr Eure eigene Untätigkeit anklagen!«
    »Es ist schade, dass nicht mehr von unseren Nachbarn erschienen sind«, sagte Michel. »Vor allem bedauere ich, dass sich Ritter Hans von Dettelbach nicht eingefunden hat. Er wäre ein Mann, um den wir uns alle scharen könnten.«
    Moritz von Mertelsbach lachte kurz auf. »Ich hätte nichts dagegen, Herrn Hans an unserer Seite zu sehen, doch als Anführer würde er mir nicht gefallen. Da stelle ich mir schon einen tatkräftigeren Mann vor!« Sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck machte keinen Hehl daraus, dass er sich selbst meinte.
    Auch der Fuchsheimer schien sich selbst für den besten Anwärter auf diesen Posten zu halten, während die Blicke, die Abt Pankratius und die Herrin auf Steinsfeld Michel Adler zuwarfen, verrieten, wen sie für den Fähigsten im weiten Rund hielten. Der Kibitzsteiner hatte seinen Mut und seine Fähigkeiten im Kampf schon bewiesen, galt aber trotzdem nicht als einfacher Schlagetot, sondern als jemand, der mit Überlegung an eine Sache heranging und erst die Waffe zog, wenn keine andere Lösung möglich war.
    Doch wie es aussah, waren die Ritter und Burgherren dieser Gegend schwerer unter einen Hut zu bringen als ein Sack Flöhe. Aus diesem Grund beschloss Abt Pankratius, auf dem Heimweg einen Abstecher nach Kibitzstein zu machen, um sich mit Michel Adler unter vier Augen zu beraten.
    Das Gespräch zerfaserte in Rede und Gegenrede, ohne dass irgendeine Einigung erzielt werden konnte. Daher zog Michel Adler sich immer mehr in sich selbst zurück und hing seinen Gedanken nach. Die Vorgehensweise des neuen Fürstbischofs von Würzburg bereitete auch ihm Sorge, weniger wegen des ihm vonKaiser Sigismund verliehenen Reichslehens Kibitzstein als vielmehr wegen einiger anderer Besitztümer, die er und seine Frau Marie in den letzten Jahren von dem früheren Würzburger Bischof Johann von Brunn käuflich erworben oder als Pfand erhalten hatten. Wahrscheinlich würden sie nicht umhinkommen, dem neuen Bischof für diese Ländereien den Treueid zu leisten. Michel schüttelte den Kopf, um den unangenehmen Gedanken zu vertreiben, und trank dann einen Schluck aus seinem Becher. Doch der Wein, den der Fuchsheimer hatte auftischen lassen, schmeckte auf einmal schal. Michel stellte das fast noch volle Gefäß zurück und sah sich um, ob etwas von seiner Tochter zu hören oder zu sehen war. Da sie, um zu ihrer oder Bonas Kammer zu kommen, die Treppe hochsteigen musste, die durch den Rittersaal führte, hätte er sie sehen müssen, wenn sie zurückgekommen wäre. Er machte sich nun ernsthaft Sorgen.

6.
    W ährend der Paarung mit Bona war Hardwin von einer rauschhaften Leidenschaft erfüllt gewesen, die keinen Platz mehr für einen klaren Gedanken gelassen hatte. Nachdem er in einer fast schmerzhaften Weise zur Erfüllung gekommen war, blieb er noch eine Weile auf dem Mädchen liegen und sah Georg von Gressingen zu, der Trudi begattete und dabei eine erstaunliche Ausdauer bewies. Hardwin empfand Neid auf seinen Begleiter, umso mehr, als Bona zwar durch den Wein schläfrig wurde, ihn aber dennoch aufforderte weiterzumachen. Dazu war Hardwin jedoch nicht mehr in der Lage. Die Erregung, unter der er gestanden hatte, verwandelte sich mit einem
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