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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Seite und fühlte noch, wie etwas wie eine große Dunkelheit aus dem Hintergrund ihrer Gedanken heranrollte.
    Dann nichts mehr.
    *
    Graues Licht drang durch ihre Augenlider, als sie erwachte. Ihr Kopf tat weh, und sie hatte einen schrecklichen Geschmack im Mund, nach ihrem eigenen Blut und noch anderen und unangenehmeren Dingen. Sie konnte sich nicht richtig bewegen, weil irgendetwas sehr Schweres auf ihr lag, und obwohl ihr warm war, war die Luft, die sie einatmete, so kalt, dass sie fast in der Kehle schmerzte.
    Katharina setzte dazu an, die Augen zu öffnen, und unterdrückte den Impuls dann im letzten Moment. Sie wunderte sich ein bisschen, dass sie noch lebte, aber sie hatte auch Angst vor dem, was sie sehen würde, wenn sie die Lider hob … und eigentlich war sie nicht einmal ganz sicher, wirklich noch am Leben zu sein. Sie erinnerte sich an das Dorf, die Dämonen und Schreie, und ausgelöst durch diese Erinnerung wollten noch andere und schrecklichere Bilder vor ihrem inneren Auge entstehen.
    Es gelang ihr, sie zurückzudrängen, aber die gnädige Benommenheit, in der sie aufgewacht war, war dahin, und nun fragte sie sich allen Ernstes, ob sie vielleicht tot und in der Hölle war. Aber sollte es dann nicht heißer sein und sie das Brennen glühender Zangen und anderer Folterwerkzeuge spüren, die in ihr Fleisch bissen?
    »Du kannst jetzt aufhören, so zu tun, als ob du noch schläfst«, sagte eine Stimme neben ihr. Jedenfalls nahm sie an, dass es das war, was sie sagte, denn sie sprach mit einem sonderbar harten Akzent, der es schwer machte, die einzelnen Worte voneinander zu unterscheiden.
    Katharina blinzelte, sog mit einem schmerzerfüllten Zischen die Luft zwischen den Zähnen ein, als das Licht wie mit glühenden Nadeln in ihre Augen stach, und versuchte es nach einem Moment und sehr viel vorsichtiger noch einmal. Aus dem grauen Licht wurde gleißender, fast schon schmerzhaft intensiver Sonnenschein. Sie bemerkte erst jetzt, dass sich der Boden bewegte.
    »Schon besser. Das war albern, weißt du? Hier, trink das.«
    Katharina hatte noch immer Mühe, sich zu orientieren. Alles schien gleichzeitig auf sie einzustürzen, und aus leiser Benommenheit wurde pure Verwirrung. Immerhin begriff sie, was die Stimme von ihr wollte, und öffnete gehorsam den Mund, als ihr eine hölzerne Schale an die Lippen gesetzt wurde. Das Höllengebräu, das sie albernerweise immer noch erwartete, entpuppte sich als ganz normales Wasser, das allenfalls ein wenigschal schmeckte. Nach den ersten beiden vorsichtigen Schlucken trank sie schnell und fast schon gierig und hätte die Schale zweifellos zur Gänze geleert, wäre sie nicht schließlich mit einem Ruck weggezogen worden.
    »Das ist erst mal genug. Wenn du zu schnell trinkst, wird dir nur schlecht.«
    Katharina machte ein enttäuschtes Gesicht, sparte sich aber jede Antwort – wer war sie schon, mit einem leibhaftigen Dämon diskutieren zu wollen? – und setzte sich behutsam auf.
    Vielleicht trotz allem nicht behutsam genug, denn ihr wurde sofort schwindelig, und die Welt drehte sich nicht nur um sie, sondern begann sich nun auch auf und ab zu bewegen und auf eine Übelkeit erregende Art zu schaukeln.
    Wenn das die Hölle war, dachte sie, dann war sie vollkommen anders, als sie sie sich vorgestellt hatte. Dämonen gab es zuhauf – mehr und näher, als ihr lieb war –, aber es gab keine Flammen, keine Glut und keine Schreie, und das Einzige, was zumindest im Augenblick gefoltert wurde, war ihr Magen, der immer heftiger revoltierte. Ihr unbekannter Wohltäter schien mit seiner Warnung Recht zu haben.
    »Was macht dein Kopf?«, fuhr die Stimme fort.
    Er tut weh, dachte Katharina missmutig, und jetzt, wo sie direkt darauf angesprochen worden war, deutlich mehr als noch vor einem Moment. Während sie die Hand hob und vorsichtig mit den Fingerspitzen nach ihren hämmernden Schläfen tastete, drehte sie sich (vorsichtig) herum und sah den Besitzer dieser so sonderbar fremdartig klingenden Stimme zum ersten Mal an.
    Sie erlebte eine Überraschung. Natürlich war ihr längst klar, dass sie weder in der Hölle noch tatsächlich in der Gefangenschaft von Dämonen oder Teufeln war, sondern sich auf einem Schiff voller barbarisch gekleideter Krieger befand, aber das Gesicht, in das sie blickte, passte weder zu der einen noch zu deranderen Vorstellung. Es war schmal und fast schon zierlich geschnitten, und es hatte jetzt keine Hörner mehr, sondern wurde von zwei dicken und
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