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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure
Autoren: Martina André
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inoffiziell soll er bis zum Ansatz im Arsch unseres Königs stecken. Darüber hinaus munkelt man, er stehe mit den Mächten der Finsternis im Bunde, und wenn er es will, bringt er jeden an den Balken, der ihm nicht in den Kram passt.«
    John schaute verwundert auf. Bis auf die letzte Bemerkung erschien ihm Cuninghames korruptes Verhalten für einen Parlamentarier als ziemlich normal. Ein hintergründiges Lächeln umspielte seinen Mund. »Willst du damit etwa sagen, dieser teuflische Lord ist ein Sodomit und unserem gutaussehenden König bereits nahe genug gekommen, um ihm die Eier zu schaukeln?«
    Malcolm und Micheal, die Johns Replik mit angehört hatten, begannen laut zu kichern.
    Paddy machte eine unwirsche Handbewegung in Johns Richtung. »Sei still, du Dummkopf, oder willst du, dass wir Stratton folgen?« Der Ire wandte sich ab und tauchte vor John in die Menge ein, die sich stetig dem engen Einlass am Leith Wynd Port näherte, einem der nördlichen Stadttore von Edinburgh. John ließ sich nicht beirren und beschleunigte seine Schritte, dabei hielt er Paddy am Arm seiner braunen Filzjoppe fest und hinderte ihn daran, weiterzugehen. »Das erklärt aber nicht, warum er ausgerechnet Stratton baumeln lässt.«
    Paddys Miene verdüsterte sich, und seine mit Whisky geschmirgelte Stimme klang bedrohlich, als er sich von neuem an einer Erklärung versuchte. »Ich habe es doch gesagt. Offiziell wird Stratton beschuldigt, an einem Komplott gegen das Parlament beteiligt gewesen zu sein.«
    »Und inoffiziell?« Erst jetzt gab John ihn frei und folgte dem Iren weiter hinein in die Menge. Das Grölen und Schwatzen all der wartenden Menschen übertönte sogar seine kräftige Stimme.
    Paddy hatte ihn trotzdem verstanden und hob spöttisch eine seiner buschigen Brauen. »Inoffiziell hat er Cuninghames junge Mistress gevögelt.«
    John grinste unfroh und rückte sich rasch seinen schwarzen breitkrempigen Hut zurecht, nachdem er ihn im Vorbeigehen gelüftet hatte, um ein blondes, rotwangiges Mädchen zu grüßen, das ihm ein strahlendes Lächeln zugeworfen hatte. Es geschah nicht selten, dass Frauen ganz fasziniert zu ihm aufschauten, wenn sie ihm begegneten. Er war groß, hatte ein markant geschnittenes Gesicht und einen ansehnlichen Körper. Darüber trug er meist ein ungebleichtes Hemd und das gegürtete Plaid eines Highlanders – als untrügliches Zeichen seiner keltischen Herkunft. Das zweimal drei Meter große Stück dicht gewebten Wollstoffs, auf Höhe der Taille mit einem breiten Ledergürtel fixiert, umspielte wie ein Rock seine bloßen Knie und schützte gleichzeitig, nach oben hin gerafft und über Brust und Rücken drapiert, vor Nässe und Kälte. Es war ein archaisches Kleidungsstück, auf das er mit Stolz blickte, besonders seit man es während der Pest in Edinburgh und Umgebung zunächst aus hygienischen Gründen verboten und dann später, als die Epidemie vorüber war, wiederzugelassen hatte. Nicht selten kam es vor, dass die Mägde in den Schankstuben zu vorgerückter Stunde und mit einem hysterischen Kreischen darunterfassten und erstaunt feststellten, dass John tatsächlich – verborgen unter dem braun und blau karierten Muster – nichts anderes trug als seine stattliche Männlichkeit. Nach Ansicht der Frauen war er ein gutaussehender Kerl mit einschlägigen Qualitäten, die jedem Mädchen die Sinne raubten, wenn er es nur nahe genug an sich herankommen ließ. Mittlerweile wusste er um seine Wirkung, obwohl nach seiner Pesterkrankung ein paar hässliche Narben auf seiner Brust zurückgeblieben waren. Sein dichtes zimtfarbenes Haar trug er schulterlang, dazu einen modischen Spitzbart, wie alle Männer, die etwas auf sich hielten.
    Mit einer flüchtigen Geste wischte er sich den Regen aus den Augen. »Ist sie wenigstens hübsch?«
    »Die Mistress? Machst du Witze?« Paddy sah ihn entrüstet an. »Sie ist eine Schönheit. Aber in Wahrheit ist sie nichts anderes als eine Teufelshure. Allein ihr Anblick vermag kluge Männer im Handumdrehen in sabbernde Narren zu verwandeln.« Paddy verfiel in ein heiseres Flüstern. »Es gibt Stimmen, die behaupten, Cuninghame bediene sich ihrer, um mit dem Satan Kontakt aufzunehmen.« Der Ire hob den Kopf und sah sich beinahe ängstlich um, und erst als die Luft rein zu sein schien, fuhr er fort. »Aber selbst wenn sie eine Heilige wäre.« Er schnaubte verächtlich. »Für mich gibt es kein Weibsbild, das es wert wäre, dafür zu sterben! Außer meiner Mutter natürlich. Doch
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