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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd
Autoren: Andreas Weiler
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die wie Teile seines ursprünglichen Ichs waren – einzelne Mosaiksteine, die sich, wenn man sie zusammenfügte, zu einem einheitlichen Bild formten. Cascar genoß den Flug. Er genoß die Einsamkeit, die er empfand, wenn er – körperlich und geistig – mit den elektronischen Systemen des Suchers verschmolz. Er genoß das Wispern der Energie, die in den Leitungsbahnen dahinwirbelte, die von Projektoren abgestrahlt und den anderen Teilen seines Selbst empfangen und aufgenommen wurde. Er liebte die Art und Weise, wie die Mechanismen, von denen er umgeben war, auf seine behutsamen Manipulationen reagierten. Er freute sich an den kurzen Feuerstößen, die aus den Korrekturdüsen leckten, und er empfand Euphorie, wenn sich die Umlenkfelder aufbauten, dicht vor dem zentralen Leib des Suchers ein Schwarzes Loch simulierten und ihn darauf zustürzen ließen. Mit den Augen der Linsen und Teleskope und Tiefraumscanner betrachtete er die Asteroiden der Schale – Trümmer einstmals von speziellen AEEs gesprengter Planeten, die nach Ansicht der Sonnenarchitekten keinen Platz hatten im Innern der Sonnensphäre. Rund drei Lichtjahre durchmaß das Labyrinth der Asteroidenschale; es war ein Universum für sich, und irgendwo im Innern dieses Kosmos verbarg sich Fresco, der zentrale Planet der Emigration – des Widerstandes gegen den Sternenfänger und die von ihm beherrschten Sonnenarchitekten. Cascar wußte nicht, wie lange er schon suchte. Vielleicht Tage. Vielleicht aber auch Monate und Jahre, ganze Äonen. Er hatte nichts dagegen einzuwenden. Er war zufrieden.
    Manchmal, in unregelmäßigen Abständen vernahm der sensible Pilot das Echo eines Transfers, eine energetische Emission, die wie ein heller Fleck war in seinem Sichtfeld. Dann verstärkte er die Verbindung zu einem seiner Module und lenkte es auf den entsprechenden Koordinatenpunkt zu. Dann und wann ergab sich dadurch die Entdeckung einer Emigrantenbasis. Oftmals war sie schon verlassen und aufgegeben, wenn er mit seinem Zentralkörper den Ort erreichte, und in solchen Fällen blieb ihm nichts anderes übrig, als die Abstrahltrichter der Ergschleudern auszurichten und den Stützpunkt zu zerstören. Die Entladungen waren wie Orgasmen, die seinen zarten und fragilen organischen Leib erzittern ließen. Aber solche Erfolge waren nur höchst selten.
    Cascar schlug die Augen auf, und sein Blick fiel auf holographische Anzeigen und glitzernde Sensorpunkte, die auf den breiten Instrumentenkonsolen aussahen wie die Pupillen des Maschinenwesens, von dem er selbst ein Teil war. Die Computer blendeten Dutzende von farbigen Linien in der Darstellung auf den Bildschirmen ein: die berechneten Bahnen der größeren Asteroiden, potentielle Kollisionspunkte, Meteoritenwolken, die sich als zu große Belastungen für die Prallschirme erweisen mochten, Sektoren, die bereits durchsucht worden waren, nüchterne Kombinationen, die jene Raumabschnitte bezeichneten, in denen sich die anderen elektronischen Module des Suchschiffes befanden. Die warme Flüssigkeit des Nährbades umschmiegte den zerbrechlich wirkenden Körper des sensiblen Piloten, und die großen Poren in seiner Haut nahmen die organischen Stoffe und Spurenelemente in sich auf, die notwendig waren, um die metabolischen Prozesse aufrechtzuerhalten. Luben standen wie gepanzerte Säulen in der großen Kommandozentrale des Suchers. Henschi hockten hinter den Kontrollen, und die Fladenkörper einiger Paray krochen auf Saugnapffüßen über den stählernen Boden. Die elektronischen Systeme summten wie zornige kleine Insekten – für Cascar ein lieblicher Gesang.
    »Nichts«, sprach der sensible Pilot in den organischen Stimm Verstärker, den die Bioingenieure der Henschi extra für ihn geschaffen hatten. »Wir müssen den nächsten Raumabschnitt aufsuchen.«
    »Die gravitationellen Muster«, sagte einer der Garawanen, die ebenfalls auf die Ausbildung zum sensiblen Piloten hofften und ihm einen gewissen Neid entgegenbrachten, »deuten ganz darauf hin, daß es in der Nähe einige Zusammenbauungen großer Massen gibt.« Die kleine, aber sehr breite Gestalt trat an eines der Pulte heran und deutete auf die Anzeigen. Cascar drehte sich in seinem Nährbad auf die Seite, während ihm einer der Henschi-Ärzte mit einem der drei unter der Schutzkutte hervorragenden Arme eine kreislaufstabilisierende Injektion verabreichte. Das gesamte Stoffwechselsystem Cascars war immer dann, wenn er aus der elektronisch-mentalen Metamorphose erwachte, einer
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