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Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter

Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter

Titel: Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter
Autoren: Henry Robert
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zurück zwischen die Mauern des Palais. Hinter dem Terrassenvorbau befanden sich sein Arbeitszimmer und die dazugehörigen Büroräume.
    Stapel und Haufen von Folienbündeln, Speicherkristallen und Spulen lagen auf der Tischplatte seines mit Terminals und Kommunikatoren ausgestatteten Integral-Elektronikpults, umfangreiche Ansammlungen von Kalkulationen, Produktionsdaten, Prognosen, Berichten und Analysen, Unterlagen aller Art; und nun mehrten sich die Meldungen über Produktionsausfälle, Verluste, Störungen der Fabrikationsabläufe. Der Titan-Technikus war schon jetzt außer sich vor Zorn, und es ließ sich kein Ende des Unheils absehen. Es war bestürzend, wie rasch – innerhalb weniger Tage – die Nahrungsmittelversorgung einer zivilisierten Welt zusammenbrechen konnte. Und es verdoppelte Johorgho Klamatz’ Grimm, wie schnell es obendrein unter der Bevölkerung zu gären begonnen hatte. Alle Spitzenlöhne, finanziellen Anreize und sämtliche Vergünstigungen nutzten nichts mehr, sobald es am Essen fehlte. Gershavo Ranigard bangte ernsthaft um seine Position.
    An seiner Hüfte döste, ein warmes, fast federleichtes Anhängsel, der Gnuff; aber auch im Halbschlaf übermittelte der Symbiont, ein kleines, einem Teddybären mit weißem Plüschfell nicht unähnliches Pelzwesen, seine empathischen Wahrnehmungen Ranigards Zentralnervensystem. Der Chefberater spürte – ebenso deutlich wie zuvor die vollständige psychische Distanz der Schmetterlinge zu allem ringsum – die dumpfhirnige Lüsternheit der Frau, die lässig am Integral-Pult lehnte, als nähme er sie mit eigenen Sinnen wahr, und höflichkeitshalber widmete er ihr nun wieder seinen Blick.
    »Es schmeichelt mir nicht unbedingt, daß Sie auf die Straße gaffen, mein treuer Gershavo«, gurrte High Lady Claribella Wu Klamatz-Klamatz, Halbschwester und Gemahlin des Titan-Technikus, und lächelte mit verchromten Zähnen ein vermutlich süffisantes Lächeln, »während ich Ihnen die Ehre meines Besuchs erweise.« Beinahe haarfeine Arabeskengebilde aus Chrom, der Oberhaut implantiert, bedeckten ihren ganzen Körper, machten normale Kleidung überflüssig, ausgenommen eine spärliche Bedeckung des Unterleibs. Die Chromwölbung ihres haarlosen Schädels lief in einer dünnen, spitzen Nadel zu. »Das ist wahrlich nicht der Stil, den ich gewöhnt bin.« Sie richtete ihre gertenschlanke Gestalt zu voller Größe auf, in der Absicht – wie Ranigard dank des Gnuffs empathisch fühlte –, ihn zu beeindrucken.
    Sie sieht nicht einmal schlecht aus, sann der Chefberater. Das Blech betont ihren Wuchs. Aber ich weiß einfach nicht, weshalb ich sie anfassen soll, wenn ich von ihrem Körper, ihrer Haut so gut wie nichts in die Hände bekomme.
    Gespielte Verlegenheit in der Miene, deutete er artig eine Verneigung an. »Ich bitte Sie um Nachsicht und Vergebung, Lady Claribella. Wir werden in diesen Tagen alle von großer Sorge um die Zukunft geplagt. Eine derartige Krise hat es noch nie gegeben.«
    Das war glattweg gelogen, doch es blieb belanglos, glaubte er, was er diesem dummen, durch keinerlei Bildung belasteten Luder aus dem Klamatz-Clan erzählte.
    Die Lady bestätigte seine Auffassung umgehend. »Politik, bloß Politik …« Sie winkte geringschätzig ab. »Was begeistert Männer nur immer an all dieser Politik?« Sie seufzte. »Ich kann’s nicht begreifen.«
    Ranigard spürte – hätte es wahrscheinlich auch ohne den Symbionten bemerkte –, daß er sie zu langweilen und zu verärgern begann, und gleichzeitig lenkten Emanationen der Atemnot und höchster Beunruhigung seine Aufmerksamkeit auf den unsichtbaren dritten Anwesenden. Hastig trat der Chefberater zur Lady, ergriff mit kriecherischem Gebaren ihre chromverkrustete Hand.
    »Ich bin untröstlich, gegenwärtig keine Minute für Sie erübrigen zu können, entzückende Lady Claribella«, schwadronierte er drauflos, bedeckte die zierliche Chromklaue mit Küssen. »Doch meine Pflicht ist unumstößlich. Der Titan-Technikus drängt mich zur Eile. Es müssen wirtschaftliche Strategien erarbeitet werden, um den Schaden, den diese Schmetterlinge der Industrie zufügen, zu minimieren. Und die Demonstrationen beweisen, daß die Distribution der Gemüsesuppe noch verbessert werden muß. Aber sobald die Lage behoben und dieser feige Anschlag abgewehrt worden ist, wäre es mir ein himmlisches Vergnügen, bei Tag und Nacht für eine so wundervolle, chromschöne Dame wie Sie dasein zu dürfen. Schon seit langem gehört meine
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