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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eingeteilt.«
    »Lass mich raten«, sagte Pardeville. »Du bist eingeschlafen.«
    »Und als ich aufgewacht bin, waren sie da«, bestätigte Katharina. »Überall. Ich habe sie nicht bemerkt, und deshalb konnten sie in die Festung eindringen.«
    »Red nicht so einen Unsinn«, erwiderte Pardeville fast sanft. »Dass du eingeschlafen bist, ist wahrscheinlich der einzige Grund, aus dem du noch lebst. Hat Ellsbusch dir etwas zu trinken gegeben, bevor du deinen Posten bezogen hast? Wein, der sehr bitter geschmeckt hat?«
    Katharina nickte. »Aber ich habe nur einen ganz kleinen Schluck getrunken«, sagte sie hastig.
    »Ellsbuschs Sinn für Humor war mir schon immer ein Rätsel«, seufzte Pardeville. »Aber jetzt scheint er wohl seine Quittung bekommen zu haben. Mach dir keine Vorwürfe, Junge. Was hier passiert ist, ist gewiss nicht deine Schuld.«
    Aber da war noch immer das, was Vater Cedric mit seinem letzten Atemzug zu ihr gesagt hatte. Und sie hatte den Hass in seinen erlöschenden Augen gesehen. Zweifellos war Lord Pardeville ein sehr gütiger Herr, und er sagte das nur, um sie zu trösten.
    »Vielen Dank, Herr«, flüsterte sie.
    »Du willst wirklich nicht mit uns kommen?«, vergewisserte sich Pardeville.
    »Nein«, antwortete Katharina. »Aber ich danke Euch noch einmal.«
    »Bedank dich später«, antwortete Pardeville und machte eine Kopfbewegung hinter sich. »Wenn du dann noch lebst. Versteck dich irgendwo, bevor diese Kerle zurückkommen.«
    Und damit sprengte er los, und Katharina blieb allein zurück.
    Katharina sah ihm und den anderen Reitern aus Augen nach, in denen plötzlich heiße Tränen brannten. Gott machte es ihr wirklich nicht leicht … aber warum sollte er auch?
    Sie kämpfte die Tränen nieder, fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht und warf dann fast trotzig den Kopf in den Nacken, bevor sie endgültig losging, um den Drachen zu suchen und sich ihm zu opfern.
    *
    Ihre größte Angst war gewesen, dass der Drache nicht mehr da war und sie dazu verdammt sein könnte, auf ewig mit dieser schrecklichen Schuld zu leben. Aber so grausam war das Schicksal am Ende doch nicht. Das Ungeheuer lag noch immer an der gleichen Stelle im Wasser und schlief, und auch seine Dämonenkinder waren wie unheimliche missgestaltete Schatten in der fast sternenlosen Nacht zu erkennen. Ihre Anzahl hatte sich verändert. Sie schienen mehr geworden zu sein. Vielleicht kehrten sie ja nach und nach zurück, jetzt, wo sie ihr blutiges Handwerk vollendet hatten und es nichts mehr gab, was sie töten konnten.
    Katharina hatte furchtbare Angst. Sie war wieder an dieselbe Stelle zurückgekehrt, von der aus sie den Drachen schon einmal beobachtet hatte, hatte sich aber ein Versteck in den dichtenBüschen gesucht, die die Böschung hier säumten, und starrte mit nahezu angehaltenem Atem auf das Ungeheuer hinab. Ihr Herz klopfte so laut, dass der Drache es eigentlich hören musste, und ihre Handflächen waren feucht vor kaltem Schweiß. Immer wieder musste sie daran denken, wie grausam der Dämon Graf Ellsbusch getötet hatte, und sie fragte sich, ob es wohl sehr wehtun würde. Und war es eigentlich auch eine Art von Selbstmord (und damit eine Todsünde), wenn sie bewusst dort hinunterging, damit das Ungeheuer sie verschlang?
    Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass Gott gewiss nicht so grausam, sondern dies nur eine allerletzte Prüfung war, um ihren Mut und ihren Glauben zu testen, stemmte sich vorsichtig auf Hände und Knie hoch, und etwas knackte, ganz leise nur, kaum mehr als das Brechen eines dünnen Zweiges, aber für Katharinas angespannte Nerven hörte es sich an wie das Knallen einer Peitsche. Blitzschnell fuhr sie hoch und herum und riss die Arme vor das Gesicht, und ganz kurz meinte sie, etwas wie einen davonhuschenden Schatten aus den Augenwinkeln wahrzunehmen, und vielleicht das Geräusch leichter, sehr schneller Schritte.
    Aber als sie genauer hinsah, war da nichts, und alles was sie hörte, war das Hämmern ihres eigenen Herzens, das noch einmal lauter geworden zu sein schien.
    Katharina schalt sich in Gedanken selbst eine Närrin (was sie nicht daran hinderte, sich noch einmal und aufmerksamer umzusehen), machte ein grimmiges Gesicht und setzte ihren Weg fort. Es war nicht mehr weit bis zu der Stelle, an der sie zum Ufer hinabsteigen und sich dem Drachen nähern konnte.
    Sie hatte noch keine fünf Schritte getan, als sich das Knacken wiederholte, und als sie diesmal herumfuhr, sah sie nicht nur einen
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