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Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Titel: Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner
Autoren: Erno Fischer
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sie kennenlernen«, sagte ich zu ihr – schroffer als beabsichtigt.
    Ich wollte ihr keine weitschweifigen Erklärungen geben, weil ich an Quasimodo denken mußte.
    Er sollte im Sterben liegen?
    Es war unfaßlich für mich.
    Ich hatte Quasimodo nur kurz kennengelernt. Er hatte mir die Erinnerung rauben wollen und hatte mich gezwungen, sich von ihm zu entfernen.
    Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Quasimodo hatte es auf einmal sehr eilig gehabt. Spürte er denn zu diesem Zeitpunkt bereits, was mit ihm geschehen würde?
    Ich schaute Cantos an, und Cantos nickte mir zustimmend zu.
    »Ich wollte es dir ersparen«, sagte er entschuldigend.
    Er machte eine umfassende Geste: »Alles dies wollte ich dir ersparen, Llewellyn. Die Genessaner sterben. Es werden immer mehr. Es sind bereits Millionen, aber es werden Milliarden sein. Die ersten Toten hat es vor einer Stunde gegeben.«
    »Du wußtest es und bist dennoch mit uns an Bord gegangen?«
    »Ja, Llewellyn. Es geschah nicht aus freiem Willen, glaube mir. Ich wollte mein Volk nicht im Stich lassen, aber die Hüter des Erbes haben mich dazu gezwungen. Sie haben die Macht, mir Befehle zu erteilen – falls sich bei ihnen eine Mehrheit dafür findet. Ich gehorchte diesem Befehl, weil ich immer noch hoffte, daß sie die neuerliche Katastrophe in den Griff bekommen könnten.
    Hier siehst du selber, daß ich mich irrte.
    Und vor einer Minute bekam ich eine neue Schreckensnachricht: Es geht um den Tafelberg. Es sind in seiner Umgebung heftige Stürme entstanden. Es gibt Wolkenbrüche und …«
    Cantos brach ab.
    Von einer Sekunde zur anderen kippte er einfach um.
    Es ging so schnell, daß ich ihn nicht einmal aufzufangen vermochte. Dabei wäre er beinahe noch auf die kleinere Jana gefallen …
     
    *
     
    Thor 51 stürmte herüber. »Was ist passiert?« fragte er anzüglich – als wollte er damit sagen: »Tja, wenn ich euch mal aus den Augen lasse …«
    Ich ignorierte ihn einfach und beugte mich besorgt über Cantos.
    Sein Körper war bretthart. Die Muskulatur war verkrampft. Ich wußte von ihm, daß er jede Muskelfaser kontrollieren konnte. Diese Fähigkeit war ihm jetzt verlorengegangen.
    Die Seuche! durchzuckte es mich. Ein Gedanke, gegen den ich mich die ganze Zeit über gewehrt hatte.
    Es hat Cantos erwischt! Er hat das Schwingen!
    Sonst hatte kein anderer Gedanke mehr Platz. Ich schrie Cantos an, als könnte ich ihn damit aus der Bewußtlosigkeit wecken.
    Jemand schob mich beiseite. Ich hatte nicht die Kraft, mich dagegen aufzulehnen.
    Der Jemand sagte interessiert: »Aha, ein Schock.«
    Ich blinzelte überrascht und wandte den Blick. Es war Thor 51, der Cantos scheinbar fachmännisch begutachtete.
    Ich erinnerte mich an die Worte von Jana: »Ich werde ihn töten …« Jetzt konnte ich dem gut nachfühlen.
    Langsam stand ich auf – zu einer bedrohlichen Gestalt. Doch Thor 51 gab sich ungerührt. Er untersuchte mit flinken Händen Cantos und murmelte vor sich hin: »Die Muskulatur bretthart verspannt. Ein PSI-Schock. Kein Wunder, denn der Genessaner stand unter einem ungeheuren Streß. Es geht nicht allein um die Geißel, die sein Volk heimsucht. Da muß mehr hinterstecken. Er verschweigt uns eine Menge.«
    Ich wollte ihn erschlagen. Ich wollte einfach die Hände zu Fäusten ballen und auf ihn eindreschen, bis er sich nicht mehr rührte.
    Nichts dergleichen tat ich. Ich stand da, hatte die Fäuste bereits erhoben, lauschte jedoch seinen Worten nach.
    Thor 51 hatte recht. Er hatte, verdammt noch mal, recht. Er behielt einen klaren Verstand, während wir schon vor Pessimismus durchdrehten.
    Etwas kristallisierte sich heraus: Cantos hat nicht das Schwingen!
    Ich blickte zu Jana hinüber, die dastand, ohne sich zu rühren. Ihr Gesicht war eine starre Maske.
    Was war mit ihr los?
    Jetzt kreuzten sich unsere Blicke.
    »Thor 51 hat recht, Llewellyn«, murmelte sie schwach. »Es – es war Zufall, vielleicht, weil ich am nächsten stand? Ich – ich habe einen Teil des Impulses mitbekommen. Cantos stand in Kontakt mit anderen Genessanern. Da wurde der PSI-Impuls, der ihn erreichte, zu einem einzigen Hilfeschrei. Ein PSI-Schock, wie Thor 51 schon vermutet hat. Wir können ihm helfen, wenn wir uns auf ihn konzentrieren und die Verkrampfung lösen. Es ist eine seelische Verkrampfung. So etwas Ähnliches kennt man auch in der Menschenpsychologie. Cantos ist ein Wesen, das lebt, atmet, denkt, handelt. Warum soll es so völlig verschieden sein von einem Menschen? Ein denkendes
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