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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele
Autoren: Kate Dakota
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sie beschäftigte ihn nicht nur in seinen Träumen, die glücklicherweise nicht mehr tragisch, dafür ab und an nicht ganz jugendfrei waren, sondern auch am Tage ließ sie ihn nicht aus ihren Fängen. Vielleicht wäre die Sehnsucht nicht so umfassend gewesen, wenn Amy ihm wenigstens erlaubt hätte, mit ihr zu kommunizieren. Aber das hatte sie sich verbeten, zu groß war ihre Sorge, er würde sie ablenken oder doch noch davon überzeugen wollen, dass eine Therapie nicht das Richtige für sie wäre.
    In diese Situation hinein erfolgte also die Fahnenflucht des Seniors, die letztendlich keine war, wie seine Schwester ihm nach dem dritten Glas Rotwein bereitwillig verriet. Wills Prescott hatte nur aus einem Grunde das Feld früher geräumt, als es eigentlich geplant gewesen war. Nämlich weil er seinen Sohn dermaßen beschäftigt sehen wollte, dass dieser gar keine Gelegenheit mehr hatte, in seinen Entzugserscheinungen zu vergehen. Der Plan war aufgegangen. Denn das Pflichtbewusstsein, das James schon mit der Muttermilch aufgesogen hatte, zwang ihn nun, die Führung des Familienunternehmens mit allem gebotenen Ernst und vollem Einsatz zu übernehmen. Und siehe da, bereits nach ein paar Tagen war es ihm besser gegangen. Noch besser allerdings, als Amy endlich ihrerseits eingebrochen war und ihn angerufen hatte. Weil auch sie es nicht mehr ausgehalten hatte, ohne jeglichen Kontakt zu ihm. Das war Ende Juli gewesen.
    Sie hatten dann vereinbart, dass sie dreimal in der Woche telefonieren würden. Montags, donnerstags und samstags, immer um 21 Uhr. Dabei war es nur um den Reiseführer gegangen. So hatte Amy es gewollt, um es für sie beide ein wenig leichter zu machen. Kein Wort über die Fortschritte in ihrer Therapie, nicht über die Gefühle, die sie füreinander hatten und schon gar nicht über ihre Zukunft. Es war zunächst ungewohnt gewesen für James, sich darauf einzulassen, warum er es dann doch tat, war aber leicht zu erklären. Es genügte ihm nämlich ganz einfach, ihre Stimme zu hören, so simpel war das. Und es war ausreichend für ihn, wenn ihre Gespräche sich nur um das Projekt drehten. Denn dass es ihr immer besser ging, und die Behandlung anschlug, das konnte er schon allein an ihrem Tonfall merken. Und an der Art und Weise, wie sie ihn zusammenstauchte, wenn er ihrer Meinung nach mal wieder nicht ordentlich recherchiert hatte. Er brauchte auch nicht mit ihr über ihrer beider Gefühle zu reden, denn er wusste eben, dass er sie liebte und dass es umgekehrt ebenso war. Und zu guter Letzt belanglos war jegliche Zukunftsplanung für ihn, weil ihm klar war, dass er für immer mit Amelie zusammenbleiben würde, alles andere würde sich schon fügen.
    Nur eine einzige Ausnahme von diesem »Abkommen« hatte es in all den Monaten gegeben. Und zwar an seinem Geburtstag im September. Da hatten sie fast zwei Stunden lang geskypt und hatten zur Abwechslung mal nicht über den Reiseführer gesprochen. Danach war James so berauscht gewesen, als hätte er drei Flaschen Schampus inne, und er steckte jedem, ob derjenige es nun wissen wollte oder nicht, dass das mit Abstand der schönste Geburtstag seines Lebens sei.
    So war dann also alles in bester Ordnung für James. Sowieso an jedem Montag, Donnerstag und Samstag. Aber auch an jedem anderen Tag, der verging, kam er ganz gut klar, brachte es ihn doch Stund um Stund dem Wiedersehen mit seinem Mädchen näher.
    Noch einmal überflog James die letzten Zeilen seines Textes auf dem Bildschirm. Amelie würde sicher zufrieden damit sein. Er konnte es gar nicht abwarten, ihre Meinung dazu zu hören. Ungeduldig schaute er auf seine Uhr. Es war kurz vor 21 Uhr an diesem Samstagabend, und obwohl im Fernsehen gleich das Spiel seiner Washingtoner Wizards gegen die Atlanta Hawks übertragen werden sollte, hatte er ohne Zweifel Wichtigeres vor. Nämlich die finale Schaltung zu Amy in der Einöde. Morgen würde sie heimkehren. Endlich!
    James grinste, als er daran denken musste, wie misstrauisch er zunächst gewesen war, als er Einzelheiten über die Therapie erfahren hatte. Eine Behandlung, die seine über alles geliebte, aber manchmal auch etwas schräge Schwester Erin und deren Kumpel für geeignet erachtet hatten, um Amelie dauerhaft zu helfen. Das war am Abend des Tages gewesen, an dem er Amy bei den Bahngleisen aufgelesen hatte.
    IHHT war das Stichwort gewesen. Das war das Kürzel für die Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie. Darunter hatte James sich natürlich überhaupt nichts
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