Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion
Autoren: Henry Roland
Vom Netzwerk:
Trisystem voraussichtlich zur verbotenen Zone erklären.«
    Melwine straffte sich entschlossen. Als Krüger zu ihr kam, riß sie ihm das Abzeichen mit Nugades Porträt von der Brust und warf es in hohem Bogen beiseite. »Na schön«, rief sie, »wenn wir der Cosmoralität nicht mehr dienen können, gründen wir eben eine Kolonie. Wir Grauen müssen endlich lernen, unsere kleinen grauen Zellen zu gebrauchen. Ist das vielleicht keine lohnenswerte Aufgabe?«
     
    *
     
    Janas Erzählung
    Am besten fange ich die Geschichte des Kristalls, den auf meiner Heimatwelt die wenigen Eingeweihten »Kristall des Todes« nenne, mit mir selbst an. Ich stamme von Daerra, einem schon früh besiedelten Planeten im Innensektor des Sternenreichs. Wie soll man Daerra beschreiben? Man beschreibt ihn am treffendsten, wenn man feststellt, daß es dort praktisch unaufhörlich regnet. Für gewisse Agrikulturen ist das anscheinend gut, und manche Leute mögen das, wenn dauernd alles matschig ist und es weit und breit sprießt, ob du’s glaubst oder nicht. Zum Ausgleich hat’s überall Atomsonnen, auf riesigen Pfeilern, in öffentlichen Kuppeln, in Treibhäusern. Die Atomsonnenfabrikation ist die einzige größere Industrie auf Daerra. Und die Eltern dort hätten’s halt gerne, daß ihre Söhne oder Töchter jemanden heiraten, der mit Atomsonnen zu tun hat, mindestens im Einzelhandel, in der Wartung, am willkommensten wäre aber natürlich ein Fabrikantenabkömmling als Schwiegerkind. Du kannst dir diese geistige Beschränktheit gar nicht vorstellen, Llewellyn, es ist grausig. Deshalb wandert fast die Hälfte der Jugend mit Erreichen der Volljährigkeit aus. Ein junger Mensch, der ein bißchen Schwung und Unternehmungslust kennt, möchte doch nicht sein Lebtag im Schlick herumstiefeln!
    Das hat dann später auch bei meinem Entschluß, von Daerra abzuhauen, eine Rolle gespielt. Es kam aber noch etwas anderes dazu, das ich gleich erwähnen werde.
    Was ich jetzt erzähle, ist selbstverständlich eine Zusammenfassung einer ganzen Anzahl anderer Geschichten. Nur einen kleinen Teil weiß ich aus eigener Erfahrung. Auf jeden Fall sind das die Fakten, wie sie den Leuten auf Daerra bekannt sind, die über den Kristall Bescheid wissen.
    Eines Tages ging ein Meteor auf Daerra nieder. Nichts Ungewöhnliches, klar - eine Handvoll Menschen beobachtet abends eine Sternschnuppe und vergißt sie bis zum nächsten Tag. So wäre es auch in diesem Fall gewesen, hätte man nicht am folgenden Morgen einen Farmer bei seinem Feld tot aufgefunden. Abgesehen davon, daß sein Herz stehengeblieben war, lag die Todesursache im unklaren. Anscheinend war er durch einen starken Schock gestorben. In seiner Faust fand man einen ovalen, fliederfarbenen Kristall, groß wie ein Daumennagel.
    Ein Agronom nahm ihn mit nach Hause. Er soll von dem Tag an unter heftigen Alpträumen gelitten haben. Mit der Zeit verfiel er in den Wahn, eine Pflanze werden zu müssen. Bevor jemand Schlimmes befürchtete, infizierte er sich selbst mit Schwämmen und starb an Überwucherung. Sein Leichnam kann noch heute im Kulturhistorischen Museum Daerras besichtigt werden – das heißt, man sieht nur eine Art von länglichem Hügel, auf dem dicht an dicht die herrlichsten, saftstrotzendsten Pilze gedeihen.
    Danach gelangte der Kristall irgendwie in den Besitz eines Geologen. Ich glaube, falls ich mich richtig entsinne, war er Sammler seltener Mineralien und erwarb den Stein auf einer Auktion. Kurz darauf jedenfalls lief er wie aus heiterem Himmel Amok, und ein Polizeikommando knallte ihn ab. Seine Witwe erbte den Kristall. Einige Zeit später vergiftete sie sich mit einem Insektizid. Angeblich hatte sie vorher wiederholt geäußert, sie sei eine wunderschöne Blume und müsse sich gegen das Anknabbern durch greuliche Asseln immunisieren.
    Dann brach irgendwer in das zeitweilig unbewohnte Haus ein und entwendete neben anderem auch den Kristall. Er hatte schon seinen Ruf als »Kristall des Todes«, und daß er nun für eine Weile verschwand, machte ihn bloß noch unheimlicher. Man munkelte unter den schlichten Farmergemütern allerlei abergläubisches Zeug, das jeder Grundlage entbehrte und das hier zu wiederholen sich einfach nicht lohnt.
    Etwa ein Jahr später – ich muß damals fast fünf gewesen sein, würde ich sagen – fuhr mein Vater eines Abends mit dem Hoover vom Feld heim. Da rennt ihm plötzlich ein ausgemergelter Kerl vor das Fahrzeug, total zerlumpt, völlig wirr, und faselt irgend etwas,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher