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Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Titel: Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten
Autoren: Andreas Weiler
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Boden. Das RZS-Feld war endgültig in sich selbst zusammengefallen, aber noch immer mußte eine dünne Verbindung zur Weltraumstraße bestehen, denn das RZS saugte Luft ab.
    Chan de Nouille stemmte sich dem Sog entgegen, aber der gefrorene Boden bot nur wenig Halt.
    »Abschalten!« In ihren Ohren dröhnte und rauschte es. »Abschalten! Die Energie zum Hochfrequenzschwingungsfeld unterbrechen!«
    Sie hatte die Augen zusammengekniffen, aber selbst durch die geschlossenen Augenlider hindurch drangen die Farbexplosionen und Leuchterscheinungen an ihre Pupillen. Schreie, das Knattern und Knistern und Rasseln außer Kontrolle geratener Aggregate.
    Dann Stille.
    Der Sog löste sich auf. Chan de Nouille kam wieder auf die Beine.
    Der größte Teil der PSI-Fokussierer war auseinandergeplatzt. Der HSF-Generator war nicht mehr als ein glühender Schlackehaufen. Zwei Gardenwissenschaftler waren von umherfliegenden Trümmerstücken schwer verletzt worden.
    Die Große Graue blickte zurück.
    Das RZS-Feld war endgültig verschwunden. Und Yggdrasil …
    Die Elmsfeuer hatten sich aufgelöst. Die gewaltige Krone des Weltenbaums bewegte sich nicht mehr. Tot und stumm. Eine versteinerte Anklage.
    Shondyke, dachte Chan de Nouille, als sie zu den Grauen zurückkehrte. Shondyke in der Feuerschale. Endgültig abgeschnitten.
    »Die beiden Terranautinnen kommen wieder zu sich«, meldete ein Grauer und deutete kurz zum Fuß der aufsteigenden Talwände. »Eliminieren?«
    Die Große Graue warf ihr langes rotes Haar zurück und schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein. Die Berichte über ähnliche Experimente auf Onyx sind eindeutig. Sie werden die Erinnerung an die Zeit der psionischen Stasis verloren haben. Sie werden sich nur an den Augenblick zurückerinnern können, zu dem sie die Wiederbelebung versuchten.« Sie blickte sich um. Chaos. Das Ende ihrer Träume. »Es ist offensichtlich. Ein PSI-Rückstau, der ihre Bemühungen zunichte machte. Die Techno-Arbiter sind keine Gefahr. Ebensowenig die Renegaten-Queen. Sie werden sich ebenfalls an nichts erinnern können.«
    »Gehört und bestätigt.«
    Einer der Wissenschaftler trat mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an ihre Seite.
    »Wir empfangen nach wie vor psionische Signale«, meldete er. »Sie stammen einwandfrei von Yggdrasil. Sie sind weitaus schwächer als die vor unserem … Experiment. Aber ganz offensichtlich ist der Weltenbaum nicht völlig tot. Es ist … Nun, es ist, als hätte sich im entscheidenden Augenblick ein unbekannter Schutzmechanismus eingeschaltet.« Er sah die unausgesprochene Frage im Gesicht der Großen Grauen. »Nein, die PSI-Aktivität reicht zu einer Erzeugung eines neuen Raum-Zeit-Stroboskops nicht aus.«
    »Wird Yggdrasil Misteln liefern können?«
    »Vielleicht. Das ist schwer zu sagen. Unsere Experimente haben sie erneut schwer geschädigt … Trotz dieses rätselhaften Schutzfaktors.« Er sah zum Weltenbaum empor. »Es kommt darauf an, ob die rudimentäre Reaktivierung stabil genug sein wird. Aber selbst dann … Einige wenige Misteln im Jahr, mehr wahrscheinlich nicht.«
    Chan de Nouille nickte müde und schritt auf ihren MHD-Gleiter zu. Hier gab es nichts mehr zu tun.
    Bald darauf kehrten Stille und Einsamkeit ins Heilige Tal zurück.
     
    *
     
    Kilimandscharo-Stadt, Region OSTAF, 22. September 2503, 23.11h Standardzeit
    Am Isolationsgürtel, den Graue Garden und lokale Polizeieinheiten um Kilimandscharo-Stadt gelegt hatten, wurde der Gleiter das siebte Mal angehalten und kontrolliert. Davids Status als Sonderbeauftragter des Konzils war Legitimation genug.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte die leitende Queen. »In der Stadt herrscht das Chaos.«
    Sie flogen weiter.
    »Eine neue Taktik«, kommentierte Sarneyke Eloise, als sie sich den dunklen Konturen der Millionenstadt näherten. »Man ignoriert die Aufständischen weitgehend. Können Sie sich vorstellen, was es für die Einwohner von Kilimandscharo-Stadt bedeutet, alle Verbindungen nach außen verloren zu haben? Keine Lebensmittel mehr. Keine anderen Versorgungsgüter. Nichts. Wie lange reichen die Vorräte einer Millionenstadt? Einen Tag? Zwei Tage? Und was dann?«
    David nickte schweigend. Es war noch harmlos. In seiner Phantasie malte er sich aus, was geschähe, wenn es zu einem weltweiten Aufstand und einem dementsprechenden Gegenschlag der Grauen Garden kam. Ein Blutbad ohnegleichen. Die Toten Zonen, dachte er, sind nur ein Vorgeschmack.
    Als sie über die nördlichen Ausläufer der Stadt
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