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Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion
Autoren: Henry Roland
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System dreier Roter Riesen ein so außergewöhnliches stellares Objekt sei, daß es längst katalogisiert sein müsse, auch wenn es sich weit außerhalb des Sternenreichs der Menschheit befand. Diese Unterstellung erwies sich als berechtigt. Der Bordrechner ließ sich fast eine Minute Zeit, um die Daten wirklich hundertprozentig zu prüfen – und wer nur ein bißchen von Datenverarbeitungsprozessen versteht, weiß genau, was eine solche Bearbeitungszeit bedeutet –, aber dann standen die Koordinaten der gesuchten stellaren Konstellation ohne den allergeringsten Makel eines Zweifels fest: BF-1930-12. Die drei roten Riesensonnen waren 1930 Lichtjahre von der Erde entfernt!
    Das Sät keine Strecke, die man während eines Nickerchens zurücklegen kann. Dennoch war für mich der Fall klar – wir mußten hin. Wenn ein Superalien – ich tippte nämlich auf einen Angehörigen der sogenannten Superzivilisationen – sich von den dortigen Vorgängen beunruhigt fühlte, hatten wir, meinte ich, in der Tat einen ernst zu nehmenden Grund, dort einmal gründlich nach dem Rechten zu schauen. Sam – so hatte ich den Fremden provisorisch genannt – mußte sich etwas dabei gedacht haben, als er mich auf die Konstellation BF-1930-12 aufmerksam machte.
    Leider bewies die anschließende Diskussion, daß nicht alle Kampfgefährten meine Ansichten teilten. Die Disziplin, die ich anfangs mit allem Nachdruck gefordert hatte, weil ich glaubte, unsere Effizienz zu erhöhen, war im Zerbröckeln begriffen. Allmählich fielen wir in den gewohnten Zustand endloser Diskussionen zurück, in deren Verlauf man alles zwölfmal durchkaute, bis sich zu guter Letzt herausstellte, daß wieder jemand absolut nichts kapiert hatte. Ich gelange langsam zu der Einsicht, daß Treiber nun einmal eine zu individualistische Sorte Mensch sind.
    Jedenfalls war durch die schweren Verluste, die wir bei der Finstermannoperation einstecken mußten, unter den Beteiligten spürbare Unlust erzeugt worden. Während Dime Mow sich als einziger entschieden auf meine Seite stellte und mein Beharren auf unverzüglicher Verfolgung des Hinweises auf das Dreisonnensystem voll unterstützte, äußerten die Sprecher der Freiwilligen, aus denen sich unsere Kampfgruppe zusammensetzte, sowie die Piraten-Loge, der die IRMINSUL gehörte, die verschiedenartigsten Einwände; alle liefen aber letztendlich darauf hinaus, daß man sich nach dem harten Einsatz im Finstermann-Bereich erst einmal eine längere, wenn nicht gar ausgedehnte Verschnaufpause wünschte.
    »Liebe Freunde«, sagte ich, »das geht nicht. Das geht einfach nicht.« (Eigentlich war ich Oberbefehlshaber unserer Guerilla-Truppe, aber wir waren bereits wieder so weit, daß man mich praktisch zur Rechtfertigung meiner Pläne nötigte.) »Der gesamte industrielle, logistische und militärische Apparat, welcher der Cosmoralität zur Verfügung steht, arbeitet auf Hochtouren am Ausbau ihrer Machtposition. Wenn wir derartig säumig sind, werden ja pro Tag in den Werften mehr Kaiserkraft-Raumschiffe produziert, als wir innerhalb eines Monats Standardzeit vernichten können. Dann könnten wir ja gleich die Händeln den Schoß legen.«
    Der Piraten-Loge jener faszinierenden Logenmeisterin, die man Jana, die Hexe, nannte, gehörten – sie selbst mitgerechnet – nicht weniger als sechs Personen weiblichen Geschlechts an. Diese sechs Frauen hatten die unangenehme Eigenschaft, ihre Blicke nachgerade simultan auf mich zu richten und mich in deren Brennpunkt zu belassen, wenn ich sprach. Dabei entstand in mir jedesmal die größte Nervosität. Ihre Aufmerksamkeit rief mir stets mit unerbittlicher Deutlichkeit die Tatsache ins Bewußtsein, daß sie überhaupt nicht mich sahen, sondern meine menschenunwürdige Kostümierung, die Travestie meines Menschseins, die Maske, unter der sich die Monstrosität des Supertreibers Llewellyn 709 verbarg – nicht mich sahen, sondern den Riemenmann.
    Mit der Zeit fand ich allerdings heraus, es war nur Janas Blick, der mich so betroffen machte. (Aber davon später.) Sie hatte sich von ihrem völlig andersartigen Kontakt mit dem fremden Superwesen einigermaßen erholt – dessen Interesse für das Medaillon, das sie bis dahin um den Hals zu tragen pflegte, war für sie mit sehr üblen Begleiterscheinungen verbunden gewesen, vor allem äußerst schmerzhaften Schwingungen der Molekularstruktur des Körpers –, wirkte jedoch noch ziemlich blaß. Das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch. Ihre
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