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Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion
Autoren: Henry Roland
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offenbar vollkommen verzweifelt, er könne keine Wurzeln schlagen und müsse welken, es sei aus, und so weiter. Dann sackt er zusammen und stirbt. Na, mein Vater dachte sich seinen Teil, im agrikulturellen Gewerbe sind der Alkoholismus und andere Suchtformen ja verbreitet. Er fand in den Taschen des Toten nichts außer Barbituraten und einem daumennagelgroßen, fliederfarbenen Kristall. Die Polizei sorgte dafür, daß der unbekannte Tote eine Sozialeinäscherung bekam, und damit war der Fall abgeschlossen.
    Mein Vater aber hatte sich in seiner Landwirtsverschmitztheit gedacht, den Klunker könne er seiner Tochter zum Geburtstag schenken und damit eine Ausgabe sparen. Naja, wenigstens ließ er den Stein einfassen, und so schenkte er mir zum nächsten Geburtstag das Medaillon.
    Zu jener Zeit war meine PSI-Begabung bereits erkannt und wissenschaftlich bewertet worden. Auf einer Welt wie Daerra mußte so etwas natürlich unserer ganzen Familie scheele Blicke eintragen. Nun, man kann über meinen Vater sagen, was man will – er war ein stinkkonservativer Bauer, daran gibt’s keinen Zweifel, und seine Bildung war gleich Null –, aber er hat immer, auch in den kritischsten Momenten, unbedingt zu mir gehalten. Deshalb verkörpert er noch heute meine einzige angenehme Erinnerung an Daerra …
    Tja, Llewellyn, wie erging’s der kleinen Jana mit dem »Kristall des Todes«? Wie du siehst, lebe ich noch. Ich hatte – möglicherweise dank meines PSI-Potentials und meiner ausgeprägten kindlichen Phantasie – eigentlich nie Schwierigkeiten mit dem Kristall. Mir war häufig, als versuche der Stein, irgendwie zu mir zu sprechen, als wolle er irgend etwas von mir, und sehr oft träumte ich von riesigen Wäldern, von Bäumen, deren Gipfel die Sterne berührten, und von Landschaften voller sonderbarer, fremdartiger Gewächse mit wundervoller Blütenpracht. Später tat sich dann noch etwas, das uns den Nachbarn suspekter als je zuvor machte.
    Dazu muß ich bemerken, daß mein Vater in seiner Gerissenheit stets mehrere kleine Nebenanbauflächen unterhielt, darunter eine mit einer Tulpenart. Und von dem Jahr an, in welchem der Kristall in unseren, beziehungsweise in meinen Besitz kam, schossen die Tulpen derartig üppig empor, daß mein Vater das Feld vergrößerte. Aber auch die Erträge der übrigen Felder – wir hatten hauptsächlich Reis und Bambus – fielen von da an bedeutend besser aus. Die Leute, die von meiner PSI-Gabe wußten, ohne sich wirklich was darunter vorstellen zu können, machten flott mich dafür verantwortlich und infolgedessen bekam ich meine Bezeichnung »Jana die Hexe« schon als Kind angehängt. Aber mein Vater pfiff nur vergnügt vor sich hin, glaubte unentwegt an sein glückliches Händchen und fuhr jedem über den Mund, der Frechheiten daherredete. Er erzielte Jahr für Jahr größere Erträge und damit höheren Absatz, solange ich auf Daerra blieb.
    Als ich volljährig war, kam ich weiter herum und erfuhr schließlich auch die Geschichte, die sich um den geheimnisvollen »Kristall des Todes« wob. Da war mir freilich auf Anhieb klar, was mein Vater mir arglos zum Geschenk gemacht hatte, aber da ich mich nicht beklagen konnte, flößte mir das keinen allzu großen Schrecken ein. Ich habe meinem Vater nie etwas verraten.
    Nichtsdestotrotz, Daerra war kein Aufenthaltsort für mich, erstens wegen seiner provinziellen, rückständigen Verhältnisse, die ich bereits angedeutet hatte, zweitens hatte ich ja meinen Ruf, der mich dann doch erheblich nervte.
    Ich machte mich also nichts wie weg von Daerra und verdrückte mich nach Zoe, um die Treiberlaufbahn einzuschlagen. In all den Jahren, die seither vergangen sind, hatte ich niemals irgendwelche Probleme mit dem Medaillon – bis kürzlich im Finstermann-Bereich sich jener unbekannte Superalien dafür interessierte.
    Wie alt …? Hm, ich habe keine Ahnung, ob man den Stein jemals radiologisch untersucht hat … O doch, das weiß ich. Das Jahr, in welchem er allem Anschein nach auf Daerras Oberfläche gestürzt ist, war zweitausendvierhundertfünfundsiebzig.
    Ach? Oh! Nein, ich wußte nicht, daß das David terGordens Geburtsjahr ist.
    ENDE

In der nächsten Woche erscheint als Band 78:
     
»Vorstoß nach Shondyke«
    von Robert Quint
     
    Shondyke, die ehemalige Zentralwelt der Grauen Garden, hat sich unter dem Einfluß eines Yggdrasil-Ablegers völlig vom Rest der Galaxis abgekapselt. Damit fehlt Chan de Nouille, der Herrin der Garden, die Keimzelle für ihre
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