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Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Titel: Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock
Autoren: Robert Quint
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und Vakuum.
    Vor ihm lag nichts als die Pluto-Wildnis.
    Selbst die Restlichtverstärker seines Raumanzugs vermochten kaum, ihm den Weg zu weisen.
    Ein schroffer, vierzig oder fünfzig Meter hoher Hang reckte sich zu seiner Linken empor ins fahle Sternenlicht und ging dann in eine nahezu senkrechte Steilwand über.
    Rechts klaffte ein Abgrund.
    Chron sah nicht hinunter.
    Der Grund der Schlucht war von Schwärze verhüllt. Sie war nicht tief genug, um auch nur eine Ahnung von der Hitze zu vermitteln, die noch immer im glutflüssigen Kern des Planeten herrschte.
    In Äquatornähe gab es Spalten, die manchmal bis zu vierzehn, fünfzehn Kilometer ins Pluto-Innere vorstießen. Dort war es am Grund warm genug, daß die Gase tauten und verdampften und hinauf zur Planetenoberfläche stiegen, nur um auf halbem Weg erneut zu kristallisieren und in großen Flocken wieder in die Tiefe zu schneien.
    In diesen Spalten existierte auch Leben.
    Primitives Leben. Seltsame, bleiche Flechten, die schon in Flammen aufzugehen drohten, kaum, daß sich ihnen ein Mensch auf Sichtweite näherte. Anaerobe Einzeller, komplexe organische Molekülverbindungen.
    Aber es war Leben.
    Selbst ein planetengroßer Sarg wie Pluto hatte den Tod nicht in alle Nischen vordringen lassen.
    Chron schritt schneller aus.
    Ein prüfender Blick auf die Instrumente, die im Ärmel des Raumanzugs eingelassen waren, verriet ihm, daß er seinen Sauerstoffvorrat erst zu vierzig Prozent verbraucht hatte.
    Es war nicht die Furcht vor dem Erstickungstod oder der Peinlichkeit eines Hilferufes, die ihn zur Eile antrieb.
    Es war die Einsamkeit.
    Die völlige Stille, die Leere, die starre Reglosigkeit … Das war alles, was Pluto den Menschen zu bieten hatte.
    Man kann sich selbst verlieren in diesem Nichts, dachte Lannister Chron. Ein unachtsamer Schritt, und der Körper geht weiter, während der Geist zwischen den Felsen und Gletschern zurückbleibt und niemals wieder nach Hause findet.
    Nach Hause …
    Chron fluchte.
    War er schon solch ein Narr, daß er die Basis für ein Zuhause hielt?
    Für ein Heim, das Wärme und Geborgenheit vermittelte?
    Gewiß, in der Basis sank die Temperatur niemals unter zwanzig Grad Celsius, aber dennoch war es dort kälter als in den Ebenen des Pluto.
    Es war eine Kälte, die aus dem Innern kam.
    Unwillkürlich fröstelte der Techno.
    Es bleibt sich gleich, durchfuhr es ihn. Die Einsamkeit wird nicht weichen. Sie ist hier in der eisigen Ödnis und drüben in den Kammern und Kabinen der Basis.
    Es gibt keine Menschen in der Basis.
    Nur Gardisten. Die Gardisten sind keine Menschen mehr. Sie sind so steinern wie der Fels unter dem Gasschnee. Selbst ein Computer ist warmherzig gegen diese konditionierten Kreaturen.
    Und Tian ist eine von ihnen. Tian …
    Lannister Chron biß die Zähne zusammen.
    Wieder blieb er stehen und musterte das trübe Abbild der Umgebung, das die Restlichtverstärker auf die Innenseite seiner Helmscheibe zauberten.
    Krumm wie eine Schlange wand sich vor ihm der etwa drei Meter breite Pfad zwischen Schlucht und Hang. Nur sanft stieg er in die Höhe, und Chrons eidetisches Gedächtnis verriet ihm, daß der Pfad zweihundert Meter weiter in das Labyrinth der Obelisken mündete.
    Der Taster gab leise, ruhige Summtöne von sich.
    Chron atmete auf.
    Der Detektor konnte demnach nicht mehr weit sein. Die Grobmessung, die er an Bord der Schwebfähre durchgeführt hatte, stimmte also.
    Nicht mehr lange, und er konnte die Fähre per Funkimpuls herbeirufen und die Suche an einem anderen Ort fortsetzen.
    Die Schikanen, dachte Chron verbittert, nehmen kein Ende. Tian hat mir mit Absicht den Lageplan vorenthalten. Sie weiß, wo die Detektoren niedergegangen sind.
    Für einen wunderbaren, furchterregenden Moment litt Chron an einer Halluzination.
    Er sah Tian nur einige Schritte entfernt auf dem gewundenen Pfad stehen.
    Tian war schlank, ohne dünn zu sein, hochgewachsen, aber nicht zu groß, und ihr Gesicht war ein helles, marmornes Oval. Schwer und lockig fiel ihr das haselnußbraune Haar bis auf die Schultern.
    Tians Augen waren grün, die Lippen eigentümlich blaß.
    Die Warzenhöfe der schweren, straffen Brüste waren von einem matten Rosa. Braun wie ihr Haupthaar und flauschig wie Watte war das Vlies ihres Schoßes.
    Chron starrte die Halluzination an, und das Trugbild verschwand.
    Seine Kehle war wie zusammengeschnürt.
    Narr, dachte er in hilfloser Wut. Verdammter Narr! Nur ein Verrückter kann sich in eine Queen der Kaisergarden
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