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Die Terranauten 098 - Duell der Träume

Die Terranauten 098 - Duell der Träume

Titel: Die Terranauten 098 - Duell der Träume
Autoren: Robert Quint
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Die Kaiserkraft-Front drohte das Zielgebiet und damit die Madonna zu überspülen.
    Er zwang sich zur Ruhe.
    »Die Ferntaster zeigen an, daß das Hügelgebiet vor uns noch gebirgiger wird«, sagte er mit mühsamer Beherrschung. »Das bedeutet, daß wir unsere Geschwindigkeit noch weiter verringern müssen. Und die Sturmfront rückt unaufhaltsam näher. Hast du verstanden?«
    Er registrierte, daß seine Hände zitterten.
    Die Raupe ächzte.
    Valdec schaltete tiefer.
    Die Raupe rumpelte quälend langsam die Anhöhe hinauf, und hinter ihr wurde die Senke von den superphysikalischen Hammerschlägen der Kaiserkraft-Front zermalmt.
    »Sie kommt näher«, knirschte Valdec. »Einen Rat! Ich brauche einen Rat!«
    Der Lotse senkte den Kopf. Seine gläsernen, kalten Linsen, die wie halbierte Murmeln aus den Metallkerben seiner Augenhöhlen hervortraten, starrten durch die Panzerglasscheibe.
    Die molekularen Manipulationen hatten das Glas undurchdringlich für die radioaktive Strahlung gemacht, doch dadurch wurde die Dämmerfähigkeit des Materials beeinträchtigt.
    Ohne die Schutzbrille wäre Valdec schon längst erblindet.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte der Lotse schließlich und richtete seine Kunstaugen auf das verschwitzte Antlitz des Lordkaisers. »Sie müssen aussteigen.«
    »Aussteigen?« echote Valdec hohl.
    Hysterisch begann er zu lachen. Der Lotse sagte nichts.
    »Die Strahlung«, stieß Valdec hervor, »wird mich umbringen. Oder der Energiesturm wird mich zerfetzen.«
    »Sie müssen aussteigen«, wiederholte der Lotse. »Der Spezial-Körperpanzer hält die Strahlung für eine Weile ab; für genau sechzig Minuten. In sechzig Minuten könnten Sie es bis zum Zielgebiet schaffen, die Madonna bergen und mit dem MHD-Aggregat in eine Höhe steigen, wo ein Ringo Sie aufnehmen kann.
    Das ist die einzige Chance.
    Mit der Raupe ist es unmöglich.«
    Valdec musterte das radioaktiv verseuchte Land, über dem eine Atmosphäre aus Chlor und Faulgasen lastete.
    »Sechzig Minuten«, murmelte er, »sind nicht viel …«
    »Je länger Sie warten«, erinnerte der Lotse, »desto weniger Zeit haben Sie.«
    Der Lordkaiser zögerte. Seine Gedanken überschlugen sich. Sollte er es wagen? Oder das Unternehmen aufgeben? Aber die Milchstraße brauchte die Madonna, sonst war alles, wofür er gearbeitet hatte – das mächtige Zweite Reich der Menschheit –, auf ewig verloren.
    Er gab sich einen Ruck.
    »In Ordnung«, sagte er rauh. »In Ordnung. Ich versuche es. Informiere das Schiff. Sie sollen einen Ringo und ein Strahlen-Entseuchungsteam bereithalten – für alle Fälle …«
    Der Lotse nickte; eine menschliche Geste, die dem Lordkaiser in diesem Moment wie Hohn erschien.
    Er unterdrückte einen Fluch, verließ seinen Sitz und betrat die mit der Außenschleuse verbundene Kammer hinter der Steuerkanzel.
    Der Körperpanzer erhob sich in dem kunststoffverkleideten Raum wie ein Monolith.
    Valdec tippte ein Programm in seinen Communer. Die Vorderfront des Panzers klappte auf und gab den Blick in die Höhlung frei. Kalt glitzerten die Streben des Exoskelettes.
    Er betrat die Höhlung und schnallte hastig das Exoskelett fest; mit ihm konnte er die Servomotoren und die Steuermechanismen des Körperpanzers kontrollieren.
    Die Vorderfront schloß sich.
    Abrupt verstummte das Maschinengedröhn der Raupe.
    Es wurde totenstill; nur noch seine eigenen, nervösen Atemzüge konnte der Lordkaiser hören.
    Dann knackte es in seinem Ohrempfänger. Die Kunststimme des Lotsen ertönte. »Bereit für das Ausschleusmanöver?«
    »Bereit«, sagte Valdec.
    Er fuhr mit der Zungenspitze über die an der Innenseite des Kopfsegmentes angebrachten Sensortasten. Ein 3-D-Feld entstand und lieferte ihm ein naturgetreues Abbild der Kammer.
    Er bewegte sein rechtes Bein, und das Exoskelett übermittelte der Elektronik des Körperpanzers die entsprechenden Impulse.
    Der Panzer setzte sich in Bewegung und näherte sich mit stampfenden, mächtigen Schritten der inneren Schleusentür.
    Sie glitt auf.
    Das Außentor verriet nicht, welche Hölle hinter dem zwanzig Zentimeter dicken Material aus Stahl, Panzerprotop und exotischen Legierungen tobte.
    »Jetzt«, sagte der Lotse.
    Das Tor öffnete sich.
    Helligkeit. Flammendes, unerbittliches, sengendes Licht. Wind. Fauchende Böen, so giftig, daß ein einziger Atemzug tödlich war. Nur die harte radioaktive Strahlung war unsichtbar. Doch die Instrumente verrieten, wie intensiv sie war.
    Valdec verschwendete keine
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