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Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion
Autoren: Henry Roland
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seine Befehle ins Mikrofon, während Melwine und der andere Schatten ihm Bückendeckung gaben. Das Toben im Leitzentrum kam nun allmählich zum Erliegen, aber die Woge heller Panik schwappte von einem zum anderen Stockwerk des Raumhafen-Towers abwärts. Zugleich griff auch die Selbstmordwelle rapid um sich.
    Als Melwine durchs Transparentprotop nach unten spähte, sah sie Scharen von Gardisten in unordentlichen Haufen ins Freie rennen, zum Teil, so vermutete sie, sogar ohne Atemmasken, denn viele Männer brachen unterwegs aus von oben unersichtlichen Gründen zusammen. Ein allgemeiner Ansturm auf die startbereiten Ringos setzte ein. Aus der Höhe des Turmgebäudes wirkten die Menschen wie ein Heer von außer Rand und Band geratenen Ameisen. Einige besonnene Befehlshabende versuchten, die Ordnung wiederherzustellen, aber es fehlte an klaren Abgrenzungen der Zuständigkeit, und schließlich griffen immer mehr Graue zu ihren Waffen, um sich durchzusetzen oder sich den Weg freizuschießen.
    Ein Ringo nach dem anderen hob ab, völlig überladen und überfüllt. Andere Kleinraumer, die aus dem All einflogen, um zu landen, drehten angesichts der unüberschaubaren, unklaren Verhältnisse auf den Landefeldern und des Ausbleibens unzweideutiger Funkbefehle wieder ab.
    Melwine lief hinüber zu den Funkanlagen. Laserschüsse hatten etliche Geräte zerschmolzen. Ein Großteil war ohnehin desaktiviert. Sie versuchte, sich mit den Bedienungselementen zurechtzufinden. Unverständliche Wortfetzen ertönten aus den Lautsprechern, zerhackt von Zirpen und Gezwitscher. Die Bildschirme zeigten nur bunte Muster und grelles Geflimmer. Erbittert hämmerte Melwine mit einer Faust auf die Armaturen. »Hallo! Hier spricht der Galacto-Tower! Können Sie mich hören? Hallo, hören Sie mich?« Angestrengt lauschte sie in das Rauschen starker Interferenzen.
    »Wahrscheinlich ist die Sendeleistung infolge des Energiemangels zu gering«, meinte die Kommandeuse von der PATTON, die sich an ihre Seite begeben hatte. »Damit kommen wir nicht durch.«
    Draußen entbrannte auf den Landefeldern ein wütendes Ringen um Plätze an Bord der letzten drei Ringos. Für jeden Grauen, der noch hineingelangte, brachten vier andere sich gegenseitig um. Es war ein gräßliches, würdeloses Schauspiel, ausgelöst von einer Kommandantin, die sich hatte vergöttern lassen, nur um zu guter Letzt jenen, die emotional von ihrem Wohlwollen abhängig geworden waren, grausam den Rücken zu kehren und einen bequemen Abgang zu wählen.
    In diesem Moment erschollen vom Korridor Rufe nach Hauptmann Krüger. Der Hauptmann stapfte wie ein Schlafwandler über Tote und Sterbende hinweg zum Eingang. Ein Trupp von fünfzehn Graugardisten stürmte herein, bewaffnet mit Stunnern. Krügers Team erregte einen relativ disziplinierten, tüchtigen Eindruck, aller Wahrscheinlichkeit nach zurückzuführen auf den von ihm erhaltenen, unmißverständlichen Befehl, der es den Männern ermöglicht hatte, sich inmitten dieser Wirrnis an eine konkrete Aufgabe zu klammem.
    Krüger weihte sie kurzgefaßt ein; noch stockte er häufig beim Sprechen, aber seine Stimme bezeugte schon wieder eine gewisse Autorität und Kompetenz. »Sicherstellung des Funktionierens der Überlebenssysteme. Drittens, Organisation der Aufräumungsarbeiten. Viertens, Inventur der Lagerbestände, besonders der Proviantvorräte. Fünftens …«
    Finsternis begann, den Tower wie ein Mantel zu umhüllen. Die letzten Ringos verschwanden mit irrlichterndem Schillern zwischen den heraufgezogenen Wolkenbänken. Vielfach verästelte Blitze begannen, den nächtlichen Horizont zu zerspalten. Der Schein einiger weniger Leuchtkörper verbreitete nur noch Dämmerlicht im Leitzentrum, als Melwine entmutigt von den Funkanlagen zurücktrat. Sie stützte die Ellbogen auf eine Konsole und dann den Kopf in die Hände. Zweifel suchten sie heim.
    »Dennoch«, sagte sie schließlich laut und trotzig. »Vielleicht wird die Cosmoralität uns eines Tages dafür dankbar sein, daß wir nicht aufgegeben haben. Möglicherweise braucht sie Shondyke Zwo einmal nötiger denn je. Dann wird man unsere Hartnäckigkeit anerkennen.«
    Die Queen drückte ein Ohr an einen Lautsprecher. »Das bezweifle ich«, sagte sie, während sie auf das ferne Wispern lauschte. »Eben kommt ein Befehl, den Planeten nicht mehr anzufliegen. Massenweiser Amoklauf, heißt es, wahrscheinlich auf Einwirkung der Sporen zurückführbar. Sobald die Cosmoralität davon erfährt, wird man das
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