Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
Umgestaltung eingeladen worden?« fragte der Kontrolleur. Er sprach mit der Stimme eines Roboters: monoton, unbeteiligt, gleichgültig.
    »Ja. Ich habe eine der Botschafterinnen während des Fluges nach Tschitschiri kennengelernt. Sie deutete die Möglichkeit eines Besuches an. Vielleicht kann sie mir bei meinen Studien weiterhelfen.« Studien, fügte der Historiker in Gedanken hinzu, an denen den herrschenden Technoratoren dieser Welt ganz offensichtlich nichts gelegen ist.
    Der Kontrolleur wandte sich kurz um, hob einen tragbaren Kommunikator und nahm Verbindung mit seiner Einsatzzentrale auf. Haddar Luwic konnte nur einige Wortfetzen verstehen. Offenbar gab der Mann seine ID-Kennungen weiter. Er nickte einige Male, bestätigte und unterbrach die Verbindung wieder.
    »Ihr Aufenthalt in der Stadt ist genehmigt. Ich muß Sie allerdings darauf hinweisen, daß Sie nur die Erlaubnis zu einem Besuch der Botschaft haben. Sollten Sie in anderen Bezirken Neucrupps gesehen werden, so droht Ihnen aufgrund der Notstandsbestimmungen des Nationalen Bewahrungskonzils sofortige Verhaftung und ein mindestens dreitägiger Aufenthalt in einer psychologischen Besserungsanstalt.« Er reichte dem Historiker sowohl die Identer-Unterlagen als auch die holographische Einladungstafel zurück.
    »Ich werde mich an die Auflagen halten«, sagte der alte Historiker und hustete erneut. Der Pilot beugte sich vor und preßte sich einen Aktivfilter vor Mund und Nase. Der Gestank war schier unerträglich.
    »Das hoffe ich für Sie.« Der NBK-Beamte wandte sich ab, und das Außenschott des Wagens schloß sich wieder. Die rußigen Emissionsschwaden wurden von den Lüftern der Klimaanlage abgesaugt. Aber selbst die Aromatisierer schienen nicht dazu in der Lage zu sein, den Geruch von Tod und Zerstörung aus dem Innern der Kanzel zu vertreiben.
    Kurz darauf ging die Fahrt weiter. Die staatlichen und kommunalen Aufräumtrupps hatten eine Schneise gebrochen in die mehrfach gestaffelten Barrieren und Barrikaden. Überall standen in Schutzanzüge gekleidete und schwer bewaffnete NBK-Angehörige. Haddar Luwic sah, wie andere Fahrzeuge angehalten wurden, und manche Männer und Frauen mußten aussteigen und sich mit erhobenen Händen einer Leibesvisitation unterziehen.
    »Was ist geschehen?« fragte der Historiker.
    Der Pilot – ein junger Mann mit glatten Gesichtszügen und nervös zitternden Händen – starrte auf die Instrumente und vermied es, seinen Fahrgast anzusehen. »Nächtliche Unruhen«, erwiderte er. »Das kommt in der letzten Zeit immer öfter vor. Die Technoratoren betreiben ein allgemeines Automatisierungsprogramm. Dadurch haben in den vergangenen Monaten und Jahren viele Arbeiter in den Industriezentren ihre Arbeitsplätze verloren. Die Stadtguerilla behauptet, der Technoratorenrat fördere diese Entwicklung bewußt, und es läge in seiner Absicht, am Rande Neucrupps Gettos zu schaffen.« Der junge Mann gab einen abfälligen Laut von sich. »Das ist natürlich Unsinn. Wer an der allgemeinen Aufwärtsentwicklung Tschitschiris teilnehmen will, der findet auch seinen Platz in der Neuen Technologischen Gesellschaft.« Er gestikulierte unruhig. »Viele begreifen einfach nicht die hohe Aufgabe, die wir zu erfüllen haben. Vielleicht wollen sie das auch nicht. Meiner Meinung nach ist der Grund für die Unruhen ein ganz anderer.« Er sprach nicht weiter.
    Haddar Luwic musterte ihn von der Seite her. »Ja?«
    »Diese elenden Bios!« platzte es aus dem Piloten heraus. »Ihre Agenten und Mittelsmänner. Die Unterdrückungsverträge, die wir mit den Vereinigungen der Variökologien abschließen mußten. Die interstellaren Frachter der Biowelten stellen uns ganz einfach zu wenig Transportraum zur Verfügung. Dadurch kommt es immer wieder zu Engpässen in der Versorgung. Und das führt zu Produktionseinbußen.« Der junge Mann warf seinem Fahrgast einen kurzen Blick zu. In seinen Augen glitzerte etwas, das der alte Historiker darin bisher noch nicht entdeckt hatte. Wut war es – Wut und noch etwas anderes, das sich schwer definieren ließ. Luwic nickte kaum merklich. Er hatte dieses Phänomen auch schon auf anderen Welten der Technischen Konföderationen in der Kleinen Magellanschen Wolke kennengelernt. Das Isolations-Syndrom. Die Angst vor einer Veränderung, die viele Menschen nicht – noch nicht – begreifen konnten. Und oftmals waren es auch die staatlichen Organe der Technoplaneten, die die Verbitterung auf die von ihnen gewünschte Weise
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher