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Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Titel: Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock
Autoren: Robert Quint
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Hausfreund!« entfuhr es Lucci laut.
    Ein Knacken ertönte. Gefolgt von einer vertrauten, herrlich blechern klingenden Stimme, die aus dem verborgenen Lautsprecher der Stahlkammer drang.
    »Herzlichen Glückwunsch, bester Manuel«, sagte Bolters Hausfreund. »Damit hast du den ersten Preis in unserem Gesellschaftsspiel ›Wie komme ich mit heiler Haut raus aus Valdecs Knast‹ gewonnen.«
    Lucci sprang auf.
    Das Blut rauschte in seinen Ohren, und seine Wangen glühten. Er schämte sich der Tränen nicht, die in seinen Augen standen.
    »Hausfreund«, flüsterte er. »Hausfreund … Bist du es wirklich?«
    »Nein, ich bin eine Halluzination«, entgegnete der Hausfreund beleidigt. »Sei nicht albern, Lucci. Warum sollte ich mir die ganze Mühe machen, nur um mich im Ernstfall als eine deiner Zwangsneurosen zu entpuppen?«
    »Aber was …?« begann Lucci, wurde von der Psiotronik jedoch unterbrochen.
    »Ich würde gern mit dir plaudern, doch die Zeit ist knapp. Trotz meiner bemerkenswerten Raffinesse kann ich den Sicherheitscomputer nur eine gewisse Zeit täuschen. Die Gardisten sind mißtrauischer denn je. In aller Kürze: Tyll, Dorf, Asen-Ger und den anderen geht es gut. Noch. Allerdings planen Zarkophin und Chelskij, euch allesamt umzubringen. Valdec hat sich noch immer nicht gemeldet, und diese beiden Dunkelmänner geraten allmählich in Panik.
    Außerdem gibt es da noch gewisse andere Dinge, die bald eine dramatische, hochwillkommene Änderung der Situation herbeiführen werden …«
    »Was wird geschehen?« fragte Lucci schnell.
    »Geduld, Geduld«, wies ihn der Hausfreund zurecht. »Alles zu seiner Zeit. Hör genau zu, Manuel. In rund zwei Stunden wird ein Signal über das Lautsprechersystem ausgestrahlt. Das Signal zum kollektiven Ausbruch aus diesem bedrückenden Verlies. Halte dich bereit! Vertrau mir.«
    »Einzelheiten!« rief Lucci. »Nenn mir Einzelheiten!«
    Stille.
    Der Hausfreund schwieg.
    Luccis Herz klopfte heftig. Die Erregung zwang ihn, auf und ab zu gehen.
    Frei! dachte er. Endlich frei! Bei allen Sternen, ich kann es nicht glauben!
    Er betrachtete die Stahlkammer, und sie schien ihm jetzt noch enger zu sein als zu Beginn seiner Haft.
    Lucci atmete tief durch. Die Nachricht, daß es Christin Dorf und seinen anderen Freunden gutging, erleichterte ihn.
    Insgeheim hatte er befürchtet, daß die Machthaber des Kaiser-Erde-Trusts schon damit begonnen hatten, ihre Widersacher endgültig zu beseitigen.
    Aber wie, fragte sich Lucci, will der Hausfreund uns befreien? Gewiß, die Psiotronik hat schon während des Kriegs der Kasten bewiesen, über welche Mittel sie verfügt, aber die Toten Räume wurden von den Kaisergarden wie ein Augapfel gehütet.
    Die Stahlkammern lagen in der untersten Ebene des Kerkerkomplexes. Dann folgten zehn Meter Stahlprotop, die mit Sensoren und Hitzedetektoren gespickt waren.
    Selbst mit einem Laserbohrer, überlegte Manuel Lucci, ist ein Durchkommen unmöglich. Der Sicherheitscomputer oder die zahlreichen autonomen Überwachungssysteme würden einen Angriff auf die Barriere sofort bemerken.
    Lediglich drei streng kontrollierte Pneumolifte und die Rohrleitungen der Ver- und Entsorgungseinrichtungen führen durch die Stahlprotopmauer.
    Und über der Mauer liegen die Ebenen des Aufseherpersonals, die Verhörzentren, die Kontrollräume. Eine halbe Legion Kaisergardisten ist über den Toten Räumen stationiert.
    Plötzlich wurde Lucci von Resignation überwältigt. Seine Hochstimmung schwand.
    Unmöglich, sagte er sich wieder. Selbst der Hausfreund ist machtlos.
    Stumm wartete er.
    Lucci besaß keine Uhr. In keiner Stahlkammer gab es eine Uhr. Die Zeit verrann. Ewigkeiten schienen zu vergehen.
    Wie lange konnten zwei Stunden dauern?
    Lucci wartete.
    Seine Resignation verwandelte sich in Verzweiflung. Er wünschte, weinen zu können, doch die Toten Räume hatten längst schon alle Tränen erstickt.
    Unvermittelt wieder das vertraute, elektrisierende Knacken im Lautsprecher.
    »Achtung!« dröhnte die Stimme des Hausfreundes wie eine Fanfare in der erstickenden Enge der Stahlkammer auf. »Achtung! Unternehmen Grünkohl läuft an. In wenigen Sekunden werden sich die Türen der Zellen öffnen. Verhalten Sie sich diszipliniert. Treten Sie auf den Gang, und warten Sie. Die Überwachungssysteme sind für rund fünf Minuten lahmgelegt.
    Mehr Zeit bleibt Ihnen nicht, die Toten Räume zu verlassen.
    Es ist für alles gesorgt.
    Der Countdown beginnt jetzt.«
    Mit einem sachten Knirschen öffnete
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